Zehntes Buch

Das Buch vom doppelten Zwielicht

Erster Canto

Der ewige Tag:
Die Wahl der Seele und die höchste Vollendung

Eine wunderbare Sonne sah von den Himmeln der Ekstase herab

Auf Welten todloser Seligkeit, der Vollkommenheit Heimat,

Magische Entfaltungen vom Lächeln des Ewigen,

Die seine geheimen Herzschläge der Wonne einfangen.

Gottes immerwährender Tag umgab sie,

Gebiete unvergänglichen Lichtes erschienen,

Durchdringend die ganze Natur mit der Freude des Absoluten.

Ihr Körper bebte unter der Berührung der Ewigkeit,

Ihre Seele stand nahe bei den Quellen des Unendlichen.

Sie lebte in den endlichen Vordergründen der Unendlichkeit

Auf ewig neu für eine immerlebende Sicht.

Ewigkeit vervielfachte ihr gewaltiges Selbstbild,

Übertragend ihre endlose Macht und Freude

In Wonne, die Seelen, spielend mit Zeit, teilen konnten,

In Erhabenheiten, ewig neugeboren aus den unbekannten Tiefen,

In Mächte, die unsterblich aus unbekannten Höhen sprangen,

In leidenschaftliche Herzschläge einer unvergänglichen Liebe,

In Szenen von einer Süße, die niemals verblassen kann.

Unsterblich für das verzückte Herz und Auge,

Glitten in heitere Gewölbe durchscheinender Ruhe

Aus des Wunders Traumweiten wolkenlose Himmel

In einen saphiren Abgrund hinab; Sonnenlicht traf Augen,

Die ohne Schmerz den absoluten Strahl ertrugen

Und unvergängliche Formklarheiten erblickten.

Zwielicht und Nebel waren aus dieser Luft verbannt,

Nacht war unmöglich für solch strahlende Himmel.

Fest im Schoße der Unermesslichkeit,

Waren spirituelle Breiten sichtbar, erhaben geboren

Aus einer stillen Schönheit schöpferischer Freude;

Verkörperte Gedanken zu süßen Dimensionen gefasst,

Um des göttlichen Friedens Sorglosigkeit zu erfreuen,

Stillten das tiefe Verlangen eines unendlichen Sinnes und sein

Bedürfnis nach Formen, um aufzunehmen sein körperlos Erschauern.

Ein Marsch universaler Mächte in der Zeit,

Die harmonische Ordnung der weiten Räume des Selbstes

Behauste in zyklischen Symmetrien und metrischen Ebenen

Eines kosmischen Entzückens Schwelgerei,

Ein endloses Gestalten des Geistes in Dingen,

Geplant von dem Künstler, der die Welten erträumte;

Von all der Schönheit und all dem Wunder hier,

Von all der Zeit komplexer Vielfalt,

War Ewigkeit die Substanz und der Ursprung;

Nicht aus einem plastischen Nebel der Materie gemacht,

Boten sie die Anregungen ihrer Tiefen an

Und erschlossen die großen Reihen ihrer Mächte.

Unter einem dreifachen mystischen Himmel aufgegangen,

Waren die sieben unsterblichen Erden zu sehen, ganz erhaben:

Heimat der Seligen, entbunden von Tod und Schlaf,

Wo Kummer niemals hingelangt, wo kein Schmerz

Aus selbstverlorenen und suchenden Welten

Ändert der Himmelsnatur unveränderliche Stille

Und mächtige Haltung ewiger Ruhe,

Ihre Pose der Ekstase, unwandelbar.

Ebenen lagen da wie die Weite von Gottes Schlaf,

Denkens Flügel stiegen gen Himmels weiter Ruhe

In blaue Tiefen von Unsterblichkeit auf.

Eine verwandelte Erdnatur spürte den Atem des Friedens.

Luft schien ein Ozean von Glückseligkeit zu sein

Oder das Lager der unbekannten spirituellen Rast,

Ein ungeheures Schweigen, verschluckend allen Klang

In eine Lautlosigkeit völliger Glückseligkeit;

Selbst Materie gab eine nahe spirituelle Berührung,

Alles war von der Immanenz des einen Göttlichen ergriffen.

Die unterste dieser Erden war noch ein Himmel,

Übertragend in die Herrlichkeit göttlicher Dinge

Die Schönheit und Helligkeit der irdischen Szenen.

Ewige Berge, Grat an schimmerndem Grat,

Deren Linien, wie auf einer Saphirplatte eingraviert,

Die Ränder von Himmels strahlenden Mittag ätzten,

Stiegen wie aufgetürmte Tempelstufen empor und hörten

Von ihren Häuptern unermesslich hoher Meditation

Von unten das Nahen einer blauen Pilgerschar

Und lauschten einer großen hergetragenen Stimme

Der weiten Wanderhymne zeitloser Meere.

Aus dem Schoße der Berge glitt eine singende Schar hervor

An Zweigen duftender Blütenseufzer vorbei,

Eilend durch Lieblichkeiten mit freudigen Sprüngen;

Die murmelnden Flüsse tiefer Glückseligkeit

Plätscherten göttlich dahin, Sehnsüchte mit Honigstimmen,

Mischend ihre Wirbel der Wonne geschwisterlich,

Dann, sich weitend zu einem Lauf ruhiglippiger Muse,

Durch schimmerreiche Mündungen von Traum hinunter

Zogen sie flüsternd in Seen flüssigen Friedens ein.

An einem Saume besinnungsloser Ekstase saßen,

Wahrend eine ewige Balance des Denkens,

Gemeißelte Seelen, träumend, an Flüssen von Klang

In wandellosen Haltungen von marmorner Seligkeit.

Um sie herum lebten die Kinder von Gottes Tag

In einer unsagbaren Glückseligkeit,

Einem immer bleibenden Frohsinn, die Leichtigkeit Unsterblicher,

Die selige Schar einer glücklichen Ewigkeit.

Ringsum sprachen und bewegten sich die todlosen Nationen,

Seelen einer leuchtend himmlischen Freude,

Gesichter von strahlender Schönheit, Glieder von geformtem Strahl;

In Städten, geschliffen wie Edelsteine aus bewusstem Stein,

Und auf wundervollen Almen und an schimmernden Küsten

Waren helle Gestalten sichtbar, der Ewigkeit leuchtende Völker.

Über ihr wirbelten Gottheiten rhythmisch die Sphären,

Verzückte bewegliche Festigkeiten, hier blindlings

Von den riesigen irrenden Bahnen unserer Sterne gesucht.

Ekstatische Stimmen schlugen an Hörens Saiten,

Jede Bewegung fand eine ganz eigene Musik;

Gesang von Vögeln ertönte von nie welkendem Gezweig,

Die Farben ihres Gefieders waren

Den Flügeln des Regenbogens der Fantasie entnommen.

Unsterblicher Duft erfüllte die bebende Brise.

In Hainen, die erregt Innerem und erschauernden Tiefen glichen,

Blühten die Millionen Kinder des todlosen Frühlings,

Reine zahllose Sterne farbiger Wonne,

Sich schmiegend ins Obdach ihres Smaragdfirmaments:

Ein feenhaftes Blumenvolk schaute mit lachenden Augen.

Ein tanzend Gewirr, ein schillernd Meer,

Verewigte für des Himmels immerwachsamen Blick

Den wimmelnden Blütenglanz des Wunders Farben,

Die da fluten durch die verhangenen Lider von Traum.

Unsterbliche Harmonien erfüllten ihr lauschendes Ohr;

Eine große spontane Äußerung von den Höhen,

Getragen auf Titanenflügeln von rhythmischer Erhabenheit,

Strömte aus einem tiefen spirituellen Herzen des Klangs,

Melodien, bebend von den Geheimnissen der Götter.

Ein Geist wanderte fröhlich im Winde,

Ein Geist verweilte sinnierend in Blatt und Stein;

Die Stimmen der denkbewussten Instrumente

Streiften an einem lebendigen Saum des Schweigens entlang,

Und aus einer Tiefe, einer wortlosen Sprache der Dinge,

Unergründlich, unaussprechlich, erhoben sich Gesänge,

Übertragend das Unbekannte in eine Stimme.

Eine Kletterin auf den unsichtbaren Treppen des Klangs,

Musik strebte da nicht mit diesen paar sich mühenden Schritten,

Die schweifen über vergängliche Saiten dahin,

Sondern änderte ihre immer neuen zahllosen Noten

In einer Leidenschaft unvorhergesehener Entdeckung

Und behielt ihre alten unvergessenen Ekstasen,

Ein wachsender Schatz in dem mystisch Herz.

Ein Bewusstsein, das sich sehnte durch jeden Ruf

Von unerforschter Anziehung und Begier,

Fand die ungestillten Tiefen, suchte von neuem,

Wie um in irgend tief geheimem Herz

Ein verlorenes oder entgangenes Glück zu finden.

In jenen fern dahingleitenden Symphonien vernahm sie,

Durchbrechend Verzauberungen des verzückten Sinns,

Die lyrische Reise einer göttlichen Seele,

Die inmitten von Gischt und Lachen mit ihrem Bug

Den Liebreiz unschuldiger circischer Inseln anlockt,

Abenteuer, ohne Gefahren schön,

In Ländern, wo Wunder Sirenenlockungen singt

Von rhythmischen Felsen in ewigschäumender See.

In der Harmonie einer ursprünglichen Sicht,

Befreit von unserem einschränkenden Strahl des Denkens

Und unserer verblendeten Herzen Widerstreben

Die Gottheit zu umarmen gleich in welcher Gestalt,

Sah alle Natur sie herrlich ohne Fehl.

Überwältigt von der Schönheit universaler Schwelgerei,

Streckten sich die Fasern ihres Wesens vibrierend aus

Und forderten tiefe Einung mit seinen äußeren Selbsten,

Und den auf alle Töne geklärten Saiten des Herzens

Zwangen des Himmels Feinheiten der Berührung unerschöpflich

Lebhaftere Verzückungen auf als Erdenleben ertragen kann.

Was Leiden hier wäre, war feurige Seligkeit.

Hier leidenschaftliche Andeutung und mystischer Schatten,

Erahnt vom inneren Propheten, der wahrnimmt

Den Geist der Wonne in sinnlichen Dingen,

Ward alles zu viel mehr Süße als jetzt sich träumen lässt.

Die mächtigen Zeichen, vor denen die Erde sich fürchtet,

Zittert, weil sie nicht begreifen kann,

Die sie in seltsamen und erhabenen Formen bergen muss,

Waren hier das erste Lexikon eines unendlichen Mentals,

Übersetzend die Sprache von ewiger Seligkeit.

Hier war Verzückung ein ganz gewöhnliches Ereignis;

Die Lieblichkeiten, von deren erhaschtem Schauer

Unser menschliches Vergnügen ein abgefallener Faden ist,

Waren Symbolformen, ein achtloses Ornament,

Genäht auf das reiche Brokat einer Gottheit Gewand.

Gestaltete Dinge waren die verbildlichten Heime,

Wo der mentale Geist zu ergründen kam eine tief physische Freude;

Das Herz war eine Fackel, entfacht am Unendlichen,

Die Glieder waren bebende Verdichtungen der Seele.

Das waren die ersten Gebiete, die äußeren Höfe,

Gewaltig, doch am geringsten an Maß und Wert,

Die kleinsten Ekstasen der todlosen Götter.

Höher stürmte ihr Schwung der Vision und erkannte,

Durch große sich öffnende Saphirpforten hineingelassen

In die Weite eines jenseitigen Lichtes,

Dass dies nur prächtig geschmückte Tore waren

Zu Welten, edler noch und glücklicher.

Endlos strebte der Anstieg jener Himmel;

Reich über Reich empfing ihre schnell hochsteigende Sicht.

