Sechstes Buch

Das Buch vom schicksal

Erster Canto

Das Wort des Schicksals

In stillen Bereichen, die an die Ebene des Sterblichen grenzen,

Zog hin über eine weite Fläche von strahlendem Frieden

Narad, der himmlische Weise vom Paradies,

Singend durch die weite und glänzende Luft.

Angelockt von der goldnen Sommererde,

Die unter ihm lag wie eine glühende Schale

Auf einer Tafel der Götter übergekippt,

Sich drehend wie von unsichtbarer Hand bewegt,

Um die Wärme und Glut einer kleinen Sonne zu erhaschen,

Kam er herüber von den frohen Pfaden der Unsterblichen

In eine Welt der Mühe und Suche und des Kummers und Hoffens,

In diese Räume des Schaukelspiels von Leben und Tod.

Über eine nicht greifbare Grenze von Seelenraum

Ging er vom Mental in das Stoffliche über,

Mitten unter die Erfindungen des nichtbewussten Selbstes

Und die Arbeitsweisen einer blinden schlafwandelnden Kraft.

Unter ihm kreisend brannten Myriaden von Sonnen:

Er trug die Kräuselungen des ätherischen Meeres;

Eine Urluft brachte die erste Berührungsfreude;

Ein geheimer Geist schöpfte seinen gewaltigen Atem,

Zusammenziehend und ausdehnend diese riesige Welt

In ihrem ungeheuren Kreislauf durch das Leere;

Die geheime Macht des schöpferischen Feuers

Entfaltete ihre dreifache Kraft zum Erbauen und Gestalten,

Ihren webenden Tanz winziger Wellenfunken,

Ihre nebelartigen Einheiten, die Form und Masse begründen,

Magisches Fundament und Muster einer Welt,

Ihre Strahlkraft, die berstend zum Licht der Sterne wird;

Er spürte einen Saft des Lebens, einen Saft des Todes;

In die dichte Gemeinschaft fester Materie

Tauchend, ihre obskure Einheit der Formen,

Teilte er Wesenseinheit mit einem stummen Geist.

Er gewahrte das kosmische Wesen bei seinem Wirken,

Seine Augen maßen die Räume, schätzten die Tiefen,

Sein innerer Blick erfasste die Bewegungen der Seele,

Er sah die ewige Arbeit der Götter

Und schaute auf das Leben von Tier und Mensch.

Die Stimmung des Sängers änderte sich nun,

Ein Entzücken und ein Pathos ergriff seine Stimme;

Er sang nicht mehr vom Licht, das nie vergeht,

Von Einheit und reiner immerwährender Seligkeit,

Er besang nicht mehr das todlose Herz der Liebe,

Sein Gesang war eine Hymne von Unwissenheit und Schicksal.

Er sang den Namen Vishnus und von der Geburt

Und Freude und Passion der mystischen Welt,

Und wie die Sterne erschaffen wurden und das Leben begann

Und die stummen Regionen sich rührten mit dem Pochen einer Seele.

Er sang vom Nichtbewussten und seinem geheimen Selbst,

Seiner allmächtigen Kraft, die nicht weiß, was sie tut,

Alles gestaltend ohne Willen oder Denken oder Sinn,

Seinem blinden unfehlbaren okkulten Mysterium,

Und von Finsternis, die sich nach dem ewigen Lichte sehnt,

Und von Liebe, die im düsteren Schlunde brütet

Und auf die Antwort des menschlichen Herzens wartet,

Und vom Tod, der empor zur Unsterblichkeit klimmt.

Er sang von der Wahrheit, die aus der Nacht blinden Tiefen schreit,

Und der Mutterweisheit, die in der Brust der Natur sich verbirgt,

Von der Idee, die durch deren Stummheit wirkt,

Und vom Wunder ihrer verwandelnden Hände,

Vom Leben, das im Stein und in der Sonne schlummert,

Und vom subliminalen Mental im mentallosen Leben

Und dem Bewusstsein, das in Tier und Mensch erwacht.

Er sang von der Glorie und dem Wunder, die noch geboren werden,

Von Gottheit, die schließlich ihren Schleier abwirft,

Von göttlich gewordenen Körpern und selig gewordenem Leben,

Unsterblicher Süße, die unsterbliche Macht umarmt,

Herz das Herz empfindet, Denken geradewegs auf Denken blickt,

Und von der Wonne wenn jegliche Schranke fällt,

Und von der Verklärung und der Ekstase.

Und als er so sang, da weinten die Dämonen vor Freude,

Absehend das Ende ihres langen schrecklichen Werkes

Und die Niederlage, auf die sie vergeblich hofften,

Die freudige Erlösung von ihrem selbstgewählten Verderb

Und Heimkehr in den Einen, aus dem sie kamen.

Er, der die Sitze der Unsterblichen erobert hat,

Kam herab zu Menschen auf der Erde, der göttliche Mensch.

Als stieße nieder ein Blitz, fiel eine Glorie herab,

Sich nahend bis die entzückten Augen des Weisen

Aus leuchtender Wolke blickten und, eigenartig gezeichnet,

Sein Angesicht, eine wunderschöne Maske von uralter Freude,

Im Lichte erschien, herabkommend wo sich

Der Palast König Aswapatis zu den Winden

In Madra erhob, blühend empor in feinem Stein.

Dort hieß ihn der weise und besonnene König willkommen,

An seiner Seite ein Wesen, schön, leidenschaftlich, klug,

Aufstrebend wie eine Opferflamme

Von ihrem Erdsitz durch leuchtende Luft zum Himmel empor,

Von königlichem Ansehen, die menschliche Mutter von Savitri.

Dort für eine Stunde, unbehelligt von der Belagerung der Erde,

Ließen sie Alltagsleben und Sorgen hinter sich und saßen

Der hohen rhythmischen Stimme zugewandt,

Während der himmlische Seher in seinem gemessenen Gesang

Von den Mühen der Menschen sprach und wonach die Götter

Auf Erden trachten, und von der Freude, die hinter

Dem Wunder und dem Mysterium des Schmerzes pocht.

Er sang zu ihnen vom Lotusherz der Liebe

Mit all seinen tausend leuchtenden Knospen der Wahrheit,

Das zitternd schläft, verschleiert von äußeren Dingen.

