Zweites Buch

Das Buch vom Weltenwanderer

Fünfter Canto

Die Gottheiten des kleinen Lebens

Als festgelegte und eingeschränkte Macht mit starren Formen

Nahm er das Reich des kleinen Lebens wahr,

Eine unglückliche Ecke in der Ewigkeit.

Es lebte am Rande der Idee,

Geschützt durch Unwissenheit wie in einer Muschel.

Dann, in der Hoffnung, das Geheimnis dieser Welt zu ergründen,

Spähte er über dessen spärlichen Saum der Sicht hinweg,

Um aus dessen oberflächenklaren Unklarheit

Die Kraft zu lösen, die es antrieb, und die Idee, die es schuf,

Auferlegend Winzigkeit dem Unendlichen,

Den beherrschenden Geist seiner Kleinheit,

Das göttliche Gesetz, das ihm das Daseinsrecht gab,

Seinen Anspruch an die Natur und sein Bedürfnis in der Zeit.

Er tauchte seinen Blick in die Belagerung des Nebels,

Der dies schmale schwach beleuchtete Festland

Mit den Firmamenten und Meeren der Unwissenheit umschloss

Und es sicher vor Wahrheit und Selbst und Licht bewahrte.

Als ob ein Scheinwerferlicht in die blinde Brust der Nacht sticht

Und Behausungen, Bäume und Figuren von Menschen erscheinen lässt,

Enthüllt gleichsam einem Auge im Nichts,

So wurden alle lauernden Dinge aus ihren Verhüllungen gerissen

Und in die sonnenweiße Glut seiner Schau emporgehalten.

Ein ungehobeltes Volk, geschäftig und ruhelos,

Wimmelte dort in seiner Düsternis ganz unbemerkt zu Tausenden.

In einem Nebel der Heimlichtuerei, der die Weltbühne umhüllt,

Planten die kleinen Gottheiten niederen Tuns der Zeit,

Die fern von des Himmels kontrollierendem Auge wirken,

Unbekannt den Geschöpfen, die sie treiben,

Die kleinen Verschwörungen dieser engstirnigen Regentschaft,

Sich ergötzend an den kleinen Machenschaften, kurzen Hoffnungen

Und kleinen eifrigen Schritten und kleinen Wegen

Und dem reptilischen Suhlen in Dunkel und Dreck

Und der Unterwürfigkeit und Schmach des kriechenden Lebens.

Eine unruhige und kunterbunte Schar,

Ein seltsames Sammelsurium von Zauberkünstlern

War zu sehen, die den plastischen Lehm des Lebens formen,

Eine Elfenbrut, eine elementare Art.

Überrascht von dem ungewohnten Leuchten,

Als ob sie nur im Schatten heimisch wären, schreckten

Kobolde mit krummen Gliedern und zerfurchten Tiergesichtern auf,

Einflüsterungsgeister, gnomenrunzelig oder feenklein,

Und holdere Genien, aber unbeseelt und arm,

Und gefallene Wesen, ihren himmlischen Anteil verloren,

Und umherirrende Gottheiten, gefangen im Staub der Zeit.

Unwissende und gefährliche Willen, aber mit Macht gewappnet,

Halb Tier, halb Gott in ihrer Stimmung, in ihrer Gestalt.

Aus dem Grau eines düsteren Hintergrundes

Kommt ihr Geflüster hervor, eine unartikulierte Kraft,

Erwecken im Mental das Echo eines Gedankens oder Wortes,

Holen ein zu ihrem Impulsstachel des Herzens Zustimmung,

Und tun ihr Werk in jener kleinen Natur,

Füllend mit Unbehagen deren Mächte und Geschöpfe.

Ihre Saat der Freude verfluchen sie mit der Frucht der Trauer,

Blasen ihr spärliches Licht mit dem Atem des Irrtums aus

Und wenden ihr äußerlich Wahres zu Zwecken der Lüge,

Befeuern ihre kleinen Gefühle, drängen ihre Leidenschaften

Hin zum Abgrund oder durch Sumpf und Schlamm:

Oder aber sie stacheln mit dem Sporn harter schaler Gelüste,

Während des Lebens Karren auf Abwegen ziellos schwankt

Und keinen Ausweg findet aus der Unwissenheit.