Dann auf dem, das die Krönung des Aufstiegs schien,

Wo Endliches und das Unendliche eins sind,

Erblickte sie gefeit die Sitze der mächtigen Unsterblichen,

Die für eine himmlische Freude und Herrschaft leben,

Die mittleren Regionen des nie erlöschenden Strahls.

Erhabene Gottgestalten saßen in todlosen Reihen,

Augen eines ungeborenen Blickes wandten sich ihr zu

Durch eine Transparenz von kristallenem Feuer.

In der Schönheit von Körpern, gefertigt aus Linien der Verzückung,

Gestalten von bezaubernder Süße, die Seligkeit vergießen,

Füße, schimmernd auf den Sonnensteinhöfen des Mentals,

Trugen des Himmels Mundschenke den Wein des Ewigen herum.

Ein Gewimmel von hellen Körpern, von bewegten Seelen,

Folgend der nahen und verschlungenen Wonne,

Den harmonischen Schritt von Leben, auf ewig verbunden

In der leidenschaftlichen Geeintheit einer mystischen Freude

Wie göttlich belebte Sonnenstrahlen,

So tanzten die goldbrüstigen Apsara-Göttinnen in Reigen,

In Hainen, durchflutet von einer Silberscheibe der Seligkeit,

Die da hingleitet durch einen leuchtenden Saphirtraum,

In einem Wolkengewand, erhellt von goldnen Gliedern

Und leuchtenden Schritten auf Feenwiesen,

Jungfräuliche Bewegungen von bacchantischen Unschuldigkeiten,

Die ihr Tollen für einen Tanz Gottes halten,

Wirbelnd verbunden in Mondlichtschwelgereien des Herzens.

Unfehlbare Künstler makelloser Formen,

Zauberbildner von Klang und rhythmischen Worten,

Windbehaarte Gandharvas sangen dem Ohr

Die Oden, die das universale Denken prägen,

Die Zeilen, die den Schleier vom Antlitz der Gottheit reißen,

Die Rhythmen, die die Klänge aus der Weisheit Meer daherbringen.

Unsterbliche Gestalten und erleuchtete Mienen,

In solchem Glanz wandelten unsere großen Vorväter;

Uneingeschränkt an Macht und erfüllt von Licht,

Genossen sie den Sinn von allem, wonach wir streben.

Hohe Seher, ergriffene Dichter gewahrten die ewigen Gedanken,

Die als Wanderer von der Höhe uns erreichen,

Verzerrt durch unsere Suche, vermummt durch mentalen Geist

Wie Götter, missgestaltet durch die Schmerzen der Geburt,

Ergriffen die großen Worte, jetzt schwache Laute,

Erhascht durch mühsames Entzücken auf sterblicher Zunge.

Die Starken, die straucheln und sündigen, waren ruhige stolze Götter.

Dort, mit Glorie und mit Flamme blitzerfüllt,

Schmelzend in Wogen von Mitgefühl und Schau,

Geschlagen wie eine Leier, die tönt zu anderer Glück,

Gezogen von den Strängen unbekannter Ekstasen,

Ihre menschliche Natur matt von der Wonne des Himmels,

Erblickte sie die Umarmung, die der Erde versagt, und ertrug

Die unvergänglichen Augen einer unverschleierten Liebe.

Und stieg weiter auf, erreichte Stufe um Stufe,

Jenseits dessen, was Zunge äußern oder Mental zu träumen vermag:

Welten von grenzenloser Weite krönten der Natur Bewegung.

Dort gab es eine größere friedvollere Lieblichkeit,

Einen subtileren und tieferen Bereich des Äthers

Und eine mächtigere Ordnung, als himmlischer Sinn zu geben vermag.

Dort trug Atem einen Strom sehenden Mentals,

Form war ein zartes Gewand der Seele:

Farbe war ein sichtbarer Ton der Ekstase;

Gebilde, beinahe unstofflich anzusehen

Und dennoch üppig greifbar,

Schlossen auf für Berührungen den innewohnenden Geist.

Der hochvervollkommnete Sinn lebte erleuchtet

Als froher Untertan des inneren Strahls,

Jedes Gefühl war des Ewigen mächtig Kind

Und jeder Gedanke ein süß brennender Gott.

Luft war ein leuchtendes Empfinden, Klang eine Stimme,

Sonnenlicht der Seele Vision und Mondlicht ihr Traum.

Auf einem weiten lebenden Boden von wortloser Ruhe

War alles eine machtvolle und eine glänzend klare Freude.

In jene Höhen schwebte ihr Geist empor

Wie ein Vogel, der sich ungesehen hinaufschwingt,

Bekundend beim Aufstieg sein pochend Herz

Voll Melodie, bis eine Pause von schließendem Flügel

Bebend kommt in seinem letzten zufriedenen Schrei

Und still er ist, entlastet seine Seele nun,

Befreit von seines Herzens Bürde der Wonne.

Erfahrung stieg höher an der Freude farbigen Brust

In kreisendem Fluge zu unzugänglichen Sphären.

Dort weilte einträchtig Zeit zusammen mit Ewigkeit;

Unermessliche Glückseligkeit vereinte sich mit verzückter Ruhe.

Wie eine im Meer von Pracht und Seligkeit Ertrunkene,

Stumm im Labyrinth dieser erstaunlichen Welten,

Sah sie sich wendend, deren lebenden Knotenpunkt und Ursprung,

Schlüssel zu deren Zauber und Quelle deren Wonne,

Und erkannte ihn als denselben, der unsere Leben umgarnt

Und in seinem furchtbar erbarmungslosen Netz gefangen hält,

Und das Universum zu seinem Gefangenenlager macht

Und in seinen immensen und leeren Weiten

Das Mühen der Sterne zu einem nutzlosen Kreisen macht

Und Tod zum Ende eines jeden menschlichen Weges

Und Kummer und Schmerz zum Lohn für des Menschen Plagerei.

Er, dem als Tod und Nacht ihre Seele gegenüberstand,

Versammelte alle Lieblichkeit in seinen Gliedern

Und machte ihr Herz blind für die Schönheit der Sonnen.

Verklärt war die furchterregende Gestalt.

Seine Dunkelheit und seine traurig zerstörende Macht,

Aufhebend für immer und entschleiernd zutiefst

Das Mysterium seiner hohen und gewaltsamen Taten,

Erschloss sich der Schau geheime Herrlichkeit,

Wo einst da stand das weit verkörperte Leer.

Nacht, die düstere Maske, war geworden ein wundervolles Gesicht.

Vernichtet war die vage Unendlichkeit, deren Düsternis

Umrissen hatte im schrecklichen Unbekannten

Die obskure unheilvolle Gestalt von einem Gott,

Geflüchtet war der Irrtum, der die Hände des Kummers bewaffnet,

Und erhellt die unwissende Kluft, deren hohle Tiefen

Dem Nichtsein eine grauenvolle Stimme gab.

Wie wenn vor dem Auge, das im Schlaf erwacht,

Der düstere Einband eines Buches geöffnet wird,

Illuminierte Schrift zutage tritt, die im Innern

Die goldne Flamme eines Gedankens eingeschrieben barg,

So bot sich ihrem Blicke eine herrliche Gestalt,

Deren Süße rechtfertigte des Lebens blindesten Schmerz;

Der Kampf der ganzen Natur war ihr leichter Preis,

Das Universum und seine Qualen schienen der Mühe wert.

Gleichsam einer luftigen Blüte chorischer Kelch,

Der sichtbar schwebte auf Wellen von Musik,

Nahm nun ein Lotus von lichtblättriger Ekstase

Form an aus der Dinge bebendem Herz.

Es gab nicht mehr die Marter unter den Sternen,

Das Böse, das sich hinter der Maske der Natur verbirgt;

Es gab nicht mehr die dunkle Verzerrung des Hasses,

Die grausame Fratze auf dem entstellten Gesicht der Liebe.

Hass war der Griff von schrecklicher Liebschaft Streit;

Eine rücksichtslose Liebe, die nur Besitz ergreifen will,

Hat hier den lieblich ursprünglichen Gott ersetzt.

Vergessend den Willen-zur-Liebe, der ihr Geburt verlieh,

Die Leidenschaft zu umfangen und zu vereinen,

Will sie alles verschlingen in ein einsames Ich,

Verschluckend die Seele, die sie sich zu eigen machte,

Durch Leid und der Auslöschung Schmerz

Strafend die Unwilligkeit, wesenhaft eins zu sein,

Wütend über die Weigerungen der Welt,

Begierig zu nehmen, aber außerstande zu geben.

Die dunkle Kapuze des Todes war von der Stirn der Natur gezogen;

Auf ihr blitzte der Gottheit heimlich Lachen.

Alle Anmut und Glorie und alle Göttlichkeit

Waren hier in einer einzigen Gestalt versammelt;

Aus einem Antlitz sahen alle angebeteten Augen durch die seinen;

Er trug in seinen grandiosen Gliedern all die Gottheiten.

Ein ozeanischer Geist wohnte im Innern;

In Freude unduldsam und unbesiegbar

Stieg eine Flut von Freiheit und transzendenter Seligkeit

In Linien von unsterblicher Schönheit auf.

In ihm trug die vierfältige Wesenheit ihre Krone,

Die das Mysterium eines namenlosen Namens trägt,

Das Universum schreibt seinen ungeheuren Sinn

In der unerschöpflichen Bedeutung eines Wortes.

In ihm der Architekt der sichtbaren Welt,

Zugleich die Kunst und der Künstler seiner Werke,

Geist und Seher und Denker alles Erblickten,

Virat, der seine Lagerfeuer in den Sonnen entfacht

Und dem der sternenverstrickte Äther sein Zelt,

Er drückt durch Materie als seine Sprache sich aus:

Objekte sind seine Buchstaben, Kräfte sind seine Worte,

Ereignisse sind die geballte Geschichte seines Lebens

Und Meer und Land sind die Seiten für seine Erzählung.

Materie ist sein Mittel und sein spirituelles Zeichen;

Er hängt den Gedanken an das Heben einer Wimper,

Lässt die Seele fließen im Strom des Blutes.

Er ist der stumme Wille in Atom und Lehm;

Ein Wille, der ohne Zweck und Beweggrund wirkt,

Eine Intelligenz, die nicht zu denken und zu planen braucht,

So erschafft sich die Welt unüberwindlich selbst;

Denn ihr Körper ist der Körper des Herrn

Und in ihrem Herzen steht Virat, der König der Könige.

In ihm birgt seine Form das Goldene Kind,

Der da wiegt in der von der Sonne überzogenen Weite seine Geburt:

Hiranyagarbha, Urheber von Gedanken und Träumen,

Der das Unsichtbare sieht und die Klänge hört,

Die nie ein sterblich Ohr aufsuchten,

Entdecker von nie gedachten Wirklichkeiten,

Der Wahrheit treuer als alles, was wir je gekannt haben,

Er ist der Führer auf den inneren Wegen;

Ein Seher, er hat die verbotenen Gefilde betreten;

Ein Magier mit dem allmächtigen Zauberstab des Denkens,

Er baut die geheimen ungeschaffenen Welten auf.

Gerüstet mit der goldnen Rede, dem diamantenen Auge,

Sind sein die Vision und die Prophezeiung:

Bildner, gießend das Formlose in Gestalt,

Wanderer und Bahner der ungesehenen Pfade,

Er ist der Träger des verborgenen Feuers,

Er ist die Stimme des Unbeschreibbaren,

Er ist der unsichtbare Jäger des Lichtes,

Der Engel von mysteriösen Ekstasen,

Der Eroberer der Königreiche der Seele.

Ein dritter Geist stand dahinter, ihre verborgene Ursache,

Eine Masse von Überbewusstsein, von Licht umfasst,

Schöpfer der Dinge in seinem allwissenden Schlaf.