Es bebt bei jeder Berührung, es strebt zu erwachen

Und eines Tages wird es eine selige Stimme hören

Und wird im Garten der Gemahlin erblühen,

Wenn sie von ihrem entdeckten Herrn ergriffen wird.

Eine machtvoll schauernde Windung von Ekstase

Ringelte sich durch das tiefe Innerste des Universums.

Aus der Benommenheit ihres Stoffes, den Träumen ihres Mentals,

Erwachte sie und schaute auf Gottes unverhülltes Antlitz.

Wie er sang und durch irdische Zeit Entzücken sich stahl

Und die Himmel packte, kam mit einem Ruf von Hufen,

Wie von ihrem geschwinden Herz angetrieben, Savitri;

Ihr strahlender Schritt schimmerte über den Boden her.

Ein glückliches Wunder in ihrem unergründlichen Blick,

Kam sie durch den Lichtkranz ihrer Liebe verklärt;

Ihre Augen reich an leuchtendem Hauch der Freude

Wie eine, die von einer himmlischen Gesandtschaft kommt

Und die stolze Sendung ihres Herzens erfüllt,

Eine, die da trägt die Einwilligung der Götter

Zu ihrer Liebe und deren leuchtenden Ewigkeit,

So stand sie vor dem Throne ihres mächtigen Vaters,

Und, begierig nach Schönheit auf der entdeckten Erde,

Die verwandelt und neu in ihres Herzens Zauberlicht,

Sah wie eine Rose des Wunders, anbetend,

Die feuergetönte Lieblichkeit des Himmelsohnes.

Er warf auf sie seinen weiten unsterblichen Blick;

Sein inneres Schauen umgab sie mit seinem Licht

Und zügelnd Wissen auf seinen unsterblichen Lippen

Rief er ihr zu: „Wer ist sie, die da kommt, die Braut,

Die Flammengeborene, und um ihr erleuchtetes Haupt

Die Lichter ihres hochzeitlichen Prunks verströmt,

Die sie blitzend umkreisen? Von welch grünem Lichtungsschimmer,

Der sich zurückzieht in taubenetzte Schweigsamkeiten

Oder halbsichtbare Ränder mondbetrogener Gewässer,

Bringst diese Glorie entzückter Augen du mit?

Die Erde hat goldne Flächen, schattige Hügel,

Die ihre träumenden Phantom-Häupter in Nacht einhüllen,

Und geschützt in einer klösterlichen Freude der Wälder

Sinken abgeschirmte Ufer in Glückseligkeit ab,

Ergriffen von den geschwungenen unaufhörlich sehnenden Händen

Und Wellenpassion des emporschauenden Stromes:

Im kühllippigen Gemurmel seiner reinen Umarmung

Verlieren sie ihre Seelen in Betten zitternden Schilfes.

Und all dies sind geheimnisvolle Gegenwarten,

In denen eines Geistes unsterbliche Seligkeit spürbar ist,

Und sie verleiten das erdgeborene Herz zur Freude.

Dort hast du verweilt und ertrugest bewundernd Augen

Dir unbekannt, oder hörtest eine Stimme, die dein Leben zwang,

Sein Glück durch deine lauschende Seele zu spannen?

Oder, traute mein Denken diesem schimmernden Blick,

Würde es sagen, du trankest nicht aus irdischem Kelch,

Sondern schreitend durch azurblaue Schleier des Mittags

Warst du umgeben rings an einem magischen Saum

Von helleren Gefilden als Menschenauge erträgt.

Bestürmt von Scharen von Stimmen der Wonne

Und ergriffen inmitten eines sonnenhellen Zaubers der Zweige

In Feenwäldern, hinabgeleitet die schimmernden Hänge

Von Gandhamadan, wo die Apsaras umherschweifen,

Nahmen deine Glieder an Spielen teil, die noch niemand sah,

Und in Gottwinkeln wandelte dein menschlich Schreiten,

Dein sterblicher Busen bebte von Gottsprache

Und deine Seele erwiderte einem unbekannten Wort.

Welch Götterfüße, welch bezaubernde Himmelsflöten

Haben hohe Weisen erschallen lassen, von nah und fern

Durch linde und schwelgende Lüfte hergeweht,

Die immer noch du verwundert hörst? Sie haben

Dein Schweigen mit roter seltsam verzückter Frucht genährt

Und du hast die blassen Mondgipfel der Seligkeit beschritten.

Tu kund, O mit Licht Beflügelte, woher du geflogen bist

Durch die grün verworrene Erde hellfarbig eilend,

Dein Körper im Rhythmus mit dem Ruf des Frühlingsvogels.

Die leeren Rosen deiner Hände sind gefüllt

Nur mit ihrer eigenen Schönheit und dem Schauer

Einer erinnerten Umarmung, und in dir glüht

Ein himmlisches Gefäß, dein festes inbrünstig-honigsüßes Herz,

Frisch überreich gefüllt mit einem süßen und nektarreichen Wein.

Du sprachest nicht mit den Königen der Pein.

Die gefährliche Musik des Lebens klingt noch in deinem Ohr

Weitmelodiös, schnell und großartig, der Gesang eines Zentauren,

Oder sanft wie Wasser, das zwischen Hängen plätschert,

Oder machtvoll wie ein großartiger Choral von vielen Winden.

Mondhell lebst du in deiner inneren Seligkeit.

Du kommst daher wie ein Silberreh durch Haine

Von Korallenblumen und Blüten glühender Träume,

Oder wehst einer Windgöttin gleich durch das Laub

Oder streifst, O rubinäugige und schneegefiederte Taube,

Flatternd durch Dickichte deiner reinen Wünsche

In der unversehrten Schönheit deiner Seele.

Dies alles sind nur Bilder für deine Erde,

Doch wahrste Wahrheit dessen, was in dir schläft.

Denn so ist dein Geist, eine Schwester der Götter,

Lieblich den Augen ist dein irdischer Körper

Und an Freude bist du verwandt mit den Söhnen des Himmels.