Zu spielen mit Gut und Böse ist ihr Gesetz;

Lockend zu Fehlschlag und bedeutungslosem Erfolg,

Beschädigen sie alle Konstruktionen, verfälschen alle Maße,

Machen aus Wissen Gift, aus Tugend abgestumpfte Muster

Und führen die endlosen Zyklen des Begehrens

Durch den Anschein von traurigem oder glücklichem Zufall

Einem unausweichlichen Verhängnis zu.

Unter ihrem Einfluss wird dort alles aufgeführt.

Doch endet ihr Reich oder ihre Rolle dort nicht:

Wo immer seelenloses Gemüt und haltloses Leben sind

Und ein Ich in kleinem Leib alles ist, was zählt,

Wo immer Liebe und Licht und Weite fehlen,

Gehen diese betrügerischen Macher an ihr Werk.

Über alle halbbewussten Welten dehnen sie ihre Herrschaft aus.

Auch hier treiben diese Gottlinge unsere menschlichen Herzen an,

Das Zwielicht unserer Natur ist ihr Schlupfwinkel:

Auch hier gehorcht das verfinsterte primitive Gemüt

Den verhüllten Suggestionen eines verborgenen Mentals,

Das unser Wissen mit irreführendem Licht beharrlich begleitet

Und zwischen uns und der rettenden Wahrheit steht.

Es spricht zu uns mit den Stimmen der Nacht:

Unser verdunkeltes Leben bewegt sich hin zu größerem Dunkel;

Unser Suchen hört auf unheilvolle Hoffnungen.

Ein Gefüge aus nicht sehenden Gedanken wird erbaut

Und Vernunft von einer irrationalen Kraft benutzt.

Nicht nur diese Erde allein ist unser Lehrer und unsere Amme;

Die Mächte aller Welten haben Zutritt hier.

Auf ihrem eigenen Gebiet folgen sie dem Rad des Gesetzes

Und schätzen die Sicherheit eines sesshaften Typs;

Auf Erden aus ihrer unwandelbaren Bahn geworfen,

Bleibt ihr Gesetz, ihre festgelegte Gestalt der Dinge aber nicht.

In ein schöpferisches Chaos werden sie geschleudert,

In dem alles nach Ordnung verlangt, aber vom Zufall getrieben ist;

Als Fremdlinge der Erdnatur müssen sie die Wege der Erde erlernen,

Einander fremd oder feind, sie müssen sich vereinen:

Sie wirken und kämpfen und vertragen sich nur mit Mühe:

Diese trennen, jene einen sich, alle trennen und einen sich von neuem,

Nie aber können wir wissen und wahrlich leben

Bis alle ihre göttliche Harmonie gefunden haben.

Der ungewisse Weg unseres Lebens windet sich kreisend fort,

Die unruhige Suche unseres Mentals fragt unablässig nach Licht,

Bis sie ihr Geheimnis in ihrer Quelle erkannt haben,

Im Lichte des Zeitlosen und dessen raumlosem Heim,

In der Freude des Ewigen, allein und eins.

Doch jetzt ist das höchste Licht noch weit entfernt:

Unser bewusstes Leben gehorcht den Gesetzen des Nichtbewussten;

Zu unkundigen Absichten und blinden Wünschen

Bewegt eine zweideutige Kraft unser Herz;

Selbst die Eroberungen unseres Mentals tragen eine verbeulte Krone.

Eine langsam wandelnde Ordnung bindet unseren Willen.

Dies ist unser Los, bis unsere Seele frei ist.

Eine mächtige Hand rollt dann die Firmamente des Mentals zurück,

Unendlichkeit übernimmt das Tun des Endlichen

Und Natur betritt das ewige Licht.

Erst dann endet dieser Traum des niederen Lebens.

Im Anbeginn dieser rätselhaften Welt,

Die sowohl eine riesige brachiale Maschine zu sein scheint

Als auch eine langsame Demaskierung des Geistes in den Dingen,

In dieser rotierenden Kammer ohne Wände,

In der Gott teilnahmslos überall sitzt

Wie sich selber fremd und ungesehen von uns

In einem Wunder nichtbewusster Abgeschiedenheit,

Ist dennoch alles hier sein Handeln und sein Wille.

In diesem Wirbeln und Ausschwärmen durch unendliche Leere

Wurde der Geist zu Materie und lag im Wirbel,

Ein schlafender Körper ohne Sinn oder Seele.

Ein Massenphänomen von sichtbaren Formen,

Aufrechterhalten durch das Schweigen der Leere,

Tauchte im ewigen Bewusstsein auf

Und schien eine äußere und empfindungslose Welt zu sein.