Aus seiner Stille kam alles, so wie ein Baum wächst;

Er ist unser Keim und Mark, unser Haupt und Fuß.

Alles Licht ist nur ein Blitz aus seinen geschlossenen Augen:

Eine allweise Wahrheit weilt mystisch in seinem Herzen,

Der allwissende Strahl ist verdeckt hinter seinen Lidern:

Er ist die Weisheit, die nicht durch Denken kommt,

Sein wortlos Schweigen bringt das unsterbliche Wort.

Er schläft im Atom und im brennenden Stern,

Er schläft in Mensch und Gott und Tier und Stein:

Weil er da ist, verrichtet das Nichtbewusste sein Werk,

Weil er da ist, vergisst die Welt zu sterben.

Er ist von Gottes Kreis der Mittelpunkt,

Er ist vom Lauf der Natur der Kreisumfang.

Sein Schlummer ist eine Allmacht in den Dingen,

Wach, ist er der Ewige und der Höchste.

Darüber war die brütende Seligkeit des Unendlichen,

Seine allgewaltige und allweise Ruhe,

Sein regloses Schweigen, absolut und allein.

In zahllose Einklänge waren hier alle Mächte verwebt.

Die Seligkeit, die die Welt erschuf, lebte in seinem Körper,

Liebe und Wonne waren das Haupt der lieblichen Gestalt.

In den verlockenden Maschen ihres Netzes

Wieder eingefangen, hielten die stolzen wonnevollen Glieder

Alle Freuden, Ausreißer von des hechelnden Herzen

Und Flüchtige vor des Lebens hinter sich gelassener Begier.

Was immer an Schau dem Auge entgangen ist,

Was immer an Glück in Traum und Trance kommt,

Nektar, den Liebe vergoss mit zitternder Hand,

Freude, die der Kelch der Natur nicht fassen kann,

War alles geströmt in das Schöne seines Angesichts,

Im Honig seines Lachens weilte es hold.

Dinge, verborgen vom Schweigen der Stunden,

Die Ideen, die auf lebenden Lippen keine Stimme finden,

Der Seele trächtige Begegnung mit der Unendlichkeit,

Dies war in ihm zu Geburt gelangt und entflammt:

Das heimliche Flüstern von Blume und Stern

Verriet den Sinn in seinem unergründlichen Blick.

Seiner Lippen beredter Schwung glich einer Rose der Morgenröte;

Sein Lächeln, das da spielte mit dem Wunder des Mentals

Und das, vom Mund gewichen, im Herzen blieb,

Glänzte mit dem Funkeln des Morgensterns,

Mit Edelsteinen schmückend die weite Himmelsentdeckung.

Sein Anschauen war das Schauen der Ewigkeit;

Es war in süßem und ruhigem Bedacht

Ein weiser Hort des Frohsinns und breitete

Das Licht der Zeitalter in der Heiterkeit der Stunden aus,

Eine Sonne der Weisheit in einem verwunschenen Hain.

In der orchestralen Weite seines Mentals

Wusste alles gegensätzliche Suchen um seine innige Verwandtschaft,

Reichherzig, wundervoll trafen sie aufeinander

In wechselseitigem Bewundern ihrer Myriaden Töne

Und wohnten beisammen wie Brüder einer einzigen Familie,

Die ihr gemeinsames und mysteriöses Heim gefunden hatten.

Wie aus der Harfe eines ekstatischen Gottes

Eine Harmonie von lyrischer Seligkeit entspringt,

Die strebt, keine himmlische Freude ungesungen zu lassen,

So war das Leben in diesem verkörperten Licht.

Er schien die Weite eines grenzenlosen Firmaments zu sein,

Er schien die Leidenschaft einer sorgenlosen Erde zu sein,

Er schien das Brennen einer weltweiten Sonne zu sein.

Zwei blickten einander an, Seele sah Seele.

Dann stieg wie ein Hymnus aus des Herzens lichter Höhle

Der Zauberklang einer Stimme empor, der wandeln könnte

Das bittere Weinen der Erde in ein Seufzen

Tiefen Entzückens und ihren Schrei in spirituellen Gesang.

„O menschliches Abbild des todlosen Wortes,

Wie hast du jenseits der Mauern aus Topas

Die schimmernden Schwestern des göttlichen Tores erblickt,

Gerufen die Genien ihres wachenden Schlafes,

Und unter den Bögen der Enthüllung

Die beschnitzten denkverdeckten Pforten aufgezwungen,

Erschlossen die Prachtstraßen spirituellen Sehenswertes

Und die Eingänge zu einem himmlischeren Zustand

Deiner verzückten Seele gezeigt, die den Goldschlüssel trug?

In dir hat das geheime Sehen, das menschlicher Blindheit fehlt,

Ein Blickfeld aufgetan über Zeit hinaus, meine Wagenbahn,

Und Tod, meinen Tunnel, den ich durch das Leben treibe

Zu meinen ungesehenen Fernen der Seligkeit.

Ich bin das stille Suchen der eifernden Götter,

Die dem weiten mysteriösen Werk meiner Weisheit nachgehen,

Erspürt auf tausend sich treffender Himmelswege.

Ich bin die Schönheit des unverschleierten Strahls,

Die da lockt durch die tiefen Pfade der endlosen Nacht

Die unbesiegbare Pilgerseele der Erde

Unter dem leuchtenden Fackelschein der Sterne.

Ich bin die unverletzbare Ekstase;

Wer mich geschaut hat, wird nicht mehr trauern.

Die Augen, die in der Nacht leben, werden meine Gestalt sehen.

An den bleichen Ufern schäumend kalter Meeresstraßen,

Die unter einem grauen gepeinigten Himmelsgewölbe dahinfließen,

Wandeln zwei Mächte, geboren aus einer ursprünglichen Ekstase,

Nah beieinander, doch getrennt im Leben des Menschen;

Die eine neigt sich zur Erde, die andere sehnt sich nach dem Himmel:

Himmel in seiner Verzückung träumt von vollkommener Erde,

Erde in ihrem Kummer träumt vom vollkommenen Himmel.

Die Zwei, sich sehnend nach Vereinigung, wandern jedoch allein,

Tatenlos gesondert durch ihre eitlen Vorstellungen;

Sie werden durch betörende Ängste von ihrem Einssein abgehalten;

Mysteriös geschieden durch Meilen des Denkens,

Starren sie durch die stillen Klüfte von Schlaf.

Oder Seite an Seite liegend auf meinen Weiten,

Wie Braut und Bräutigam magisch geschieden,

Wachen sie schmachtend, sich nie umarmen könnend,

Während dünn flackernd unüberstiegen schwebt

Zwischen den Liebenden auf ihrem Hochzeitsbett

Das schattenhafte Erscheinungsbild eines Schwertes.

Doch wenn die phantomhafte Flammenschneide erlischt,

Dann können weder Raum noch Zeit je trennen mehr

Den Liebenden von der Geliebten; Raum wird zurückziehen

Den großen durchsichtigen Vorhang, Zeit

Wird das Beben von Geistes endloser Seligkeit sein.

Erwartet diesen Moment des himmlischen Schicksals.

Bis dahin sollt ihr beide dem dualen Gesetze dienen,

Das jetzt nur die Kundschafter der Vision erspähen,

Die, vorwärtsdrängend durch den Wald ihrer Gedanken,

Die schmalen Brücken der Götter aufgespürt haben.

Geduldet euch mit den spröden Schranken der Form

Und macht Trennung zu eurem freudvollen Mittel

Glücklichen Geeintseins, das sich berauschend steigert

Durch Anziehung in der pulsierenden Luft dazwischen.

Doch wenn du die geplagte Welt verlassen willst,

Unberührt vom dunklen Ächzen der Dinge da unten,

So schreite über den Isthmus, überspringe die Flut,

Löse den Vertrag mit der ringenden Kraft;

Mach‘ los das Band, das dich an die Erdart knüpft,

Wirf‘ ab dein Mitgefühl mit sterblichen Herzen.

Erhebe dich, behaupte das errungene Recht deines Geistes:

Entbürdet von deiner Last flüchtigen Atems,

Lass‘ unter dem kalten Blick gleichgültiger Sterne

Den dir geliehenen Körper auf dem Grase liegen,

Steig‘, O Seele, zu deiner glückseligen Heimat empor.

Hier auf dem Spielplatz des ewigen Kindes

Oder in Gefilden, die weise Unsterbliche beschreiten,

Da wandle mit deinem Gefährtenglanz unter Himmeln,

Spirituell erleuchtet von einer Sonne, die nie untergeht,

Wie Gottheiten leben, die sich nicht sorgen um die Welt

Noch teilen die Mühe von Mächten der Natur:

In ihrer Selbstekstase versunken leben sie.

Wirf‘ ab den zweifelhaften Mythos der Erde Begier,

O Unsterbliche, steig‘ auf zur Glückseligkeit.“

Auf Savitri, die lauschte in ihrem ruhigen Herz

Dem Wohlklang der umgarnenden Stimme,

Floss hernieder eine Freude, übersteigend die von Erde und Himmel,

Die Seligkeit von einer unbekannten Ewigkeit,

Ein Freudenrausch von einem wartenden Unendlichen.

Ein Lächeln kräuselte sich in ihren großen Augen,

Der Bote einer zuversichtlichen Glückseligkeit,

Als ob der erste Strahl der Morgensonne

An zwei erwachten Lotusteichen entlang kräuselt.

„O Bedränger der Seele des Menschen mit Leben und Tod

Und der Welt Lust und Schmerz und Tag und Nacht,

Sein Herz versuchend mit der Verlockung fernen Himmels,

Seine Stärke prüfend mit der nahen Berührung der Hölle,

Ich steige nicht empor in deinen immerwährenden Tag,

So wie ich deine ewige Nacht gemieden habe.

Gib mir, die von deinem irdischen Wege nicht weicht,

Das andere Selbst zurück, nach dem meine Natur verlangt.

Deine Räume brauchen ihn nicht um ihrer Freude willen;

Die Erde braucht seinen schönen Geist, den du schufst,

Um Wonne auszuwerfen, wie ein Netz aus Gold.

Die Erde ist der auserwählte Ort mächtigster Seelen;

Die Erde ist das Schlachtfeld des heroischen Geistes,

Die Schmiede, wo der Erz-Baumeister seine Werke formt.

Deine Dienstbarkeiten auf Erden sind größer, König,

Als all die glorreichen Freiheiten des Himmels.

Einst waren die Himmel mir mein natürliches Heim,

Und auch ich habe sternjuwelierte Haine durchwandert,

Bin über sonnengoldene Weiden und mondsilberne Wiesen geschritten

Und hörte das Harfe spielende Lachen ihrer Bäche

Und weilte unter Myrrhe tropfenden Zweigen;

Auch ich habe in den Gefilden des Lichtes geschwelgt,

Vom ätherischen Gewand der Winde berührt,

Die Wunderreigen deiner Musik habe ich durchschritten,

Lebte im Reim der lichten ungezwungenen Gedanken,

Ich habe Harmonien gespielt, geschwind und glückselig weit,

Tanzte zu spontanen Bewegungen der Seele

Die großen und unbeschwerten Tänze der Götter.

O duftend sind die Pfade, die deine Kinder begehen,

Und lieblich ist die Erinnerung an ihre Füße

Inmitten der Wunderblumen vom Paradiese:

Ein schwerer Schritt ist mein, ein mächtigerer Griff.

Dort, wo in der Nacht die Götter und Dämonen kämpfen

Oder an den Grenzen der Sonne ringen,

Gelehrt zu ertragen durch die Süße und den Schmerz des Lebens

Das ungleichmäßig kräftezehrende Pochen, das da klopft

An den Rand irgend göttlichster Hoffnung,

Um das Unmögliche zu wagen trotz dieser Qualen der Suche,

Streckt weit in mir der Geist unsterblicher Liebe

Die Menschheit zu umfassen seine Arme aus.