O du, die du kamst in diese große gefahrvolle Welt,

Die du jetzt durch den Glanz deiner Träume nur siehst,

Wo Liebe und Schönheit kaum sich behaupten können,

Du selbst ein Wesen gefährlich groß,

Allein hat eine Seele in einem goldnen Haus des Denkens

Ummauert von der Sicherheit deiner Träume gewohnt.

Wenn auf Höhen des Glücks, das Verhängnis schlafend lassend,

Das ungesehen das unbewusste Leben der Menschen jagt,

Dein Herz eingeschlossen in das Gold des Ideals leben könnte,

So hoch, so glücklich könnte dein Wachen sein!

Dürfte Verhängnis schlummern für alle Zeit!“

Er sprach, doch hielt von den Worten sein Wissen zurück

Wie eine Wolke mit dem lebhaften Lachen der Blitze spielt,

Aber in ihrem Innersten noch den Donner verhält,

So ließ er nur helle Bilder entfliehen.

Seine Rede, gleich holder Musik, verbarg seine Gedanken;

So wie ein Wind die klare Sommerluft umschmeichelt,

Sprach die, voll Mitleid mit Sterblichen, nur zu ihnen

Von lebendiger Schönheit und gegenwärtiger Seligkeit:

Das Übrige verbarg er in seinem allwissenden Mental.

Für jene, die seine himmlische Stimme hörten,

Schien der Schleier, den Himmels Erbarmen über künftig Leid wirft,

Der Unsterblichen Gutheißung nie endender Freude zu sein.

Doch Aswapati antwortete dem Seher; –

Sein lauschend Mental hatte den zweideutigen Schluss bemerkt,

Hinter den Worten einen unheilvollen Schatten gespürt,

Doch ruhig wie einer, der stets im Antlitz des Schicksals thront,

Hier inmitten der gefahrvollen Konturen des Erdenlebens,

Erwiderte er auf verborgene Gedanken mit vorsichtiger Rede:

„O todloser Weiser, der du hier um alle Dinge weißt,

Könnte ich doch beim Lichtstrahl meines eigenen Wünschens

Durch den geschnitzten Schild der Symbolbilder lesen,

Den du vor dein himmlisches Mental gehalten hast,

So säh ich die Schritte eines jungen gottgleichen Lebens

Leuchtenden Auges auf Erden froh beginnen;

Zwischen dem Unkennbaren und dem Ungesehenen

Geboren an den Grenzen zweier Wunderwelten,

Flammt es Symbole des Unendlichen aus

Und lebt in einem großen Licht von inneren Sonnen.

Denn gelöst und gelesen hat es die Zaubersiegel;

Getrunken hat es von den Freudenquellen des Unsterblichen,

Geschaut hat es durch die Juwelenschranken des Himmels,

Betreten hat es die strebende Heimlichkeit,

Blickt über irdisch gewohnte Dinge hinaus

Und verkehrt mit den Mächten, die die Welten erbauen,

Bis durch die lichten Tore und mystischen Straßen

Der Stadt aus Lapislazuli und Perlen

Stolze Taten schreiten, eine Formation und ein Marsch von Göttern.

Obwohl in Pausen unserer Menschenleben

Die Erde einige kurze vollkommene Stunden dem Menschen schenkt,

In denen der unstete Schritt der Zeit

Wie der ewige Augenblick erscheint, den die Todlosen leben,

Ist dieser Hauch doch selten auf der Welt des Sterblichen:

Kaum werden eine Seele und ein Körper hier geboren

In dem gnadenlos beschwerlichen Lauf der Sterne,

Deren Leben die paradiesische Note zu halten vermag,

Sein Rhythmus die vielstimmige Melodie wiederholen,

Die unermüdlich durch die verzückte Luft pulsiert,

Erhascht in dem Gesang, der die Glieder der Apsara beschwingt

Wenn schimmernd sie wie eine Lichtwolke schwebt,

Eine Woge der Freude auf dem Mondscheinflur des Himmels.

Schau dies aus Licht und Liebe gegossene Bild,

Eine Strophe voll der Inbrunst der Götter,

Vollendet gereimt, ein säulenartiger Wellenschlag aus Gold!

Ihr Körper wie ein randgefüllter irdener Krug der Wonne

Ist geformt in einer Pracht von goldfarbener Bronze,

Wie um der Erde Wahrheit verborgener Seligkeit zu fassen.

Ihre Augen sind traumgeschaffene strahlende Spiegel,

Zart umhangen mit einem dunklen Schlummersaum,

Zutiefst bewahrend Himmels Widerschein.

So wie ihr Körper, ist sie auch im Innern.

Die strahlenden Morgen des Himmels gehen glorreich auf,

Wie Feuertropfen auf einem Silberblatt,

In ihrem jungen Geist, noch unberührt von Tränen.

Da scheint alles Schöne immerwährend und neu

Dem jungfräulichen Staunen in ihrer kristallnen Seele.

Das unveränderliche Blau enthüllt sein weiträumig Denken;

Zauberhaft gleitet der Mond durch verwunderte Lüfte;

Die Blumen der Erde erblühen und lachen über Zeit und Tod;

Was der Zauberer Leben verwandelt, das rennt entzückt

Wie strahlende Kinder den heiteren Stunden nach.

Könnt diese Lebensfreude doch nur dauern, nicht Leid

Seinen bronzenen Ton in den Rhythmus ihrer Tage stoßen!

Sieh sie an, du Sänger mit dem Blick der Vorsehung,

Und lass deinen Segen erklingen, dass dieses holde Kind

Den Nektar eines sorglosen Lebens

Aus ihrem lichterfüllten Herzen der Liebe um sich ergieße,

Mit ihrer Seligkeit die müde Brust der Erde heile

Und wie eine frohe Schlinge Glückseligkeit werfe.

So wie der große und goldne segensreiche Baum wächst,

Der an Alacanandas murmelnden Wellen blüht,

Wo mit verliebter Eile die Wasser strömen,

Lispelnd und plappernd in der Herrlichkeit des Morgens,

Und mit lyrischem Lachen die Knie der Himmelstöchter umschlingen,

Von deren mondgoldnen Gliedern und wolkigen Haaren

Perlenhell ein magischer Regen tropft,

So gleichen ihre Morgenröten juwelenbesetzten Blättern des Lichtes,

So streut sie ihre Glückseligkeit unter die Menschen aus.