Niemand war da, der sehen, und niemand, der fühlen konnte;

Nur das wundersame Nichtbewusste,

Ein feinsinnig kunstfertiger Zauberer, war am Werk.

Wege für magische Ergebnisse erfindend,

Die wunderbare Vorrichtung der Schöpfung handhabend,

Mechanisch die Punkte stummer Weisheit verzeichnend,

Die ungedachte unvermeidliche Idee nutzend,

Tat es die Werke von Gottes Intelligenz

Oder wirkte gemäß dem Willen irgendeines höchsten Unbekannten.

Noch war Bewusstsein im Schoße der Natur verborgen,

Unfühlbar war die Seligkeit, deren Verzückung die Welten erträumten.

Sein war eine träge Substanz, getrieben von Kraft.

Zuerst war nur ein ätherischer Raum:

Seine ungeheuren Schwingungen kreisten rund herum,

In sich tragend irgend ungeplante Initiative:

Gestützt von einem erhabenen ursprünglichen Odem

Erschuf der mystische Akt von Ausdehnung und Zusammenziehung

In der Leere Berührung und Reibung,

Brachte in die abstrakte Öde Zusammenprall und Umklammerung:

Erzeuger eines expandierenden Universums

In einer Matrix von zersetzender Kraft,

Bewahrte es durch Verausgabung ein endlos Ganzes.

Auf dem Herd des Raumes entfachte es ein unsichtbares Feuer,

Welches, Welten säend wie Korn man sät,

Aus sich heraus die leuchtende Ordnung der Sterne wirbelte.

Ein Ozean elektrischer Energie

Formte formlos seine seltsamen Wellenteilchen,

Die durch ihren Tanz dies solide Schema erbauten,

Seine Mächtigkeit im Atom eingeschlossen zur Ruhe gebracht;

Massen wurden geschmiedet oder vorgetäuscht und sichtbare Formen;

Licht warf den rasch enthüllenden Funken des Photons

Und zeigte, in der Winzigkeit seines Aufblitzens dargestellt,

Diesen Kosmos scheinbarer Dinge.

So ward diese wirkliche unmögliche Welt gemacht,

Ein augenfälliges Wunder oder eine überzeugende Show.

So wenigstens erscheint es dem kühnen Verstand des Menschen,

Der sein Denken als den Richter der Wahrheit einsetzt,

Seine persönliche Sicht als das unpersönliche Faktum,

Als Zeugen einer objektiven Welt

Seine irrenden Sinne und die Kunstfertigkeit seiner Instrumente.

So muss er das handfeste Rätsel des Lebens

In einem zweifelhaften Lichte lösen, mit Irrtum nach Wahrheit greifen,

Und langsam den Schleier vom Angesicht lüften.

Oder, des Glaubens an Verstand und Sinne beraubt,

Sein Wissen ein heller Körper der Unwissenheit,

Er sieht in allen seltsam gestalteten Dingen hier

Den unwillkommenen Scherz einer täuschenden Kraft,

Ein Gleichnis von Maya und ihrer Macht.

Diese weite ständige Bewegung, gefangen und gehalten

In dem mysteriösen und wandellosen Wandel

Der fortdauernden Bewegung, die wir Zeit nennen,

Und die ständig ihren wiederkehrenden Takt erneuert,

Diese unsteten Runden, die einen Fluss darstellen,

Diese statischen Objekte im kosmischen Tanz,

Die nur die selbstwiederholenden Wirtel der Energie sind,

Verlängert durch den Geist der sinnierenden Leere,

Erwartete Leben und Sinne und erwachendes Mental.

Nur ein wenig änderte der Träumer seine steinerne Pose.

Doch als die sorgfältige Arbeit des Nichtbewussten getan war

Und Zufall durch feste unveränderliche Gesetze bezwungen,

War eine Bühne da für das bewusste Schauspiel der Natur.

Nun regte sich des Geistes lautlos regungsloser Schlaf;

Stumm, langsam brach die verborgene Kraft hervor.

Ein Traum vom Leben erwachte im Herz der Materie,

Ein Wille zu leben wirbelte den Staub des Nichtbewussten auf,

Ein Sonderbares von Leben erschreckte die leere Zeit,

Kurzlebig in einer blanken Ewigkeit,

Winzig in einer toten Unendlichkeit.