Zu fern sind mir deine Himmel von leidenden Menschen.

Unvollkommen ist die Freude, wird sie nicht von allen geteilt.

O auszubreiten, O umfassen und ergreifen

Mehr Herzen, bis Liebe in uns deine Welt gefüllt hat!

O Leben, du Leben unter den kreisenden Sternen!

Auf zum Siege in diesem Wettkampf mit dem Tod,

Auf zum Spannen des starken und schwierigen Bogens,

Auf zum Schwingen des herrlichen Schwerte Gottes!

O der du in den Reihen die Fanfare bläst,

Trenne nicht den Griff von dem unerprobten Stahl,

Nimm nicht den Krieger weg, eh er nicht vollbracht hat seinen Hieb.

Sind nicht Millionen Kämpfe noch zu bestehen?

O Königsschmied, lass weiterklingen dein Werk,

Schweiße uns zu einer Einheit in deiner mächtigen Lebensschmiede.

Deinen feingeschwungenen Juwelengriff nenn‘ Savitri,

Deiner Klinge frohlockend Lächeln heiß‘ Satyavan.

Gestalte uns zu Schönheit, weise uns den Weg durch die Welt.

Zerbrich die Leier nicht, eh das Lied gefunden ist;

Gibt es nicht noch unzählige Gesänge zu ersinnen?

O feinbeseelter Musiker der Jahre,

Fahre fort mit dem, was du mit mir als Flöte gespielt hast;

Von ihrer ersten ahnenden wilden Klage lass ab

Und finde, was bisher ungesungen blieb.

Ich weiß, dass ich die Seele des Menschen zu Gott erheben kann,

Ich weiß, dass er den Unsterblichen herniederbringen kann.

Unser Wille ringt, von deinem Willen gewollt,

Und ohne dich, ist er leeres Sturmgeheul,

Ein sinnloser Wirbelwind ist die Kraft des Titanen

Und ohne dich, ein Fallstrick die Stärke der Götter.

Lass‘ nicht den unbewussten Schlund die Menschenart verschlingen,

Die sich durch der Erde Unwissenheit hin zu deinem Lichte kämpft.

O Donnerer mit den Blitzen der Seele,

Gib deine Sonne nicht an Finsternis und Tod,

Erfülle deiner Weisheit verborgenen festen Beschluss

Und den Auftrag deiner heimlichen weltweiten Liebe.“

Ihre Worte verhallten, verloren in Denkens Unermesslichkeiten,

Die sie an den Grenzen ihres Rufes ergriffen

Und ihren Sinn in den Fernen verbargen,

Die zu mehr anregen, als Sprache je gewonnen hat

Von dem Undenkbaren, dem Ende all unseres Denkens,

Und dem Unsagbaren, aus dem alle Worte kommen.

Darauf mit einem Lächeln so erhaben wie der Mittagshimmel

Die Gottheit dieser wundervollen Vision:

„Wie soll Erdnatur und des Menschen Natur sich erheben

Zu den himmlischen Ebenen und Erde doch fortbestehen?

Himmel und Erde starren einander an

Über eine Kluft, die nur wenige überqueren können, niemand betritt,

Gelangend durch einen vagen ätherischen Nebel,

Daraus sich alles formt, was im Raum sich regt,

Die Küste, die alle sehen, aber nie erreichen.

Das Licht des Himmels sucht manchmal den Geist der Erde auf;

Seine Gedanken brennen an ihrem Firmament wie einsame Sterne;

In ihrem Herzen, da regt sich himmlisch Suchendes

Wie schlagende Vogelschwingen, sanft und schön,

Visionen einer Freude, die sie nie gewinnen kann,

Durchziehen den verblassenden Spiegel ihrer Träume.

Zaghafte Aussaaten von Licht und Seligkeit tragen traurige Blüten,

Zaghafte Harmonien aus einem halbgehörten Lied

Versinken kraftlos im Missklang wandernder Stimmen,

Schaum von den wogend leuchtenden Meeren, wo wohnt

Die Schöne und ferne Wonne der Götter,

Lassen unbekannte Verzückungen, ein wundersames Glück,

Sie erschauern und halbgestaltet weitergehen zu Mental und Sinn.

Über ihren kleinen endlichen Schritten fühlt sie,

Ohne Rücksicht auf Knoten oder Pausen, Welten, die sich weben

Eine seltsame Vollkommenheit jenseits von Gesetz und Regel,

Ein Universum von selbstentdeckter Glückseligkeit,

Einen unausdrückbaren Rhythmus von zeitlosen Takten,

Den mannigfach bewegten Herzschlag des Einen,

Magie der grenzenlosen Harmonien des Selbstes,

Ordnung der Freiheit des Unendlichen,

Die Wunderbildnereien des Absoluten.

Dort ist die Allwahrheit und dort ist die zeitlose Seligkeit.

Doch die ihren sind nur Fragmente eines sternverlorenen Schimmers,

Ihre sind nur achtlose Besuche der Götter.

Sie sind ein Licht, das erlischt, ein Wort, das bald verstummt

Und nichts von dem, was sie bedeuten, kann auf Erden lange weilen.

Es gibt hohe Einblicke, nicht die bleibende Schau.

Einige wenige können aufsteigen zu einer unvergänglichen Sonne

Oder leben am Rande des mystischen Mondes

Und leiten zum Erdmental den Zauberstrahl.

Wenige sind der Helden und der Halbgötter,

Zu denen die nahen unsterblichen Stimmen sprechen

Und bei deren Taten der himmlische Klan ganz nahe ist.

Wenige sind der Schweigen, worin Wahrheit hörbar ist,

Enthüllend die zeitlose Äußerung in ihren Tiefen;

Wenige sind der glanzvollen Augenblicke der Seher.

Himmels Ruf ist selten, seltener das Herz, dem Beachtung es schenkt;

Die Pforten des Lichtes sind dem gewöhnlichen Mental versiegelt

Und die Bedürfnisse der Erde nageln die Masse Mensch an die Erde,

Und einzig in einer erhebenden Stunde der Not

Antworten Menschen auf den Hauch größerer Dinge:

Oder, emporgehoben von einer starken Hand Himmelsluft zu atmen,

Sie gleiten zurück zu dem Schlamm, aus dem sie stiegen;

Im Schlamm, woraus sie gemacht, dessen Gesetz sie kennen,

Freuen sie sich über die sichere Heimkehr zu einem trauten Grund,

Und wenngleich auch etwas weint in ihnen nach der verlorenen Glorie

Und der gemordeten Größe, akzeptieren sie doch ihren Fall.

Der gewöhnliche Mensch zu sein, halten sie für das Beste,

Zu leben wie andere leben, ist ihr Glück.

Denn die meisten sind nach dem frühen Plan der Natur gebaut

Und verdanken einem höheren Bereich nicht viel;

Der menschliche Durchschnitt ist ihr höchstes Niveau,

Der materielle Bezirk von denkendem Tier.

In der langen stetig steigenden Hierarchie,

In der starren Ökonomie des kosmischen Lebens

Ist jedes Geschöpf an deren bestimmten Auftrag und Platz

Gebunden durch die Form seiner Natur, die Kraft seines Geistes.

Und wäre diese leicht zu stören, zerbrechen würde

Das festgelegte Gleichgewicht der Dinge;

Die dauerhafte Ordnung des Universums

Würde erschüttert, eine Lücke klaffte im Schicksalsgeflecht.

Gäbe es Menschen nicht sondern strahlende Götter nur,

Die verbindende Stufe wäre dann verloren

Über die der Geist, erwacht in der Materie,

Auf sich nehmend die Runden des Mittelwegs,

Durch schwere Mühsal und langsamen äonischen Trott

Erreichend Gottes leuchtenden wundersamen Saum,

Sich windet zur Glorie der Überseele empor.

Mein Wille, mein Ruf ist da in Menschen und Dingen;

Doch das Nichtbewusste liegt auf dem grauen Rücken der Welt

Und zieht an seine Brust von Nacht und Tod und Schlaf.

Gefangen in seinem dunklen und stummen Schlund,

Lässt es ein wenig Bewusstsein entkommen,

Aber eifersüchtig auf das wachsende Licht hält es dies

Nahe an den dunklen Rändern seiner Höhle zurück,

Als hielte eine vernarrte ahnungslose Mutter ihr Kind

An ihre Schürzenbänder des Nichtwissens geknüpft.

Das Nichtbewusste könnte ohne das Mental des Menschen

Das Rätsel dieser Welt nicht lesen, die schuf sein Schlaf:

Der Mensch ist sein Schlüssel, eine bewusste Tür zu öffnen.

Aber noch immer hält es ihn baumelnd in seinem Griff:

Es zieht einen gigantischen Kreis um seine Gedanken,

Es verschließt sein Herz vor dem himmlischen Licht.

Oben erstrahlt eine hohe und blendende Schranke,

Unten herrscht eine schwarze und blindmachende Grenze:

Sein Mental ist zwischen zwei Firmamenten eingeschlossen.

Er sucht durch Worte und Bilder die Wahrheit,

Doch grübelnd über Oberflächen und grob Äußerem

Oder vorsichtig setzend den Fuß in seichte Wasser,

Ist auch sein Wissen eine Unwissenheit.

Er ist von seinen eigenen inneren Tiefen ausgesperrt;

Er kann nicht in das Antlitz des Unbekannten schauen.

Wie soll er sehen mit den Augen des Allwissenden,

Wie soll er wollen mit der Kraft des Allmächtigen?

O allzu barmherzige und eifrige Morgenröte,

Überlass dem langsamen Schreiten der kreisenden Äonen

Und dem Walten des nichtbewussten Willens,

Überlass dem eigenen unvollkommenen Licht das Erdengeschlecht:

Alles wird vollbracht durch das zähe Wirken der Zeit.

Obwohl die Menschheit an die eigene Art gebunden ist,

Ist die Seele im Menschen größer als sein Geschick:

Über der Gischt und Brandung von Zeit und Raum,

Sich lösend von der kosmischen Gemeinsamkeit,

Durch die alles Leben in Leid und Freude verwandt ist,

Vermag, befreit vom allumfassenden Gesetz,

Der sonnengleich einzige und transzendente Geist

Durch den Grenzwall des Mentals seinen Weg zu glühen

Und allein im ewigen Himmelszelt brennen,

Bewohner einer weiten und endlosen Ruhe.

O Flamme, zieh‘ in dein lichtes Selbst dich zurück.

Oder kehr‘ zurück zu deiner ursprünglichen Macht

Auf einem Sehergipfel über Denken und Welt;

Partnerin meiner stundenlosen Ewigkeit,

Sei eins mit der Unendlichkeit meiner Macht:

Denn du bist die Weltmutter und die Braut.

Aus der fruchtlosen Sehnsucht der Erde Leben,

Aus ihrem kläglich unüberzeugenden Traum,

Mit Schwingen, die Unendlichkeit überqueren,

Kehr‘ zurück in jene Macht, aus der du kamst.

Dorthin magst heben du deinen formlosen Flug,

Dein Herz mag entsteigen seinem unbefriedigten Puls

Und fühlen die unsterbliche und spirituelle Freude

Einer Seele, die Glückseligkeit nie verlor.

Erhebe das gefallene Herz der Liebe, das flattert,

Wirf‘ in die Schlünde den Abgrund der Begierde.

Für immer aus den Gebilden der Natur befreit,

Entdecke, was die ziellosen Zyklen wollen,

Dort verwoben mit allem, was dein Leben bedeutet hat,

Und hier vergeblich in einer irdischen Gestalt gesucht.