Als eine Flamme strahlenden Glückes ward sie geboren

Und ganz gewiss wird diese Flamme die Erde entflammen:

Verhängnis wird gewiss sie ziehen lassen und kein Wort sagen!

Doch lässt die sorglose Mutter hier allzu oft

Ihre Auserwählten in den neidvollen Händen des Schicksals:

Die Harfe Gottes verstummt, ihr Ruf zur Seligkeit

Verklingt entmutigt inmitten betrübter Töne der Erde;

Die Saiten der Sirene Ekstase ertönen hier nicht

Oder verstummen recht bald im Herz des Menschen.

Des Kummers Lieder haben wir genug: Lass hier einmal

Heitere und unbeschwerte Tage den Himmel bringen.

Oder muss Feuer stets die großen Seelen prüfen?

Den furchtbaren Höhenweg der Götter entlang,

Ausgerüstet mit Liebe und Glauben und heiliger Freude,

Lass auf der Reise zum Hause des Ewigen

Einmal unversehrt ein sterblich Leben passieren.“

Doch Narad antwortete nicht; still saß er da,

Wissend, dass Worte vergebens sind und Schicksal Herr ist.

Er schaute in das Ungesehene mit sehenden Augen,

Dann, mit der Unwissenheit des Sterblichen tändelnd,

Fragend wie einer, der nicht weiß, rief er aus:

„In welcher hohen Mission eilten ihre Räder?

Woher kam sie mit dieser Glorie in ihrem Herzen

Und das Paradies sichtbar in ihren Augen?

Welch unverhofften Gott, welch hehres Angesicht traf sie?“

Darauf der König: „Die rote Asoka gewahrte

Ihr Fortgehen und sieht ihre Rückkehr jetzt.

In eine Luft flammender Morgenröte aufgeschwungen

Wie ein heller Vogel, müde seines einsamen Zweiges,

Den eigenen Herrn zu finden, da er auf Erden

Noch nicht zu ihr kam, zog fort diese Lieblichkeit,

Bahnend sich ihren Weg mit raschem Flügelschlag.

Geleitet von einem fernen Rufe glitt hin ihr vager schneller Flug

Durch Sommermorgen und sonnenhelle Gefilde.

Den frohen Rest bewahren ihre beladenen Lider noch

Und diese zauberhaften Wächterlippen hüten einen Schatz.

Jungfrau, die du kommst vollendet durch Freude,

Enthülle den Namen, den dein plötzlich Herzpochen erfuhr.

Wen hast du als den königlichsten aller Männer auserwählt?“

Und Savitri gab Antwort mit ihrer ruhigen sanften Stimme

Wie eine, die unter den Augen des Schicksals spricht:

„Vater und König, deinen Willen habe ich befolgt.

Den Einen, den ich suchte, fand ich in fernen Ländern;

Ich habe meinem Herzen gehorcht, ich habe seinen Ruf gehört.

An den Grenzen einer träumenden Wildnis,

Zwischen Shalwas gigantischen Bergen und sinnierenden Wäldern,

Dort wohnt in seiner strohbedeckten Klause Dyumatsena,

Erblindet, verbannt, ausgestoßen, einst ein mächtiger König.

Dem Sohn von Dyumatsena, Satyavan,

Begegnete ich am einsamen Rande des wilden Waldes.

Mein Vater, ich habe gewählt. Dies ist getan.“

Erstaunt saßen alle eine Weile still.

Dann blickte Aswapati nach innen und sah

Einen schweren Schatten über dem Namen schweben,

Vertrieben von einem plötzlichen und gewaltigen Licht;

Er blickte in die Augen seiner Tochter und sprach:

„Du hast gut getan und ich billige deine Wahl.

Ist dies alles, dann ist gewiss alles gut;

Ist aber mehr, kann alles gut noch werden.

Ob es dem Auge des Menschen gut oder schlecht erscheint,

Nur zum Guten kann der geheime Wille wirken.

Unser Geschick ist in Doppelbegriffen geschrieben:

Durch die Gegensätze der Natur nähern wir uns Gott;

Noch immer wachsen wir aus der Dunkelheit zum Licht.

Der Tod ist unser Weg zur Unsterblichkeit.

‚O weh, O weh’, klagen die verlorenen Stimmen dieser Welt,

Doch siegreich bleibt am Ende nur das ewig Gute.

Es hätte wohl der Weise gesprochen, doch der König

Brach in Eile aus und hielt das gefährliche Wort auf:

„O Sänger der äußersten Ekstase,

Verleihe nicht den Blinden eine Schau voller Gefahr,

Weil klar du gesehen hast durch angeborenes Recht.

Auferlege nicht des Sterblichen banger Brust

Die schreckliche Prüfung, die Vorherwissen bringt;

Fordere jetzt nicht die Gottheit in unserem Tun.

Hier sind nicht frohe Gipfel, auf denen Himmelnymphen tummeln,

Nicht Kailas oder Vaikunthas Sternentreppe:

Schroffe, zerklüftete Berge, die einzig Mächtige erklimmen,

Sind hier, was schon zu denken wenige sich getrauen;

Ferne Stimmen rufen von den schwindelnden Felsen herab,

Eisig, rutschig, abschüssig sind die Pfade.

Zu hart sind die Götter mit dem zerbrechlichen Menschengeschlecht;

In ihren weiten Himmeln wohnen sie verschont vom Schicksal,

Die wunden Füße des Menschen vergessen sie,

Seine Glieder, die unter den Hieben des Schmerzes erlahmen,

Sein Herz, das die Schritte von Zeit und Tod hört.

Der Zukunft Straße ist verborgen vor sterblichem Blick:

Er bewegt sich auf ein verhülltes und geheimes Antlitz zu.

Einen Schritt voraus zu sein ist sein ganzes Hoffen,

Um ein wenig Kraft nur bittet er,

Das Geheimnis seiner verhüllten Schicksalsgöttin zu lüften.

Erwartet von einer unbestimmten und halbgesehenen Kraft,

Im Wissen um die Gefahr für seine ungewissen Stunden

Schützt er sein flackernd Sehnen vor ihrem Atem;

Er merkt nicht, wenn sich um ihn die grässlichen Finger schließen

Mit dem Griff, dem sich keiner entziehen kann.