Ein feinerer Atem stimulierte die toten Formen der Materie;

Der festgelegte Rhythmus der Welt ward zum bewussten Schrei;

Eine schlangenartige Macht paarte sich mit empfindungsloser Kraft.

Es tupften Inseln von Leben leblosen Raum

Und es formten sich Keime von Leben in formloser Luft.

Eine Lebensmacht entstand, die dem Gesetz des Stofflichen folgte,

Ohne Kenntnis der Beweggründe seiner Schritte;

Sich immer ändernd, doch für immer gleich,

Wiederholte es das Paradoxon, das ihm zur Geburt verhalf:

Seine rastlosen und unbeständigen Beständigkeiten

Kehrten unaufhörlich wieder im Fluss der Zeit,

Und zweckvolle Regungen in denklosen Formen

Verrieten den Druck eines eingesperrten Willens.

Wachsein und Schlaf lagen sich eng umschlungen in den Armen;

Hilflos und verschwommen kamen Freude und Schmerz,

Erschauernd von der ersten schwachen Erregung einer Weltseele.

Eine Lebensstärke, die weder schreien noch sich rühren konnte,

Brach dennoch in Schönheit auf, dem Zeichen einer tiefen Freude:

Eine Empfindsamkeit, unfähig sich auszudrücken,

Herzklopfen einer Welt, die von nichts wusste,

Durchjagte seine schlaftrunkene Starre und löste dort

Ein vages unsicheres Erschauern aus, ein schweifendes Pochen,

Ein schemenhaftes Öffnen wie von heimlichen Augen.

Das Selbsterleben als Kind erwuchs und Geburt ward geboren.

Eine Gottheit erwachte, lag aber mit träumenden Gliedern da;

Ihr Haus hielt noch die versiegelten Tore zu.

Empfindungslos für unsere Augen, die nur zu sehen vermögen

Die Form, die Tat und nicht den eingesperrten Gott,

Barg die Lebensmacht in ihrem okkulten Puls von Wachstum und Kraft

Ein Bewusstsein mit lautlos unterdrücktem Pochen eines Sinnes,

Ein verhaltenes Mental, das noch nichts vom Denken wusste,

Einen untätigen Geist, der nur zu sein vermochte.

Zuerst erhob sie keine Stimme, wagte keine Regung:

Mit Weltmacht versehen, voll von lebendiger Kraft,

Klammerte sie sich nur mit ihren Wurzeln an der sicheren Erde fest,

Erschauerte stumm bei der Wucht von Strahl und Wind

Und streckte rankend Finger der Begierde aus;

Die Stärke in ihrer Sehnsucht nach Sonne und Licht

Empfand die Umarmung nicht, die sie atmen und leben ließ;

Versunken träumte sie zufrieden mit Schönheit und Farbe.

Doch schließlich blickte die bezaubernde Unermessliche auf:

Emsig, lebhaft, hungrig, tastete sie nach dem Mental;

Nun zuckten langsam Sinne und Denken spähte forschend aus;

Sie zwang die unwillige Form, bewusst zu werden.

Herausgemeißelt ward die Magie einer bewussten Gestalt;

Ihre tranceartigen Vibrationen rhythmisierten eine schnelle Antwort

Und lichte Erregungen riefen Hirn und Nerven hervor,

Erweckten in Materie die Identität des Geistes

Und entfachten in einem Körper das Wunder

Von des Herzens Liebe und der Seele Zeugenblick.

Angetrieben durch einen ungesehenen Willen brachen dort

Fragmente eines ungeheuren Werdedrangs hervor

Und lebhafte Schimmer eines geheimen Selbstes,

Und die zweifelhaften Keime und die Kraft zukünftiger Formen

Erwachten aus der nichtbewussten Ohnmacht der Dinge.

Eine Tierschöpfung kroch und rannte

Und flog und kreischte zwischen Erde und Himmel,

Gejagt vom Tod und dennoch zu leben hoffend

Und froh zu atmen, wenn auch nur für eine Weile.

Dann ward aus dem ursprünglichen rohen Tier der Mensch geformt.

Ein denkend Mental war gekommen, um die Lebenslaunen zu erheben,

Das messerscharfe Werkzeug einer vermischten und vagen Natur,

Eine Intelligenz, halb Zeuge, halb Maschine.