Zerbrich‘ in die Ewigkeit deine sterbliche Form;

Schmilz‘, Blitz, zu deiner unsichtbaren Flamme!

Umschließe, Ozean, tief in dir selbst deine Woge,

Glücklich für immer in der umfangenden Brandung.

Werde eins mit der stillen Leidenschaft der Tiefen.

Dann wirst du den Liebenden und die Geliebte erkennen,

Verlassend die Grenzen zwischen ihm und dir.

Empfange ihn in grenzenlose Savitri,

Verliere dich in unendlichen Satyavan.

O Wunder, wo du begonnen hast, da höre auf!“

Doch Savitri erwiderte dem strahlenden Gott:

„Vergeblich lockst du mit einsamer Glückseligkeit

Zwei Geistwesen, erlöst aus einer leidenden Welt;

Meine Seele und seine unzertrennlich vereint

In dem einen Werk, um dessentwillen unsere Leben geboren wurden,

Die Welt zu Gott in todloses Licht emporzuheben,

Gott in die Welt herabzubringen, kamen wir auf Erden,

Das irdische Leben in göttliches Leben zu wandeln.

Ich halte fest an meinem Willen, die Welt und den Mensch zu retten,

Sogar der Zauber deiner verführerischen Stimme,

O selige Gottheit, kann mich nicht fassen und umgarnen.

Ich opfere nicht die Erde für glücklichere Welten.

Weil da wohnte die weite Idee des Ewigen

Und sein dynamischer Wille in Menschen und Dingen,

So konnte das enorme Schauspiel erst beginnen.

Woher kam diese nutzlose Sternenwüste,

Dieses mächtige unfruchtbare Räderwerk der Sonnen?

Wer schuf die Seele eines zwecklosen Lebens in der Zeit,

Pflanzte einen Vorsatz und eine Hoffnung in das Herz,

Stellte die Natur vor eine gewaltige und sinnlose Aufgabe

Oder plante die Verschwendung ihrer millionenäonigen Mühen?

Welche Kraft verdammte zu Geburt und Tod und Tränen

Diese bewussten Geschöpfe, die auf dem Erdball kriechen?

Wenn Erde zum Lichte des Himmels aufzublicken

Und eine Antwort auf ihren einsamen Ruf zu hören vermag,

Nicht vergeblich ist beider Begegnung, Himmelsberührung keine Falle.

Wenn du und ich wahr sind, ist die Welt wahr;

Obwohl du dich hinter deinen Werken versteckst,

Ist Dasein nicht ein sinnloses Paradoxon;

Da Gott die Erde erschaffen hat, muss Erde Gott in sich erschaffen;

Sie muss enthüllen, was in ihrer Brust sich birgt.

Ich fordere dich für die Welt, die du gemacht hast.

Wenn der Mensch gebunden an sein Menschsein lebt,

Wenn er auf ewig an seinen Schmerz gefesselt ist,

Dann lass aus dem Menschen ein größeres Wesen erstehen,

Den Übermensch mit dem Ewigen sich vermählen

Und den Unsterblichen durch irdische Formen leuchten.

Sonst wäre diese Schöpfung nutzlos und diese großartige Welt

Ein Nichts, das scheinbar ist in den Momenten der Zeit.

Doch hinter die fühllose Maske habe ich geschaut;

Ich habe gespürt, wie sich ein geheimer Geist in den Dingen regt,

Tragend den Körper eines wachsenden Gottes:

Er blickt durch verhüllende Formen auf unverschleierte Wahrheit;

Er schiebt den Vorhang der Götter weiter zurück;

Er klimmt der eigenen Ewigkeit entgegen.“

Doch der Gott erwiderte dem Herzen der Frau:

„O lebende Macht des leibhaftigen Wortes,

Alles, was der Geist geträumt, kannst du erschaffen:

Du bist die Kraft, mit der ich die Welten schuf,

Du bist meine Schau und mein Wille und meine Stimme.

Aber auch Wissen hast du, den Weltenplan kennst du

Und den schleppenden Vorgang des Schreitens der Zeit.

Im ungestümen Drang deines Flammenherzens,

In deiner Leidenschaft, Mensch und Erde zu erlösen,

Entrüstet über die Hemmnisse der Zeit

Und die trägen Schritte der langsamen Evolution,

Bringe den Geist in einer unwissenden Welt nicht dazu,

Zu früh das Abenteuer des Lichtes zu wagen,

Dränge nicht den gebundenen und schlummernden Gott im Mensch,

Aufgeweckt inmitten unbeschreiblicher Schweigsamkeiten,

In endlose Sichten des Unbekannten und Ungesehenen,

Über die letzten Grenzgebiete des einschränkenden Mentals hinweg

Und die gefährliche Grenzlinie des Überbewussten

Hinein in die Gefahrenzone des Unendlichen.

Willst du aber nicht warten auf Zeit und Gott,

Dann tue dein Werk und zwinge Schicksal deinen Willen auf.

So wie ich von dir genommen habe meine Last der Nacht

Und dir meines Zwielichts Zweifel und Träume nahm,

So nehm‘ ich jetzt mein Licht des hellen Tages.

Dies sind meine Symbolreiche, doch nicht hier

Kann die große Wahl getroffen werden, die das Schicksal festlegt,

Noch wird die Gutheißung der höchsten Stimme enthüllt.

Auf einer Leiter größerer Welten steige empor

Zur Unendlichkeit, wo keine Welt bestehen kann.

Denn nicht in der weiten Luft, wo ein größeres Leben

Hoch sein Mysterium und sein Wunder hebt,

Und nicht auf den leuchtenden Gipfeln des obersten Mentals,

Oder in dem Bereich, wo der Geist der subtilen Materie

In ihrem Licht von schimmernden Heimlichkeiten sich verbirgt,

Lässt sich da vernehmen des Ewigen klare Geheiß,

Das Haupt und Fuß der Bestimmung miteinander verbindet.

Jene sind nur die vermittelnden Bindeglieder;

Ihnen ist nicht die ursächliche Schau zu eigen

Noch die vollbringende Tat oder die letzte Stütze,

Die immerwährend das kosmische Gebäude trägt.

Zwei Mächte halten die beiden Enden der Zeit;

Geist sieht voraus, Materie entfaltet sein Denken,

Die stumme Vollstreckerin von Gottes Beschlüssen,

Auslassend keinen Tüttel und keinen Punkt,

Fraglos wirkend, nichtbewusst, starr,

Unvermeidlich das entfaltend, was in sie gelegt ward,

Die Absicht seiner Kraft in Zeit und Raum,

In belebten Wesen und unbelebten Dingen;

Unwandelbar erfüllt sie die ihr aufgetragene Arbeit,

Von einmal Getanem streicht kein Jota sie;

Nicht abrückend von dem orakelhaften Geheiß,

Ändert sie nicht die Schritte des Ungesehenen.

Musst du tatsächlich Mensch und Erde befreien,

Schau von den spirituellen Höhen auf das Leben herab,

Entdecke die Wahrheit von Gott und Mensch und Welt;

Dann, alles wissend und sehend, geh‘ an dein Werk.

Steig‘ empor, O Seele, in dein zeitloses Selbst;

Wähle Schicksals Kurve und präge der Zeit deinen Willen auf.“

Er schloss, und beim Verklingen des Lautes

Trat eine Macht hervor, die den Grund der Sphären erschütterte

Und die Pflöcke löste, die da halten die Zelte der Form.

Entbunden aus des Schauens Griff und den Windungen des Denkens,

Entrückt von ihrem Sinn wie verschwindende Szenen

In dem unermesslichen Theater des Raumes,

Vergingen die Himmelswelten in spirituellem Licht.

Weithin war da eine Bewegung, ein Ruf, ein Wort,

Anfangslos in gewaltiger Entdeckung,

Momentlos in undenkbarer Wiederkehr:

In Chören ruhiger Meere hörte sie das ewige Denken,

Unsäglich sich selbst weithin rhythmisierend

In raumlosen Orbits und auf zeitlosen Straßen.

In einer unbeschreiblichen Welt lebte sie erfüllt.

Eine Energie des dreieinigen Unendlichen,

So wohnte sie in einer unermesslichen Wirklichkeit,

Ein Entzücken und ein Sein und eine Kraft,

Eine verbundene und myriadenbewegte Fülle,

Eine jungfräuliche Einheit, eine leuchtende Gemahlin,

Behausend eine mannigfache Umarmung,

Um alles in Gottes unermesslicher Wonne zu vermählen,

Tragend die Ewigkeit eines jeden Geistes,

Tragend die Bürde einer allumfassenden Liebe,

Eine wundervolle Mutter von unzähligen Seelen.

Alle Dinge erkannte sie, alles Erdachte oder Gewollte:

Ihr Ohr war offen für den idealen Klang,

Der Form Übereinkunft band nicht mehr ihre Sicht,

Tausend Pforten des Einsseins war ihr Herz.

Eine Krypta und ein Heiligtum von brütendem Licht

Erschien, die letzte Zufluchtsstätte jenseitiger Dinge.

Dann verhielt in seinen Runden das enorme Gebot,

Schweigen gab dem Unkennbaren zurück

Alles Gegebene. Ihr lauschend Denken war still.

Versiegt war in ihrer Seele der Dinge Form.

Unsichtbar jene vollkommene Gottheit jetzt.

Um sie herum weilte ein gewaltiger Geist,

Mysteriöse Flamme um eine schmelzende Perle,

Und in dem Phantom aufgehobenen Raumes

War eine Stimme, von Ohren nie gehört, die da rief:

„Treffe, O Geist, deine höchste, nie wieder angebotene Wahl;

Denn nun blickt auf dich aus meinem höchsten Sein

Der namenlos formenlose Friede, in dem alles ruht.

In einem glücklichen gewaltig erhabenen Aufhören erfahre, –

Ein unermessliches Auslöschen in Ewigkeit,

Ein Punkt, entschwindend in der Unendlichkeit, –

Glückseligkeit der erloschenen Flamme,

Einer Woge letztes Sinken in einem grenzenlosen Meer,

Das Ende deiner wandernden Gedanken Mühe,

Den Schluss deiner pilgernden Seele Reise.

Nimm, O Musik, den Überdruss an deinen Tönen an,

O Strom, das weite Brechen deiner Flussufer.“

Die Augenblicke fielen in die Ewigkeit.

Aber jemand sehnte sich in einer unbekannten Brust

Und schweigend gab zur Antwort das Herz der Frau:

„Deinen Frieden, O Herr, ein Segen, im Innern zu wahren

Mitten im Krach und Zusammenbruch einer wilden Zeit

Für die wundervolle Seele des Menschen auf Erden.

Deine Ruhe, O Herr, die deiner Hände Freude erträgt.“

Grenzenlos wie der Ozean um eine einsame Insel

Erhob sich der ewige Ruf ein zweites Mal:

„Weit offen stehen die unsagbaren Tore dir.

Mein Geist neigt sich herab, den Knoten der Erde zu zerreißen,

Verliebt in Einheit ohne Denken oder Zeichen,

Wall und Zaun niederzureißen, den Himmel zu entblößen,

Zu schauen mit dem großen Auge der Unendlichkeit,

Zu entwirren die Gestirne und in das Schweigen zu gehen.“

In einer ungeheuren und weltvernichtenden Pause

Hörte sie Millionen Geschöpfe zu ihr flehen.

Durch die gewaltige Stille ihrer Gedanken

Sprach unermesslich die Natur der Frau:

„Dein Einssein, Herr, in vielen nahenden Herzen,

Meine süße Unendlichkeit deiner Seelen all.“

Machtvoll zurückströmend wie ein Meer bei Ebbe,

So schwoll ein drittes Mal der mächtige mahnende Ruf:

„Ich breite weit den Schutz meiner Flügel aus.