Sprich nur dann, wenn du ihren Griff auch lösen kannst.

Vielleicht gibt es ein Entrinnen aus der ehernen Schlinge:

Unser Denkvermögen täuscht uns vielleicht mit seinen Worten

Und nennt Verhängnis jenes, was wir selbst erwählen;

Vielleicht ist die Blindheit unseres eigenen Willens das Schicksal.

So sprach er, Narad aber gab dem König keine Antwort.

Doch nun erhob die Königin beunruhigt ihre Stimme:

„O Seher, deine lichte Ankunft kam zur rechten Zeit

Für diesen hohen Augenblick in einem glücklichen Leben;

So heiße darum mit der gütigen Rede sorgloser Sphären

Dies unbeschwerte Zusammentreffen zweier Gestirne gut

Und bekräftige Freude mit deiner himmlischen Stimme.

Ziehe hier nicht in die Gefahr unsere Gedanken,

Lass unsere Worte nicht das Unheil schaffen, das sie fürchten.

Hier gibt es keinen Anlass für Furcht, keine Möglichkeit für Trübsal

Ihr bedrohliches Haupt zu heben und Liebe anzustarren.

Ein einzigartiger Geist in einer Schar von Menschen,

Ist Satyavan glücklich unter Männern der Erde,

Den Savitri zu ihrem Gatten erkor,

Vom Heil begünstigt die Waldeinsiedelei,

Wo, verlassend ihren Palast und Reichtum und einen Thron,

Meine Savitri wohnen und den Himmel bringen wird.

Gib darum deinen Segen als Siegel der Unsterblichen

Auf das makellose Glück dieser beiden lichten Leben

Und vertreibe den unheilvollen Schatten von ihren Tagen.

Zu schwer fällt ein Schatten auf des Menschen Herz;

Es wagt nicht, auf Erden allzu glücklich zu sein.

Es fürchtet den Schlag, der lebhaften Freuden auf dem Fuße folgt,

Eine unsichtbare Geißel in der ausgestreckten Hand des Schicksals,

Die Gefahr, die in Glückes stolzem Außergewöhnlichen lauert,

Eine Spöttelei in Lebens nachsichtigem Lächeln,

Und zittert vor dem Lachen der Götter.

Kauert aber dort ungesehen ein Pantherverhängnis,

Kreisen Schwingen des Bösen über diesem Hause,

So sprich auch dann, dass wir uns abwenden noch,

Unser Leben retten vor der Gefahr des Untergangs am Wegesrand

Und der Zufallsverstrickung in ein fremdes Geschick.“

Darauf sprach Narad langsam zur Königin:

„Was könnte Voraussicht helfen den Getriebenen?

An Rettertüren, die geöffnet ganz nah rufen, gehen die Verdammten vorbei.

Ein Wissen um die Zukunft bedeutet zusätzliches Leid,

Eine quälende Last und ein fruchtloses Licht

Auf der riesigen Bühne, die das Schicksal erbaut hat.

Der ewige Dichter, universales Mental,

Hat jede Zeile seines großartigen Stückes verfasst;

Unsichtbar schreiten die Riesenakteure

Und der Mensch lebt wie die Maske eines geheimen Spielers.

Er weiß nicht einmal, was seine Lippen sprechen werden.

Denn eine rätselhafte Macht zwingt seinen Schritt

Und Leben ist stärker als seine zitternde Seele.

Niemand kann sich dem widersetzen, was die strenge Kraft verlangt:

Auf ihr mächtiges Ziel sind ihre Augen gerichtet;

Kein Schrei, kein Gebet bringt sie ab von ihrem Weg.

Ein Pfeil ist sie, von Gottes Bogen geschnellt.“

Dies waren Worte solcher, die vom Kummer unbezwungen leben

Und durch Ruhe den schwankenden Rädern des Lebens helfen,

Der langen Unrast vergänglicher Dinge

Und der Mühsal und Leidenschaft der unruhigen Welt.

Als hätte man ihr die Brust durchbohrt, so sah die Mutter

Das uralte menschliche Urteil ihr Kind treffen,

Seine Lieblichkeit, die doch ein anderes Los verdiente,

Mit umso größerem Maß an Tränen bedacht.

Strebend in Sehnsucht nach der Natur der Götter,

Ein mentaler Geist, hiebfest gerüstet mit mächtigen Gedanken,

Ein Wille, der hinter dem Schild der Weisheit kauert,

Obwohl sie zu stillen Himmeln des Wissens sich erhoben hatte,

Obwohl ruhig und weise und Aswapatis Königin,

War menschlich sie noch und öffnete ihre Tore dem Gram;

Sie klagte das steinäugige Unrecht

Der Marmor-Gottheit des unbeugsamen Gesetzes an,

Nicht suchte sie die Stärke, die äußerstes Unglück verleiht

Jenen Leben, die sich aufrecht der Weltmacht entgegenstellen:

Ihr Herz fochte den unparteiischen Richter an,

Beschuldigte den unpersönlichen Einen der Bosheit.

Ihren ruhigen Geist rief sie nicht zu Hilfe,

Aber wie ein einfacher Mensch unter seiner schweren Last

Ermattend seinen Schmerz in einfältige Worte haucht,

So klagte sie nun den gleichmütigen Willen der Welt an:

„Welch tückisch Verhängnis schlich über ihren Weg,

Aufgetaucht aus des dunklen Waldes grimmigen Herz,

Welch Übel stand lächelnd am Wege

Und trug die Schönheit des Shalwa-Knaben?

Vielleicht kam er als Feind aus ihrer Vergangenheit,

Gerüstet mit einer verdeckten Kraft aus uraltem Unrecht,

Selbst ahnungslos, und ergriff die Ahnungslose.

Fürchterlich verstrickt begegnen Liebe und Hass

Uns blinden Wanderern hier inmitten der Gefahren der Zeit.

Unsere Tage sind die Glieder einer unheilvollen Kette,

Notwendigkeit ahndet zufällige Schritte;

Alte Gräueltaten kehren unerkannt zurück,

Die Götter bedienen sich unserer vergessenen Taten.

Doch umsonst wurde das bittere Gesetz gemacht.