Dieser scheinbare Lenker ihres Rades der Werke,

Beauftragt, ihr Treiben zu verfolgen und aufzuzeichnen

Und ihren unsteten Kräften sein Gesetz aufzuprägen,

Diese Haupttriebfeder einer empfindlichen Mechanik,

Bestrebt, seinen Nutzer zu erleuchten und zu verfeinern,

Erhebend zu einer Vision der innewohnenden Macht

Die grobe Initiative des in sich versunkenen Mechanikers:

Er hob seine Augen; Himmelslicht spiegelte ein Angesicht.

Erstaunt über die Werke, vollbracht in ihrem mystischen Schlaf,

Schaute sie auf die Welt, die sie gemacht hatte:

Verwunderung ergriff nun den großen Automat;

Sie hielt inne, um ihr Selbst und Ziel zu verstehen,

Abwägend lernte sie, nach bewusster Regel zu handeln,

Eine geschaute Maßregel lenkte ihre rhythmischen Schritte;

Denken begrenzte ihre Instinkte mit einem Rahmenwerk von Willen

Und erleuchtete mit der Idee ihr blindes Drängen.

An ihre Masse von Impulsen, ihren Reflex-Handlungen,

An des Nichtbewussten gedrängten oder gelenkten Lauf

Und das Mysterium von unbedacht akkuraten Schritten

Heftete sie das fadenscheinige Bild von einem Selbst,

Ein lebendes Idol von entstelltem Geist;

Der Materie Tun nötigte sie ein Gesetz bestimmter Muster auf;

Sie machte aus chemischen Zellen einen denkenden Körper

Und formte ein Wesen aus einer getriebenen Kraft.

Zu sein, was sie nicht war, entfachte ihre Hoffnung:

Hin zu einem hohen Unbekannten wandte sie ihren Traum;

Ein Hauch ward unten gespürt vom erhabenen Einen.

Eine Öffnung sah auf zu oberen Sphären

Und farbige Schatten malten auf sterblichen Grund

Die vorüberziehenden Figuren unsterblicher Dinge;

Ein schneller himmlischer Blitz konnte manchmal kommen:

Der erleuchtete Seelenstrahl fiel auf Herz und Fleisch

Und berührte mit Erscheinungen von idealem Licht

Den Stoff, aus dem unsere irdischen Träume sind.

Eine zerbrechliche menschliche Liebe, die nicht bestehen konnte,

Mottenflügel des Egos, um die Seraph-Seele zu erheben,

Erschien, ein oberflächlicher Zauber eines kurzen Rendezvous,

Ausgelöscht durch einen schwachen Hauch der Zeit;

Freude, die Sterblichkeit für eine Weile vergaß,

Kam, ein seltener Besucher, der zeitig ging

Aber alle Dinge für eine kurze Stunde schön erscheinen ließ,

Hoffnungen, bald zu grauer Wirklichkeit verblasst,

Und Leidenschaften, die zu Asche zerfallen, während sie brennen,

Entfachten die gewöhnliche Erde mit ihrer kurzlebigen Flamme.

Als ein Geschöpf, bedeutungslos und klein,

Besucht, erhöht von einer unbekannten Macht,

Mühte sich der Mensch auf seinem kleinen Fleckchen Erde

Um Mittel, fortzudauern, zu genießen, zu leiden und zu sterben.

Ein Geist, der nicht verging mit dem Körper und dem Atem,

War da wie ein Schatten des Ungeoffenbarten

Und stand hinter der kleinen persönlichen Form,

Doch beanspruchte noch nicht diese irdische Verkörperung.

Zustimmend der langen schleppenden Plackerei der Natur,

Betrachtend die Werke seiner eigenen Unwissenheit,

Lebt der mächtige Zeuge unerkannt, ungefühlt,

Und nichts weist auf die Herrlichkeit hin, die hier ist.

Eine Weisheit, regierend die mystische Welt,

Ein Schweigen, lauschend dem Ruf des Lebens,

Sieht die hastende Menge des Augenblicks dahinziehen

Zur stillen Erhabenheit einer fernen Stunde.

Diese riesige Welt dreht sich unverständlich

Im Schatten einer versonnenen Nichtbewusstheit;

Sie verbirgt einen Schlüssel zu entbehrten inneren Bedeutungen,

Sie verschließt in unserem Herz eine Stimme, die wir nicht hören.

Eine geheimnisvolle Arbeit des Geistes,

Eine exakte Maschine, die hier niemand zu verwenden weiß,

Eine Kunst und Erfindungsgabe ohne Sinn,

So spielt dies minutiös ausgearbeitete orchestrierte Leben

Für immer seine motivlosen Symphonien.