Aus ihren unmitteilbaren Tiefen

Schaut meine Macht von gewaltigster Pracht hervor, gestillt

In ihre Hoheit des Schlafes, zurückgezogen

Jenseits der fürchterlichen Wirbel der Welt.“

Darauf erhob ein Schluchzen von Dingen sich,

Und voll Leidenschaft gab Antwort das Herz der Frau:

„Deine Energie, Herr, um zu ergreifen Frau und Mann,

Zu fassen alle Dinge und Geschöpfe in ihrem Leid

Und in Arme einer Mutter zu sammeln sie.“

Feierlich und fern wie die Leier eines Seraphs

Erklang jetzt ein letztes großes Mal der mahnende Ton:

„Ich öffne das weite Auge der Einsamkeit,

Um die stimmlose Verzückung meiner Seligkeit zu enthüllen,

Wo in einer reinen und erlesenen Stille sie liegt,

Bewegungslos in ihrem Schlummer der Ekstase,

Ruhend von der süßen Tollheit des Tanzes,

Aus dessen Takt sich der Herzen Puls gebar.“

Das Schweigen brechend mit Bitten und Flehen,

Stieg unermüdlich eine Hymne der Anbetung auf,

Ein Musiktakt von beflügelten sich einender Seelen,

Worauf voll Sehnsucht Antwort gab die ganze Frau:

„Deine Umarmung, die den lebenden Knoten des Schmerzes zerreißt,

Deine Freude, O Herr, in der alle Geschöpfe atmen,

Deine magisch fließenden Gewässer tiefer Liebe,

Deine Süße gib für Erde und Menschen mir.“

Dann, auf ein Schweigen hin, erhob sich still und selig ein Ruf,

Wie einst entstiegen dem Unendlichen

Als das erste Geflüster einer seltsamen Wonne

Sich zutiefst die Freude des Suchens vorstellte,

Die Leidenschaft, zu entdecken und zu berühren,

Das verliebte Lachen, das die singenden Welten reimte:

„O schöner Körper des inkarnierten Wortes,

Deine Gedanken sind meine, ich habe mit deiner Stimme gesprochen.

Mein Wille ist deiner, was du gewählt hast, wähle ich:

Alles, was du verlangt hast, gebe ich Erde und Menschen.

Alles soll in das Buch des Schicksals geschrieben werden

Durch meinen Treuhänder des Denkens und Planens und Handelns,

Dem Vollstrecker meines Willens, der ewigen Zeit.

Doch da du meine makellose Ruhe abgelehnt

Und meinen grenzenlosen Frieden verworfen hast, worin ausgelöscht

Das Antlitz des Raumes, verloren die Gestalt der Zeit,

Dich abgewendet hast von froher Auslöschung deines Einzelselbstes

In meiner gefährtenlosen einsamen Ewigkeit, –

Denn nicht für dich das namenlose weltlose Nichts,

Die Vernichtung deiner lebenden Seele

Und das Ende von Denken und Hoffnung und Leben und Liebe

In dem leeren unermesslichen Unkennbaren,

Lege ich meine Hände auf deine Flammenseele,

Lege ich meine Hände auf dein Herz der Liebe,

Joche ich dich an meine Macht des Wirkens in Zeit.

Weil du meinem zeitlosen Willen gehorcht hast,

Weil du gewählt, der Erde Kampf und Schicksal zu teilen,

Und erbarmend über erdgebundene Menschen dich geneigt hast,

Zu helfen dich gewandt und gesehnt zu retten,

Binde dein Herz ich durch seine Inbrunst an das meinige

Und lege auf deine Seele mein glänzend Joch.

Meine wunderbaren Werke will ich jetzt tun in dir.

Mit den Strängen meiner Kraft will ich festigen deine Natur,

Unterwerfen meiner Wonne deines Geistes Glieder

Und dich zu einem lebenden Knoten all meiner Seligkeit machen

Und in dir mein stolzes und kristallnes Heim erbauen.

Deine Tage werden mir Schäfte der Macht und des Lichtes sein,

Deine Nächte meine Stern-Mysterien der Freude

Und all meine Wolken liegen verwoben in deinem Haar

Und all mein Lenz vermählen in deinem Munde.

O Sonnenwort, du wirst die Erdenseele zum Licht erheben

Und Gott herniederbringen in das Leben der Menschen;

Die Erde wird meine Werkstatt sein und mein Haus,

Mein Lebensgarten, um göttliche Saat zu säen.

Ist all dein Werk in menschlicher Zeit vollbracht,

Dann wird das Mental der Erde ein Heim des Lichtes sein,

Das Leben der Erde ein Baum, der gen Himmel wächst,

Der Körper der Erde ein Tabernakel Gottes.

Aus des Sterblichen Unwissenheit erweckt,

Werden Menschen erleuchtet sein vom Strahl des Ewigen

Und der Glorie meiner Sonnenerhebung in ihrem Denken

Und spüren in ihrem Herzen die Süße meiner Liebe

Und in ihren Taten den wundertätigen Antrieb meiner Macht.

Mein Wille wird der Sinn ihrer Tage sein;

Lebend für mich, durch mich, werden sie in mir leben.

Im Herzen des Mysteriums meiner Schöpfung

Will aufführen ich das Drama deiner Seele,

Die lange Romanze schreiben von Dir und Mir.

Ich will dich durch die Jahrhunderte verfolgen;

Gejagt werden wirst von der Liebe du durch die Welt,

Entblößt vom schützenden Schleier der Unwissenheit

Und ohne die Deckung meiner strahlenden Götter.

Keine Form wird dich schirmen vor meinem göttlichen Begehren,

Meinen lebenden Augen wirst du nirgends entgehen.

In der Nacktheit deines entdeckten Selbstes,

In einer blanken Wesenseinheit mit allem, was ist,

Entkleidet deines Mantels des Menschentums,

Abgestreift den dichten Schleier menschlichen Denkens,

Vereint mit jedem Mental und Körper und Herzen,

Vereint mit aller Natur und mit Selbst und Gott,

Sammelnd in deiner einzigen Seele meine mystische Welt,

Werde ich in dir mein Universum besitzen,

Das Universum findet alles, was ich bin, in dir.

Du wirst alles tragen, dass alles sich wandeln mag,

Du wirst alles erfüllen mit meiner Pracht und meiner Seligkeit,

Du wirst allem begegnen mit deiner umgestaltenden Seele.

Bedrängt von meinen Unendlichkeiten oben,

Und bebend in Unermesslichkeiten unten,

Von mir verfolgt durch meines Mentals wandlose Weite,

Ozeanisch mit den Brandungen meines Lebens,

Eine Schwimmerin, verloren zwischen zwei wogenden Meeren,

Findend durch meine äußeren Schmerzen und inneren Süßen

Meine Freude in meinen gegensätzlichen Mysterien,

Wirst Antwort du mir geben mit jedem Nerv.

Eine Schau wird deinen strömenden Atem zwingen,

Dein Herz wird dich antreiben auf dem Rad der Werke,

Dein Mental wird dich drängen durch die Flammen des Denkens,

Um mich zu treffen im Abgrund und auf den Höhen,

Um mich zu spüren im Sturm und in der Ruhe

Und mich zu lieben im Edlen und im Schändlichen,

In schönen Dingen und schrecklicher Begier.

Die Qualen der Hölle werden mein Kuss dir sein,

Die Blumen des Himmels sprechen mit meinem Hauch.

Meine grimmigsten Masken werden dir meine Reize bringen.

Musik wird in der Stimme der Schwerter zu dir finden,

Schönheit wird dich durch den Kern der Flamme verfolgen.

Du wirst mich im Kreisen der Sphären erkennen

Und auf mich stoßen in den Atomen des Wirbels.

Die kreisenden Kräfte meines Universums

Werden dir das Aufgebot meines Namens künden.

Wonne wird von meinem nektarhaltigen Monde träufeln,

Mein Duft wird dich in der Schlinge des Jasmin einfangen,

Aus der Sonne wird mein Auge auf dich blicken.

Du Spiegel aus der Natur geheimen Geist

Wirst widerstrahlen meiner Freude verborgenes Herz,

Wirst meine Süße austrinken ganz unvermischt

Aus meinem reinen sternrandigen Lotuskelch.

Meine furchtbaren Hände, auf deinen Busen gelegt,

Werden dein Wesen ganz in Ströme wildester Sehnsucht eintauchen.

Du wirst den einen und bebenden Ton entdecken,

Und jubeln, die Harfe all meiner Melodien,

Und wallen, meine schäumende Woge in den Meeren der Liebe.

Sogar meines Unheils Griff wird

Die Feuerprobe meiner Verzückung Gegengestalt dir sein:

Im Selbst des Schmerzes wird mein heimlich Antlitz zulächeln dir:

Du wirst meine unbarmherzige Schönheit ungeschminkt ertragen

In den unerträglichen Übeln der Welt,

Und, zerschunden von den Gewalttaten der Zeit,

Schreien bei der Ekstase meiner Verzückung Berührung.

Für dein Leben wird jedes Wesen mein Bote sein;

An der Brust deines Freundes zu mir gelockt,

In den Augen deines Feindes mich zu treffen gedrängt,

Wird von deinem Herzen mich fordern all mein Geschöpf.

Du wirst vor keiner Bruderseele zurückschrecken.

Du wirst hilflos angezogen von allen.

Menschen, die dich sehen, werden meine Hände der Freude spüren,

In den Schmerzen des Kummers die Schritte der Weltwonne spüren,

Erfahren im Leben seinen stürmischen Stoß

Im wechselseitigen Drängen zweier Gegensätze.

Herzen, berührt von deiner Liebe, werden meinem Ruf erwidern,

Entdecken die uralte Musik der Sphären

In den offenbarenden Akzenten deiner Stimme

Und näher zu mir gelangen weil du bist:

Entflammt von der Lieblichkeit deines Geistes

Werden sie in deiner Seele meinen Körper umarmen,

In deinem Leben die Schönheit meines Lachens hören,

Die verzückte Seligkeit kennen, mit der ich die Welten schuf.

Alles, was du hast, wird für die Glückseligkeit anderer sein,

Alles, was du bist, wird meinen Händen gehören.

Ich will Wonne aus dir schenken wie aus einem Kruge,

Ich will dich über die Wege wirbeln als mein Gefährt,

Ich will dich gebrauchen als mein Schwert und meine Leier,

Ich will auf dir spielen meine Minnelieder des Denkens.

Und wenn von aller Ekstase bebend du schwingst,

Und wenn du eines Geistes mit allem lebst,

Verschone ich dich nicht mit meinen lebendigen Feuern,

Sondern mache dich zu einem Kanal für meine zeitlose Kraft.

Meine verborgene Gegenwart führte dich insgeheim weiter

Seit deinem Beginn im stimmlosen Schoße der Erde

Durch Leben und Schmerz und Zeit und Wille und Tod,

Durch äußere Erschütterungen und innere Schweigen,

Entlang den mystischen Pfaden von Raum und Zeit

Bis zur Erfahrung, die alle Natur verbirgt.

Wer mich jagt und ergreift, wird zu meinem Gefangenen:

Dies wirst du künftig an deinen Herzschlägen erkennen.

Liebe auf ewig, O wunderschöne Sklavin Gottes!

O Lasso der sich weitenden Schlinge meiner Verzückung,

Werde zu meinem Band allumfangender Liebe.

Den Geist, den du umgarnt hast, zwinge zur Wonne

Des Einsseins der Schöpfung, unergründlich und süß,

Gezwungen zur Umarmung meiner Myriaden Einheiten

Und all meiner endlosen Formen und göttlichen Seelen.

O Mental, von dem ewigen Frieden werde erfüllt;

O Wort, die unsterbliche Kunde rufe aus:

Erbaut ist der goldne Turm, geboren das Flammenkind.