Unser eigener mentaler Geist ist der Richter des Verderbens.

Denn nichts haben wir gelernt, sondern wiederholen noch

Den groben Missbrauch unserer und der Seele anderer.

Es gibt schlimme Alchemien im menschlichen Herzen

Und aus seinem ätherischen Element gefallen

Verdunkelt sich der Gott der Liebe zum Geist von niederen Göttern.

Der fürchterliche Engel, zornig auf seine Freuden,

Die süß verwunden er doch nicht lassen kann,

Ist erbarmungslos zu jener Seele, die sein Blick entwaffnet,

Seine zitternde Beute sucht er mit seinen eigenen Qualen heim

Und zwingt uns, schmachtend an seinen Griff zu klammern

Als wären wir verliebt in unsere eigene Pein.

Dies ist das eine schmerzhafte Elend in der Welt

Und Gram hält andere Schlingen für unser Leben bereit.

Unser Mitleid wird zu unserem Peiniger.

Die eigene Strafe zu tragen habe ich die Kraft

Und weiß sie gerecht, doch fassungslos auf dieser Erde,

Gepackt vom Schmerz der Gegeißelten und Hilflosen,

Versagt sie oft vor den leidenden Augen anderer.

Wir sind nicht wie die Götter, die Gram nicht kennen

Und ungerührt auf eine leidende Welt blicken,

Ruhig schauen sie auf die kleine menschliche Bühne herab

Und die kurzlebige Leidenschaft, die sterbliche Herzen durchzieht.

Eine alte Leidensgeschichte kann uns noch immer rühren,

Wir wahren den Schmerz von Herzen, die nicht mehr atmen,

Der Anblick menschlicher Not erschüttert uns,

Wir teilen das Elend, das andere fühlen.

Unser sind nicht die leidenschaftslosen Lider, die nicht altern können.

Zu hart für uns ist Himmels Gleichgültigkeit:

Unsere eigenen Tragödien sind uns nicht genug,

Alles Pathos und Leid machen wir uns zu eigen;

Wir trauern um eine verblichene Größe

Und fühlen die Spur der Tränen in Sterblichem.

Sogar die Pein eines Fremden zerreißt mein Herz,

Und dies, O Narad, ist mein geliebtes Kind.

Verbirg uns nicht das Unheil, steht Unheil uns bevor.

Dies ist das Schlimmste, ein unbekanntes Angesicht des Schicksals,

Ein Schrecken, unheilvoll, stumm, mehr gefühlt als gesehen

Hinter unserem Sitz bei Tag, an unserem Bett bei Nacht,

Ein Schicksal, das im Schatten unseres Herzen lauert,

Die Angst vor dem Ungesehenen, das darauf wartet, zuzuschlagen.

Am Besten ist Wissen, wie schwer es auch zu ertragen ist.“

Da sprach der Weise, durchbohrend der Mutter Herz,

Zwingend zu Stahl den Willen Savitris,

Und seine Worte setzten die Quelle kosmischen Schicksals frei.

Die großen Götter nutzen den Schmerz menschlicher Herzen

Als eine scharfe Axt, um ihren kosmischen Weg auszuhauen:

Großzügig verschwenden sie der Menschen Blut und Tränen

Für den Zweck eines Augenblicks in ihrem schicksalhaften Werke.

Dies Gleichgewicht der kosmischen Natur ist uns nicht zu eigen,

Auch nicht das mystische Maß ihres Bedarfs und Nutzens.

Ein einzig Wort löst weite Wirkungen aus;

Eine zufällige Tat bestimmt das Schicksal der Welt.

So setzte er jetzt frei zu jener Stunde das Geschick.

„Die Wahrheit hast du verlangt; ich gebe dir die Wahrheit.

Ein Wunder der Begegnung von Erde und Himmeln

Ist er, den Savitri unter all den Männern wählte,

Im Marsch der Natur ist seine Gestalt die Spitze,

Sein einzigartig Wesen überragt die Werke der Zeit.

Ein Saphir, geschnitten aus des Himmels Schlaf,

Ist zauberhaft die Seele von Satyavan,

Ein Strahl aus dem verzückten Unendlichen,

Eine Stille, die zu einer Hymne der Freude erwacht.

Ein Göttliches und Königliches krönt seine Stirn;

Seine Augen wahren eine Erinnerung an eine Welt der Seligkeit.

So strahlend wie ein einsamer Mond am Himmel,

Zart wie eine liebliche Knospe, die Frühling ersehnt,

Rein wie ein Strom, der stille Ufer küsst,

Nimmt er mit freudigem Handstreich Geist und Sinn ein.

Ein lebendiger Knoten des goldnen Paradieses,

Eine blaue Unermesslichkeit, so neigt er sich zur sehnenden Welt,

Der Zeit Freude, entliehen der Ewigkeit,

Ein Stern der Herrlichkeit oder eine Rose der Seligkeit.

In ihm sind Seele und Natur, gleichwertige Gegenwärtigkeiten,

Ausgewogen und verschmolzen in einer weiten Harmonie.

Die Herzen der Glückseligen in ihrem lichten Äther

Sind nicht süßer und wahrer als dies von sterblicher Art,

Das alle Freude nimmt als der Welt ureigenes Geschenk

Und allen Freude gibt als der Welt natürliches Recht.

Seine Rede trägt ein Licht innerer Wahrheit,

Und eine großäugige Kommunion mit der Macht

In Alltagsdingen hat ihm den mentalen Geist entschleiert,

Ein Seher in Erdgestaltungen der hüllenlosen Gottheit.

Eine ruhige Himmelsweite, windlos und still,

Die wie unerlotetes Denken auf die Welt blickt,

Ein schweigender Raum, andachtsvoll und erleuchtet,

Enthüllt vom Morgen für die Wonne,

Ein grüner Hain von Bäumen auf einem heiteren Hügel

Von Südwinden zu einem raunenden Nest gemacht,

Dieses sind seine Bilder und Entsprechungen,

Ihm gleich an Schönheit und an Tiefe ihm ebenbürtig.

Ein Wille hinaufzusteigen, hebt eine Freude zu leben,

Himmels Höhe Gefährte des Erdschönen Zaubers,

Ein sehnsuchtsvolles Streben nach der Luft der Unsterblichen

In den Schoß der sterblichen Ekstase gelegt.