Seinen Rücken zur Wahrheit gekehrt, lernt das Mental und weiß nichts;

Es studiert äußere Gesetze mit äußerem Denken,

Vermisst der Lebensmacht Schritte und sieht der Natur Prozesse,

Nicht erkennend, wofür sie wirkt oder warum wir leben;

Es bemerkt ihre unermüdliche Sorgfalt um angemessenes Rüstzeug,

Ihre geduldige Feinarbeit im feinen Detail,

Den kühnen einfallsreichen Plan des genialen Geistes

In ihrer fruchtlosen Unmenge an endlosen Werken,

Fügt ihrer zwecklosen Summe zweckvolle Ziffern hinzu,

Seine gegiebelten Stockwerke, seine hochragenden Dächer

Auf den eng herausgehauenen Fundamenten, die sie legte,

Imaginäre Zitadellen, hochgezogen in mystische Luft,

Oder steigt eine Traumtreppe hinauf zu einem mystischen Mond:

Vergängliche Schöpfungen weisen zum Himmel und stoßen an ihn:

Der Plan von einer Weltauffassung wird ausgearbeitet

Auf dem schemenhaften Boden der Unsicherheit des Mentals,

Oder mühsam ein fragmentarisches Ganzes aufgebaut.

Undurchschaubar, ein schwer verständliches Mysterium

Ist dieser ungeheure Plan, von dem wir selbst ein Teil sind;

Seine Harmonien sind Missklänge für unseren Blick,

Da wir das große Thema nicht kennen, dem sie dienlich sind.

Unbegreiflich wirken die kosmischen Vertreter.

Wir sehen nur den Saum einer weiten Brandung;

Unseren Instrumenten fehlt jenes größere Licht,

Unser Wille stimmt nicht mit dem ewigen Willen überein,

Unseres Herzens Blick ist zu blind und leidenschaftlich.

Unfähig, am mystischen Takt der Natur teilzuhaben,

Ungeeignet, den Puls und Kern der Dinge zu fühlen,

Vermag unser Verstand des Lebens mächtige See nicht auszuloten

Und zählt nur ihre Wogen, untersucht nur ihren Schaum;

Er weiß nicht, wodurch diese Bewegungen entstehen und vergehen,

Er sieht nicht, wohin die brausende Flut sich wälzt:

Er trachtet nur danach, ihre Mächte zu kanalisieren

Und hofft, ihren Lauf zu menschlichen Zwecken zu wenden:

Doch all seine Mittel stammen aus dem Lager des Nichtbewussten.

Ungesehen wirken hier trübe ungeheure Weltenergien

Und nur Rinnsale und Strömungen sind unser Anteil.

Unser Mental lebt weit entfernt vom echten Licht

Und fängt nur winzige Bruchstücke der Wahrheit ein

In einer kleinen Ecke der Unendlichkeit,

Unsere Leben sind die Buchten der Kraft eines Ozeans.

Unsere bewussten Regungen haben versiegelte Ursprünge,

Aber verkehren mit solch schattenhaften Stätten nicht;

Unverständnis verbindet unsere kameradschaftlichen Teile;

Unsere Taten entspringen einer Krypta, die unser Mental ignoriert.

Unsere tiefsten Tiefen wissen nichts von sich selbst;

Selbst unser Körper ist eine Mysterienstätte;

Wie die Wurzeln unserer Erde verdeckt unter unserer Erde ruhen,

So liegen die Wurzeln unseres Mentals und Lebens im Verborgenen.

Unsere Quellen werden unten versteckt gehalten, im Innern;

Unsere Seele wird von Mächten hinter dem Wall bewegt.

In den unterirdischen Bereichen des Geistes

Wirkt eine Macht und kümmert sich nicht darum, was er meint;

Verwendend gedankenlose Helfer und Schreiber,

Ist er die Ursache von dem, was wir denken und fühlen.

Die Höhlenbewohner des unterbewussten Mentals,

Langsam stotternde Dolmetscher, schlecht ausgebildet,

Sich nur der Routine ihrer kleinen Arbeit gewahr

Und beschäftigt in unseren Zellen mit Aufzeichnungen,

Versteckt in den unterschwelligen Heimlichkeiten

Inmitten einer obskuren okkulten Maschinerie,

Fangen die mystische Morseschrift auf, deren maßvoller Fluss

Die Botschaften überträgt von der kosmischen Kraft.