Steige hinab zum Leben mit ihm, den dein Herz begehrt.

O Satyavan, O leuchtende Savitri,

Ich sandte euch dereinst unter die Sterne aus,

Eine zweifache Macht Gottes in einer unwissenden Welt,

In umzäunter Schöpfung, abgeschottet vom grenzenlosen Selbst,

Herabbringend Gott auf den empfindungslosen Erdball,

Erhebend zu Unsterblichkeit die Erdenwesen.

In der Welt meines Wissens und meiner Unwissenheit,

Wo Gott nicht zu sehen und nur ein Name zu hören ist

Und Wissen in den Grenzen des Mentals gefangen liegt

Und Leben im Schleppnetz der Begierde gezogen wird

Und Materie die Seele vor ihrer eigenen Sicht verbirgt,

Seid ihr meine wirkende Kraft, das Schicksal der Erde zu erheben,

Mein Selbst, das die gewaltige Steigung hinaufzieht

Zwischen den Extremen von des Geistes Nacht und Tag.

Er ist meine Seele, die da aufsteigt aus nichtwissender Nacht

Durch Leben und Mental und der Weite der Übernatur

Zum überirdischen Licht der Zeitlosigkeit

Und meiner Ewigkeit, verborgen in dahinziehender Zeit,

Und meiner Grenzenlosigkeit, durchschnitten vom Bogen des Raumes.

Sie klimmt zur Größe, die sie zurückgelassen hat,

Und zur Schönheit und Freude, aus der sie einst gefallen ist,

Zur Nähe und Süße von Dingen, die göttlich sind,

Zu Licht ohne Grenzen und schrankenlosem Leben,

Geschmack der Tiefen von Seligkeit des Unbeschreibbaren,

Berührung des Unsterblichen und des Unendlichen.

Er ist meine Seele, die sich aus dem Tier herauswindet,

Die Höhen des strahlenden Denkens der Menschheit zu erreichen

Und die Nachbarschaft der erhabenen Wahrheit.

Er ist die Gottheit, die da wächst in menschlichen Leben

Und in den Leibgestaltungen der Erdenwesen:

Er ist die Seele des Menschen, die zu Gott steigt

Aus der Erde Unwissenheit im Gewoge der Natur.

O Savitri, du bist meines Geistes Macht,

Die kündende Stimme meines unsterblichen Wortes,

Das Antlitz der Wahrheit auf den Straßen der Zeit,

Weisend den Seelen der Menschen die Wege zu Gott.

Während das matte Licht vom verhüllten Gipfel des Geistes

Auf den gänzlich nichtbewussten Schlaf der Materie fällt

Wie ein bleicher Mondstrahl auf eine dichte Lichtung

Und Mental zwischen Halbwahrheiten im Halblicht tappt

Und das menschliche Herz nur menschliche Liebe kennt

Und das Leben strauchelt als unvollkommene Kraft

Und der Körper seine unsicheren Tage zählt,

Wirst geboren du werden in des Menschen zweifelhafte Stunden

In Formen, die der Seele Göttlichkeit bergen,

Und durch die Schleier der Erde zweifelnder Luft

Meine Glorie zeigen, die wie Sonne durch Wolken bricht,

Oder wie ein feines und inneres Feuer brennt,

Und mit meinem namenlosen Einfluss der Menschen Leben erfüllen.

Doch werden emporschauen sie wie zu Gottes Gipfeln

Und Gott spüren wie die Luft, die sie allseits umgibt,

Und auf Gott ruhen wie auf einem stillen Grund.

Doch wird über dem Mental erglühen wie ein Sichelmond

In blassen Himmeln des Geistes zunehmender Glanz

Und leuchten dem Menschenleben auf seinem Wege hin zu Gott.

Aber mehr noch verbirgt in Gottes Jenseits sich,

Das eines Tages sein verdecktes Antlitz entschleiern wird.

Jetzt ist das Mental und sein unsicherer Strahl noch alles,

Mental ist Führer des Körpers und des Lebens,

Mental, der gedankengetriebene Wagen der Seele,

Tragend den leuchtenden Wanderer in der Nacht

Zu Ausblicken einer fernen ungewissen Morgenröte,

Zum Ende der unergründlichen Begehr des Geistes,

Zu seinem Traum von absoluter Wahrheit und äußerster Seligkeit.

Größere Bestimmungen, dem Mental unerahnbar,

Sind festgesetzt zuhöchst auf dem evolvierenden Pfad,

Den der Wanderer jetzt noch in der Unwissenheit beschreitet,

Seines nächsten Schrittes nicht bewusst, sein Ziel nicht kennend.

Das Mental ist nicht alles, was sein rastloser Aufstieg erreichen kann,

Es gibt ein Feuer auf dem Scheitelpunkt der Welten,

Es gibt ein Haus von des Ewigen Licht,

Es gibt eine unendliche Wahrheit, eine absolute Macht.

Des Geistes Mächtigkeit wird die Maske ablegen;

Seine Größe wird spürbar den Lauf der Welt ausformen:

Man wird ihn in seinen Strahlen schleierlos sehen,

Ein Stern, der aus der Nacht des Nichtbewussten steigt,

Eine Sonne, die zum Gipfel der Übernatur klimmt.

Verlassend den zweifelhaften mittleren Weg,

Werden einige wenige den wunderreichen Ursprung erblicken

Und einige die geheime Kraft in euch spüren

Und sie werden sich wenden, einem namenlosen Schritt zu begegnen,

Abenteurer in einen mächtigeren Tag.

Emporsteigend aus den begrenzenden Breiten des Mentals,

Werden sie den großen Plan der Welt entdecken

Und eintreten in das Wahre, das Rechte, das Weite.

Ihr werdet ihnen die verborgenen Ewigkeiten enthüllen,

Den Atem noch nicht geoffenbarter Unendlichkeiten,

Etwas Verzückung von der Seligkeit, die die Welt erschuf,

Etwas Schwung von der Kraft der Allmacht Gottes,

Etwas Glanz von dem allweisen Mysterium.

Doch wenn die Stunde des Göttlichen naht

Wird die Mächtige Mutter in der Zeit Geburt annehmen

Und Gott geboren werden in menschlichem Lehm,

In Formen, durch eure Leben bereit gemacht.

Dann wird den Menschen die höchste Wahrheit gewährt:

Es gibt ein Sein über dem Sein des Mentals,

Ein Unermessliches, zu vielen Formen gegossen,

Ein Wunder des mannigfaltig Einen,

Es gibt ein Bewusstsein, das der mentale Geist nicht fassen kann,

Seine Sprache weder äußern noch sein Denken enthüllen kann.

Es hat kein Heim auf Erden, kein Zentrum im Menschen,

Und ist doch der Urgrund alles Gedachten und Getanen,

Der Quell der Schöpfung und ihrer Werke,

Es ist der Ursprung aller Wahrheit hier,

Der Sonnenorb der gebrochenen Strahlen des Mentals,

Der Unendlichkeit Himmel, der Gottes Regen vergießt,

Das Unermessliche, das den Menschen aufruft, den Geist zu weiten,

Das weitreichende Ziel, das seine engen Versuche rechtfertigt,

Ein Kanal für das Wenige, das er an Glückseligkeit schmeckt.

Einige werden dann Gefäße der Glorie

Und Träger der leuchtenden Macht des Ewigen sein.

Dies sind die hehren Vorläufer, die Häupter der Zeit,

Die großen Befreier des erdgebundenen Mentals,

Die hohen Umgestalter des menschlichen Lehms,

Die Erstgeborenen einer neuen überirdischen Menschenart.

Die verkörperte zweifache Macht wird Gottes Pforte öffnen,

Das ewige Supramental irdische Zeit berühren.

Der Übermensch wird im sterblichen Menschen erwachen

Und den verborgenen Halbgott offenbaren

Oder wachsend in das Gotteslicht und die Gotteskraft

Die geheime Gottheit in der Höhle enthüllen.

Dann wird die Erde vom Höchsten berührt,

Seine helle unverschleierte Transzendenz wird

Mental und Herz erleuchten, wird Leben und Tat

Sein unausdrückbares Mysterium deuten lassen

In einem himmlischen Alphabet von Zeichen der Göttlichkeit.

Umgeben wird sein lebendig kosmischer Geist,

Aufhebend das Dekret von Tod und Schmerz,

Auslöschend die Formeln der Unwissenheit,

Mit der Schönheit tiefen Bedeutung und des Lebens verborgenem Sinn,

Das für die Unsterblichkeit bereitete Wesen,

Sein Blick, kreuzend die mystischen Wogen der Unendlichkeit,

Bringt der Natur ihre Lebensfreude von einst zurück,

Das Taktmaß der Herzschläge einer verlorenen Wonne,

Den Schrei einer vergessenen Ekstase,

Den Tanz der ersten welterschaffenden Seligkeit.

Der Immanente wird der Zeuge Gott sein

Auf seinem vielblättrigen Lotusthron und sehen

Sein tatenloses Wesen und seine schweigende Macht

Über die Erdnatur walten durch das Gesetz der Ewigkeit,

Ein Denker, der die Welt des Nichtbewussten weckt,

Ein reglos Zentrum von vielen Unendlichkeiten

In seinem tausendsäuligen Tempel am Meer der Zeit.

Dann wird das verkörperte Wesen leben

Als ein Gedanke, ein Wille des Göttlichen,

Eine Maske oder ein Gewand seiner Göttlichkeit,

Ein Instrument und Teilhaber seiner Kraft,

Ein Punkt oder eine Linie, gezeichnet in der Unendlichkeit,

Eine Enthüllung des Unvergänglichen.

Das Supramental wird Quell seiner Natur sein,

Die Wahrheit des Ewigen wird sein Denken und Handeln formen,

Die Wahrheit des Ewigen wird sein Licht und Führer sein.

Dann wird sich alles wandeln, eine magische Ordnung kommen

Und dies mechanische Universum ersetzen.

Eine mächtigere Art wird die Welt des Sterblichen bewohnen.

Auf den lichten Höhen der Natur, auf dem Grund des Geistes,

Wird der Übermensch als König des Lebens herrschen,

Die Erde gleichsam zu Himmels Gefährtin und Ebenbürtige machen,

Und des Menschen unwissend Herz zu Gott und Wahrheit führen

Und seine Sterblichkeit gen Göttlichkeit erheben.

Eine Macht, befreit von einschränkender Gemarkung,

Ihre Höhe über den hungrigen Zugriff des Todes erhoben,

Lebens Gipfel werden von des Unsterblichen Gedanken lodern,

Licht wird dringen in das Fundament der Finsternis.

Dann wird im Prozess der evolvierenden Zeit

Alles einbezogen in einen einzigen Plan,

Eine göttliche Harmonie wird das Gesetz der Erde sein,

Schönheit und Freude erneuern ihre Lebensart:

Sogar der Körper wird sich an Gott erinnern,

Natur wird von Sterblichkeit ablassen

Und des Geistes Feuer werden der Erde blinde Kraft geleiten;

Wissen wird dem aufstrebenden Denken

Eine hohe Annäherung an Wahrheit und Gott bringen.

Das Supramental wird die Welt für Licht einfordern

Und das verliebte Herz mit Gottesliebe durchschauern,

Auf das erhobene Haupt der Natur des Lichtes Krone setzen,

Auf ihrem unerschütterlichen Grund des Lichtes Herrschaft gründen.

Eine größere Wahrheit als die der Erde wird die Erde überwölben

Und ihr Sonnenlicht auf die Straßen des Mentals ergießen;

Eine unfehlbare Macht wird das Denken leiten,

Eine sehende Herrschaftsgewalt Leben und Tun gebieten,

In irdischen Herzen das Feuer des Unsterblichen entfachen.