Seine Süße und Freude ziehen alle Herzen an,

Um mit den seinigen in froher Gemeinschaft zu leben,

Seine Stärke gleicht einem Turm, erbaut um den Himmel zu ergreifen,

Einer Gottheit, gehauen aus den Steinen des Lebens.

O welch Verlust, wenn Tod in diesen Elementen,

Aus denen seine anmutige Hülle erschaffen ward,

Diese Vase zerschmettert noch ehe sie ihre Düfte verströmt,

Als könnt die Erde nicht allzu lang vom Himmel

Solch einzigartigen Schatz bewahren, entliehen von den Göttern,

Ein so seltenes Wesen, von so göttlicher Art gemacht!

In einem kurzen Jahr, wenn diese helle Stunde wieder flieht

Und sich sorglos niederlässt auf einem Zweige der Zeit,

Dann endet diese hoheitsvolle Glorie, die der Himmel der Erde lieh,

Schwindet die Herrlichkeit vom Firmament des Sterblichen:

Des Himmels Größe kam, zum Bleiben aber war sie zu groß.

Zwölf beflügelte Monde sind ihm und ihr gegeben;

Kehrt der heutige Tag zurück, muss Satyavan sterben.“

Wie ein Blitz, hell und nackt, fiel der Urteilsspruch.

Die Königin schrie auf: „So vergeblich kann des Himmels Gnade sein!

Der Himmel verhöhnt uns mit dem Glanz seiner Gaben,

Denn der Tod ist ein Mundschenk vom Wein

Allzu kurzer Freude, den sorglose Götter sterblichen Lippen

Für einen leidenschaftlichen Augenblick anbieten.

Ich aber lehne die Gnade ab und den Hohn.

Steig auf deinen Wagen und brich auf, O Savitri,

Reise noch einmal durch bevölkerte Lande.

Ach, in der grünen Freude der Wälder

Hat sich dein Herz einem irreführenden Ruf gebeugt.

Wähle noch einmal und lass ab von diesem unheilvollen Haupt,

Der Tod ist Gärtner von diesem Wunderbaum;

Der Liebe Süße schläft in seiner bleichen Marmorhand.

Weiterschreitend in einer honigsüßen Spur, doch versperrt,

Wäre ein bisschen Freude mit zu bitterem Ende erkauft.

Verteidige nicht deine Wahl, denn Tod hat sie vereitelt.

Deine Jugend und Ausstrahlung wurden nicht geboren,

Als abgelegte Schatulle auf schnödem Grunde leer dazuliegen;

Vielleicht beschert schlichtere Wahl ein froher Geschick.“

Doch Savitri entgegnete aus ihrem heftigen Herzen, –

Ihre Stimme ruhig, ihr Antlitz fest wie Stahl:

„Einmal wählte mein Herz und es wählt nicht wieder.

Das Wort, das ich gesprochen habe, lässt sich niemals löschen,

Geschrieben steht es in Gottes Urkundenbuch.

Die Wahrheit, einmal geäußert, aus der Luft der Erde getilgt,

Vom mentalen Geist vergessen, klingt doch unsterblich fort

Immerdar in der Erinnerung der Zeit.

Nur einmal fallen die Würfel, geworfen von der Hand des Schicksals

In einem ewigen Augenblick der Götter.

Mein Herz hat seine Treue zu Satyavan besiegelt:

Kein widriges Geschick kann seine Unterschrift löschen,

Weder Schicksal noch Tod oder Zeit sein Siegel brechen.

Wer will jene trennen, die im Innern zu einem Wesen wurden?

Des Todes Griff kann unsere Körper brechen, nicht unsere Seelen;

Wenn der Tod ihn nimmt, wüsste auch ich zu sterben.

Lasst die Schicksalsgöttin mit mir machen, was sie will oder kann;

Ich bin stärker als der Tod und größer als mein Schicksal;

Meine Liebe wird die Welt überdauern, Verhängnis fällt ab von mir

Hilflos gegenüber meiner Unsterblichkeit.

Schicksals Gesetz mag sich ändern, nicht aber meines Geistes Wille.“

Ein unnachgiebiger Wille, ihre Rede ergoss sich wie Bronze.

Doch im lauschenden mentalen Geist der Königin

Klangen die Worte wie die Stimme eines selbstgewählten Unheils,

Die jeglichen Ausweg des Entrinnens verneint.

Auf ihre eigene Verzweiflung antwortete die Mutter;

Sie rief wie eine, die in ihrem schweren Herz darum ringt,

Inmitten des Schluchzens ihrer Hoffnungen

Noch einen Ton der Hilfe den traurigen Saiten zu entlocken:

„O Kind, in der Erhabenheit deiner Seele,

Verweilend an der Grenze einer höheren Welt

Und geblendet von deinen übermenschlichen Gedanken,

Leihst du Ewigkeit dir für eine sterbliche Hoffnung.

Hier auf dieser unbeständigen und unwissenden Erde,

Wer ist da der Geliebte, wer der Freund?

Alles vergeht hier, nichts bleibt, wie es ist.

Auf diesem vergänglichen Erdball steht keiner jemandem zu.

Er, den du jetzt liebst, kam als ein Fremder

Und wird weiterziehen in eine ferne Fremde:

Ist ausgespielt seine Rolle auf des Lebens Bühne,

Ihm zugeteilt von innen für eine bestimmte Zeit,

Geht er zu anderen Szenen und anderen Spielern

Und lacht und weint zwischen neuen, unbekannten Gesichtern.

Der Leib, den du geliebt hast, wird weggeworfen

Inmitten den groben nie sich wandelnden Stoff der Welten

Teilnahmsloser gewaltiger Natur und wird

Zum Rohstoff für die Freude anderer Leben.

Unsere Seelen aber, die auf Gottes Rad

Sich ewig drehen, sie kommen und gehen,

Vermählt und geschieden in dem magischen Reigen

Des großartigen Tänzers des grenzenlosen Tanzes.

Unsere Gefühle sind nur hohe und sterbende Noten

Seiner wilden Musik, bezwingend verwandelt

Durch die leidenschaftlichen Regungen eines suchenden Herzens

Im Wechselhaften, das Stunde an Stunde knüpft.