Ein Flüstern fällt in das innere Ohr des Lebens

Und hallt aus den graubraunen unterbewussten Höhlen zurück,

Sprache sprudelt, Denken zuckt auf, das Herz vibriert, der Wille

Antwortet und Gewebe und Nerv folgen dem Ruf.

Unser Leben übersetzt diese subtilen Innigkeiten;

Alles ist der Handel einer geheimen Macht.

Eine denkende Handpuppe ist das Mental des Lebens:

Seine Wahl ist das Werk elementarer Kräfte,

Die weder ihre eigene Herkunft noch Ursache und Ziel erkennen

Und die ungeheure Absicht, der sie dienen, nicht sehen.

In diesem niederen Leben des Menschen, eintönig und stumpf,

Doch voll von schmerzhaft kleinen schändlichen Dingen,

Wird die bewusste Puppe auf hundert Weisen herumgestoßen

Und fühlt den Stoß, doch nicht die Hände, die sie treiben.

Denn niemand kann die maskierte ironische Truppe sehen,

Für die unsere Figurenselbste nur Marionetten sind,

Unsere Taten ungewollte Bewegungen in ihrem Griff,

Unser leidenschaftliches Streiten eine unterhaltsame Vorstellung.

Selbst unkundig ihrer eigenen Kraftquelle

Spielen sie ihren Teil im ungeheuren Ganzen.

Als Agenten der Finsternis, die Licht nachahmen,

Als obskure Geister, die obskure Dinge bewegen,

Dienen sie widerwillig einer stärkeren Macht.

Als Anankes Maschinen, die Zufall organisieren,

Abartige Kanäle eines ungeheuren Willens,

Werkzeuge des Unbekannten, die uns als ihre Werkzeuge benutzen,

Gut ausgestattet mit Macht im niederen Zustand der Natur,

Bringen sie in das Handeln, das Sterbliche für ihr eigenes halten,

Die Ungereimtheiten des Schicksals,

Oder schmieden ein Unheil aus der schludrigen Laune der Zeit

Und schleudern Menschenleben von Hand zu Hand

In einem folgewidrigen und hinterhältigen Spiel.

Gegen jede höhere Wahrheit rebelliert ihr Stoff;

Nur vor Titanenkraft beugt sich ihr Wille nieder.

Menschliche Herzen haben sie fest im Griff,

In alle Richtungsänderungen unserer Natur greifen sie ein.

Als unbedeutende Architekten klein angelegter Leben

Und Techniker von Eigennutz und Begehren

Erbauen sie aus grob Erdigem und schlammigen Erregungen

Und derben Reaktionen materieller Nerven

Das Gewirr an Gebilden unseres Eigenwillens

Und die lichtarmen Herrenhäuser unseres Denkens,

Oder umgeben mit Fabriken und Märkten des Egos

Den schönen Tempel der Seele.

Als minuziöse Künstler der Schattierungen der Kleinheit

Setzen sie das Mosaik unserer Komödie

Oder planen die triviale Tragödie unserer Tage,

Arrangieren die Tat, kombinieren den Umstand

Und die Fantasie der Stimmungen Kostüm.

Diese unweisen Souffleure des Menschen unwissenden Herzens

Und Tutoren seiner stockenden Rede und seines stolpernden Willens,

Macher von trivialen Zornausbrüchen, Gelüsten, Hassgefühlen,

Wechselhaften Gedanken und seichten Gefühlsäußerungen,

Diese unscheinbaren Blendwerkmacher mit ihren Masken,

Maler des Dekors einer dunkelfarbigen Bühne

Und flinke Kulissenschieber im menschlichen Theaterspiel,

Sind stets auf dieser schlecht erhellten Bühne am Werk.

Wir selbst, unfähig unser Schicksal zu gestalten,

Sprechen nur als Schauspieler und brüsten uns in unseren Rollen

Bis das Stück vorüber ist und wir abtreten

In eine hellere Zeit und einen subtileren Raum.

So verhängen sie ihr kleines Pygmäengesetz

Und zügeln den zunehmend langsamen Anstieg des Menschen,

Bis sie seinen allzu kurzen Gang mit dem Tod beschließen.

Dies ist das Alltagsleben der kurzlebigen Kreatur.