Eine Seele wird erwachen im Hause des Nichtbewussten;

Das Mental wird Tabernakel sein der Gottesschau,

Der Körper das Instrument der Intuition

Und das Leben ein Kanal für Gottes sichtbare Macht.

Die ganze Erde wird das offenkundige Heim des Geistes sein,

Nicht mehr verborgen durch den Körper und das Leben,

Nicht mehr verborgen durch die Unwissenheit des Mentals;

Eine untrügliche Hand wird Ereignis und Tat gestalten.

Des Geistes Augen werden durch die Augen der Natur schauen,

Des Geistes Kraft wird die Kraft der Natur einnehmen.

Diese Welt wird sichtbar Gottes Gartenhaus sein,

Die Erde wird ein Feld und Lager Gottes sein,

Der Mensch wird vergessen sein Einverständnis mit Sterblichkeit

Und seinen verkörperten schwachen Unbestand.

Dies Weltall wird seinen okkulten Sinn entsiegeln,

Der Prozess der Schöpfung seine altertümliche Front verändern,

Die Hierarchie einer unwissenden Evolution

Die Weisheit freisetzen, die untergründig in Ketten liegt.

Der Geist wird der Herr seiner Welt sein

Und nicht mehr sich versteckt halten in der Dunkelheit der Form,

Und Natur wird das Verfahren ihres Wirkens umkehren,

Die äußere Welt die Wahrheit offenlegen, die sie verhüllt;

Alle Dinge werden den verborgenen Gott offenbaren,

Alles wird des Geistes Licht und Macht preisgeben

Und seiner glückseligen Bestimmung entgegengehen.

Und sollte eine feindliche Kraft an ihre Herrschaft sich klammern

Und die fortdauernde Hoheitsgewalt ihres Rechtes verlangen

Und der Mensch sein hohes spirituelles Los verschmähen,

So wird doch die geheime Wahrheit in den Dingen obsiegen.

Denn auf dem Marsch der allerfüllenden Zeit

Muss die Stunde kommen vom Willen des Transzendenten:

Alle drehen und winden sich zu seinem vorbestimmten Ziele hin

Im festgelegt unausweichlichen Gang der Natur,

Besiegelt seit dem Anbeginn der Welten

Im tiefsten Wesenskern der geschaffenen Dinge:

Kommen wird gar als hehre Krönung von allem

Das Ende von Tod, der Tod von Unwissenheit.

Doch zuerst muss hohe Wahrheit ihre Füße auf die Erde setzen

Und der Mensch nach dem Lichte des Ewigen streben

Und all seine Glieder die Berührung des Geistes spüren

Und sein ganzes Leben einer inneren Kraft gehorchen.

Auch dies wird sein; denn ein neues Leben wird kommen,

Ein Körper aus der Wahrheit des Überbewussten,

Ein heimisch Feld der Mächte der Übernatur:

Es wird der Erde unbewussten Grund zur Kolonie der Wahrheit machen,

Sogar Unwissenheit zu einem durchsichtigen Kleide machen,

Durch das die strahlenden Glieder der Wahrheit scheinen,

Und Wahrheit wird eine Sonne sein auf dem Haupte der Natur,

Und Wahrheit wird der Führer sein der Schritte der Natur,

Und Wahrheit wird da schauen aus deren Niederungen.

Gebiert sich der Übermensch als König der Natur,

Verklärt seine Gegenwart die Welt der Materie:

Er wird das Feuer der Wahrheit in der Nacht der Natur entfachen,

Er wird der Erde das größere Gesetz der Wahrheit auferlegen;

Auch der Mensch wird sich dem Ruf des Geistes zuwenden.

Erwacht zu seiner verborgenen Möglichkeit,

Erwacht zu allem, was in seinem Herzen schlief

Und alldem, was Natur meinte, als Erde erschaffen ward

Und der Geist diese unwissende Welt zu seinem Heime nahm,

Wird aufstreben er zu Wahrheit, Gott und Seligkeit.

Deuter eines göttlicheren Gesetzes

Und Instrument eines allerhöchsten Planes,

Wird sich neigen die höhere Art, den Menschen zu erheben.

Der Mensch wird ersteigen wollen seine eigenen Höhen.

Die Wahrheit oben wird eine untere Wahrheit erwecken,

Sogar die stumme Erde wird zu einer fühlenden Kraft.

Des Geistes Höhen und der Natur Grund werden

Dem Geheimnis ihrer getrennten Wahrheit sich nahen

Und einander als eine Gottheit erkennen.

Der Geist wird durch der Materie Blick nach außen schauen,

Und Materie wird des Geistes Angesicht enthüllen.

Dann werden Mensch und Übermensch einig sein

Und die ganze Erde ein einzig Leben werden.

Sogar die Menschenschar wird die Stimme hören

Und sich nach innen wenden, um mit dem Geist zu verkehren,

Und sich mühen, dem hohen spirituellen Gesetz zu folgen:

Diese Erde wird sich aus hehren Trieben rühren,

Die Menschheit zu tiefstem Selbst erwachen,

Natur die verborgene Gottheit wiedererkennen.

Sogar die Menge wird eine Antwort geben

Und die Pracht von des Göttlichen Ansturms ertragen

Und sein ungestümes Klopfen an ungesehene Pforten.

Eine himmlischere Passion wird das Leben der Menschen erhöhen,

Ihr Mental wird am unsagbaren Glanz teilhaben,

Ihr Herz wird die Ekstase und das Feuer fühlen.

Die Körper der Erde werden eine Seele gewahren;

Die Sklaven der Sterblichkeit werden ihre Ketten lösen,

Einfache Menschen werden zu spirituellen Wesen wachsen

Und wach die stumme Göttlichkeit sehen.

Intuitive Strahlen werden des Wesens Höhen treffen,

Eine Enthüllung des Wesens Tiefen aufrühren;

Die Wahrheit wird ihrer Leben Führer sein,

Wahrheit ihrem Denken, Reden und Tun gebieten,

Sie werden sich näher zum Himmel gehoben fühlen,

Gleichsam ein wenig niedriger als die Götter.

Denn Wissen wird in hellen Strömen herniederfluten

Und sogar verdunkeltes Mental pulsiert mit neuem Leben

Und entflammen und brennen mit dem Feuer des Ideals

Und umkehren, sterblicher Unwissenheit zu entgehen.

Die Grenzen der Unwissenheit werden weichen,

Immer mehr Seelen werden ins Licht eintreten,

Mentale Geister, erleuchtet, inspiriert, hören den okkulten Boten,

Leben mit einer jähen inneren Flamme lodern,

Herzen sich in göttliche Glückseligkeit verlieben

Und menschlicher Wille sich auf den göttlichen Willen einstimmen,

Diese gesonderten Selbste die Einheit des Geistes erfahren,

Diese Sinne tauglich werden für himmlischen Sinn

Und Fleisch und Nerven für eine seltsam ätherische Freude

Und sterbliche Körper für Unsterblichkeit.

Eine göttliche Kraft wird durch Gewebe und Zelle fließen

Und Atem, Reden und Tun übernehmen,

Und alle Gedanken werden ein Glühen von Sonnen sein

Und jedes Gefühl ein himmlisches Erbeben.

Oft wird eine strahlend innere Morgenröte kommen

Und erhellen die Kammern des schlummernd mentalen Geistes;

Eine jähe Seligkeit wird alle Glieder durchfließen

Und Natur mit einer mächtigeren Gegenwart erfüllen.

So wird die Erde sich Göttlichem öffnen

Und gewöhnliche Naturen werden den weiten Aufschwung spüren,

Gewöhnliches Tun mit des Geistes Strahl erleuchten

Und in gewöhnlichen Dingen die Gottheit treffen.

Natur wird leben, geheimen Gott zu offenbaren,

Der Geist wird das Menschenspiel in Obhut nehmen,

Dies irdische Leben zum göttlichen Leben werden.“

Der Rhythmus jener holden Musik verklang.

Hinab in einem eilig schwimmend gleitendem Fall

Durch unsichtbare Welten und bodenlose Räume gezwungen,

Sank wie ein Stern die Seele von Savitri.

Inmitten eines Gelächters unirdischer Leiern

Hörte sie rings um sich namenlose Stimmen rufen,

Triumphierend, ein unzählbares Getöne.

Ein Chor brausender Winde kam ihr entgegen.

Sie trug die Last der Unendlichkeit

Und spürte das Treiben des ganzen ätherischen Raumes.

Ihr folgte bei ihrem Sturz unerbittlich süß

Ein Antlitz, das schien eines Jünglings über ihr,

Symbol von all der Schönheit, die Augen nicht sehen,

Gekrönt wie mit Pfauenfedern von prachtvollen Farben,

Die einen Saphir umfassen, dessen herzzerreißend Lächeln

Unersättlich zu Entzücken lockte,

Einladend die Umarmungen ihrer Seele.

Verändert in seiner Form, doch verzückt dasselbe,

Ward es das einer Frau, dunkel und schön,

Einer Mondnacht gleich mit besternten wehenden Wolken,

Eine schattige Herrlichkeit und eine stürmische Tiefe,

Ungestüm im Willen und schrecklich im Lieben.

Augen, aus denen der Natur blind ekstatische Leben

Aus leidenschaftlicher Fülle eines Geistes entsprang,

Entsandten sie zum wirbelnden Tanz der Erde.

Bei ihrem kopfüber tauchend verzückten Fall

Gehalten wie ein Vogel in zufriedenen Kinderhänden,

Rang ihr Geist in einem verliebt festen Griff,

Der ließ kein Lösen zu bis ans Ende der Zeit,

Und, als die Frucht der geheimnisvollen Freude,

Hielt sie in ihrer stark umschließenden Seele verwahrt

Einer Blume gleich, die sich im Herzen des Frühlings verbirgt,

Die Seele Satyavans, hinabgezogen von ihr

Untrennbar bei diesem mächtigen Sturz.

In einem drangvollen Flug glitten unsichtbar Himmel

An ihr vorbei als sie da fiel. Dann zwang die ganze

Blinde und nahe Anziehung der Erde

Zu furchtbaren Schnelligkeiten von Abstiegsglück.

Verloren in der schwindelerregenden Steile jenes Brausens,

Umhergewirbelt, sinkend, überwältigt verschwand sie,

Wie ein Blatt vom Baum des Himmels wirbelt,

In weiter Unbewusstheit wie in einen Teich;

Eine gastliche Milde zog sie hinein

In ein Wunder von zauberhaften Tiefen,

Ein Dunkel von Schwingen schloss sich groß über ihr

Und begraben war sie im Schoße einer Mutter.

Dann, von einer zeitlosen Ebene, die wacht über Zeit,

Blickte ein Geist auf das Schicksal herab

Und sah die Zeitalter ziehen in seinem endlosen Augenblick.

Alles war still in einem Schweigen der Götter.

Der prophetische Augenblick umspannte grenzenlosen Raum

Und warf in das Herz eilender Zeit

Ein Diamantlicht vom Frieden des Ewigen,

Ein purpurrotes Korn von Gottes Glückseligkeit;

Ein Strahl vom Blick unsterblicher Liebe fiel.

Ein wundervolles Angesicht schaute mit todlosen Augen heraus;

Eine Hand schob da die goldnen Riegel auf,

Die hüten die unvergänglichen Geheimnisse.

Ein Schlüssel drehte sich in einem mystischen Schloss der Zeit.

Doch wo das Schweigen der Götter verklungen war,

Da überraschte eine größere Harmonie, aus der Stille geboren,

Mit Freude und Süße sehnende Herzen,

Eine Ekstase und ein Lachen und ein Ruf.

Eine Macht neigte sich nieder, ein Glück fand sein Heim.

Über weiter Erde brütete die unendliche Seligkeit.

Ende des ersten Cantos
Ende des elften Buches

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