Den fern antwortenden Gesang des Himmels herabzurufen,

Nach unerlangter Seligkeit zu schreien, ist alles, was wir wagen;

Einmal erlangt, verlieren wir den Sinn der himmlischen Musik;

Zu nah, ist der rhythmische Ruf verflogen oder verstummt;

Alle Lieblichkeiten sind nur verwirrende Symbole hier.

Schon vor dem Geliebten stirbt die Liebe in unserer Brust:

Unsere Freuden sind Düfte in einer spröden Vase.

O welch ein Schiffbruch ist dies, auf dem Ozean der Zeit

Die Segel des Lebens für den Orkan der Begierde zu hissen

Und das blinde Herz als Lotsen anzuheuern!

O Kind, willst du verkünden, willst du denn folgen

Zum Trotz dem Gesetz, das der ewige Wille ist,

Der Alleinherrschaft des ungestümen Titans Laune,

Dem sein eigener wilder Wille das einzige Gesetz ist

In einer Welt, wo weder Wahrheit noch Licht noch Gott ist?

Nur die Götter können sprechen, was du jetzt sprichst.

Du, die du menschlich bist, denke nicht wie ein Gott.

Dem Menschen, unter dem Gott, über dem Tier,

Ist die ruhige Vernunft als sein Führer gegeben;

Er wird nicht getrieben von einem unbedachten Willen

So wie das Tun von Vogel und wildem Tier;

Er wird nicht gedrängt von starrer Notwendigkeit

Wie der blindlings tappende Gang bewusstloser Dinge.

Der rasende Marsch des Riesen und Titanen

Klimmt empor, um das Reich der Götter an sich zu reißen,

Oder umkreist die dämonischen Gewalten der Hölle;

In der unbesonnenen Leidenschaft ihrer Herzen

Schmettern sie ihr Leben gegen das ewige Gesetz

Und fallen und brechen durch ihre eigene gewaltige Masse:

Der Mittelweg ist für den denkenden Mensch gemacht.

Seine Schritte im wachsamen Lichte der Vernunft zu wählen,

Seinen eigenen Pfad unter den vielen Pfaden zu wählen

Ist ihm gegeben, für jeden sein schweres Ziel

Aus unendlicher Möglichkeit herausgehauen.

Lass nicht ab von deinem Ziel, um einem schönen Gesicht zu folgen.

Erst wenn du dich über dein Mental erhoben hast

Und in der ruhigen Weite des Einen lebst

Kann Liebe ewig sein in der ewigen Seligkeit

Und göttliche Liebe ersetzt die menschliche Bindung.

Es gibt eine verhüllte Gesetzgebung, eine strenge Kraft:

Sie gebietet dir, deinen unsterblichen Geist zu stärken;

Sie gewährt ihre herben Wohltaten

Der Arbeit, des Denkens und der ernst gemessenen Freude

Als Stufen zu Gottes fernen geheimen Höhen.

Dann ist unser Leben eine beschauliche Pilgerreise,

Jedes Jahr ein Meilenstein auf dem himmlischen Weg,

Jeder Morgen geht auf in ein größeres Licht.

Deine Taten sind Helfer dir, alle Ereignisse sind Zeichen,

Wachen und Schlafen sind Gelegenheiten,

Dir gegeben von einer unsterblichen Macht.

So kannst du deinen reinen unbesiegten Geist erheben,

Bis himmelhoch ausgebreitet in einer weiten Abendruh,

Gleichmütig und sanft wie das Firmament,

Allmählich er in zeitlosen Frieden wächst.“

Doch Savitri erwiderte mit festem Blick:

„Mein Wille hat Teil am ewigen Willen,

Mein Schicksal ist, was die Stärke meines Geistes vermag,

Mein Schicksal ist, was die Stärke meines Geistes erträgt;

Meine Stärke ist nicht die eines Titanen; sie ist die Gottes.

Ich habe meine frohe Wirklichkeit entdeckt

Im Wesen eines anderen jenseits meines Körpers:

Ich habe die tiefe unwandelbare Seele der Liebe gefunden.

Wie soll ich also ein Gut allein für mich begehren,

Oder töten, strebend zu weiß leerem Frieden,

Die endlose Hoffnung, die meine Seele

Aus ihrem unendlichen Alleinsein und Schlaf entspringen ließ?

Mein Geist hat die Glorie erblickt, für die er kam,

Das Schlagen eines weiten Herzens in der Flamme der Dinge,

Meine Ewigkeit umfangen von seiner Ewigkeit

Und, nicht ermüdet von den süßen Abgründen der Zeit,

Die tiefe Möglichkeit allezeit zu lieben.

Dies, und nur dieses, ist die erste und letzte Freude,

Dagegen sind die Schätze von tausend glückerfüllten Jahren

Armseligkeit. Nichts sind mir Tod und Kummer

Oder gewöhnliches Leben und glückliche Tage.

Und was wären mir gewöhnliche Menschenseelen

Oder Augen und Lippen, wenn sie nicht von Satyavan sind?

Ich brauche mich nicht loszureißen aus seinen Armen

Und dem entdeckten Paradies seiner Liebe,

Um fortzuziehen in eine stille Unendlichkeit.

Einzig für meine Seele in Satyavan

Hege ich jetzt den reichen Umstand meiner Geburt:

Im Sonnenlicht und einem Traum von smaragdgrünen Wegen

Werde ich mit ihm wandeln wie Götter im Paradies.

Wenn für ein Jahr, ist dies Jahr mein ganzes Leben.

Und doch weiß ich, dies ist nicht mein ganzes Schicksal

Nur eine Weile zu leben und zu lieben und dann zu sterben.

Denn ich weiß jetzt, warum mein Geist auf die Erde kam

Und wer ich bin und wer er ist, den ich liebe.

Ich sah ihn an aus meinem unsterblichen Selbst,

Ich sah Gott mir zulächeln in Satyavan;

Ich sah den Ewigen in einem menschlichen Antlitz.“

Niemand konnte auf ihre Worte antworten. Schweigend

Saßen sie da und schauten in die Augen des Geschicks.

Ende des ersten Cantos

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