Solange das menschliche Tier noch Herr ist

Und eine dichte niedere Natur die Seele abschirmt,

Solange der nach außen eingestellte Blick des Intellekts

Irdischen Interessen und kreatürlichen Freuden dient,

Verfolgt eine unheilbare Kleinheit seine Tage.

Seit Bewusstsein auf der Erde geboren ward

Ist Leben gleich in Insekt, in Affe und Mensch,

Sein Stoff unverändert, allen gemein sein Weg.

Wenn neue Muster, reichere Einzelheiten entstehen

Und Denken hinzukommt und tiefer verstrickte Sorgen,

Wenn es nach und nach ein helleres Antlitz trägt,

Ist im Menschen dennoch die Anlage erbärmlich und kümmerlich.

Eine stumpfe Genügsamkeit verlängert seinen gefallenen Zustand;

Seine kleinen Erfolge sind Misserfolge der Seele,

Seine kleinen Vergnügungen unterbrechen zahlreiche Kümmernisse:

Not und Mühsal sind der hohe Preis, den er zahlt

Für das Recht zu leben und seine letzte Entlohnung Tod.

Eine Trägheit, gesunken auf Nichtbewusstheit zu,

Ein Schlaf, der den Tod nachahmt, ist seine Erholung.

Eine kümmerliche Pracht von schöpferischer Kraft

Wird ihm zum Ansporn für zerbrechliche menschliche Werke gemacht,

Die dennoch den kurzen Atem ihres Schöpfers überdauern.

Manchmal träumt er von den Schwelgereien der Götter

Und sieht die dionysische Gebärde vorüberziehen, –

Eine löwenhafte Größe, die seine Seele zerreißen würde,

Wenn durch seine schwächelnden Glieder und sein verzagendes Herz

Der süße und freudvolle wuchtige Wahnsinn fegte:

Triviale Belustigungen stimulieren und vergeuden

Jene Energie, die ihm zum Wachsen und zum Sein verliehen wurde.

Mit Kleinigkeiten wird sein Stündchen verbracht.

Eine kurze Kameradschaft mit viel Gezänk,

Ein bisschen Liebe und Eifersucht und Hass,

Ein Hauch von Freundschaft inmitten gleichgültiger Menge

Verzeichnen seinen Herzens-Plan auf Lebens winziger Karte.

Erwacht etwas Großes, so ist zu schwach sein Feld,

Um dessen Zenit-Spannung der Wonne zu offenbaren,

Sein Denken, um dessen kurzzeitigen Höhenflug zu verewigen,

Der Kunst brillantes Leuchten ist Zeitvertreib für seine Augen,

Ein Reiz, der hart auf die Nerven trifft, ist der Zauber der Musik.

Inmitten seiner gequälten Mühsal und Flut an Sorgen,

Bedrängt von der Arbeit seiner Masse an Gedanken,

Zieht manchmal er an seine schmerzende Stirn

Der Natur ruhige mächtige Hände, um seine Lebenspein zu heilen.

Ihr Schweigen erlöst ihn von der Folter seines Selbstes;

In ihrer stillen Schönheit liegt seine reinste Glückseligkeit.

Ein neues Leben bricht an, weit blickt er um sich;

Der Atem des Geistes bewegt ihn, zieht sich aber bald zurück:

Um jenen mächtigen Gast zu halten, reichte seine Stärke nicht.

Zu Übereinkunft und Gewohnheit stumpft alles ab

Oder eine heftige Erregung bringt ihm lebhafte Freuden:

Seine Tage sind gefärbt mit dem Rot des Streites

Und der Lust beißender Grelle und der Leidenschaft Purpurfleck;

Kampf und Mord sind das Spiel seines Stammes.

Zeit hat er keine, um seinen Blick nach innen zu wenden

Und nach seinem verlorenen Selbst und seiner toten Seele zu sehen.

Seine Bewegung rotiert auf einer zu kurzen Achse;

Er kann nicht hochfliegen sondern kriecht auf seinem langen Wege,

Oder wenn er, ungeduldig angesichts des Trotts der Zeit,

Auf Schicksals geruhsamen Wege sich prächtig sputet,

Keucht bald und ermattet und sackt nieder sein rennend Herz;

Oder er geht immer weiter und findet kein Ende.

Nur wenige schaffen den Aufstieg zu größerem Leben.

Alles ist auf eine niedrige Skala und bewusste Tonlage gestimmt.

Sein Wissen wohnt im Haus der Unwissenheit;

Seine Kraft kommt dem Allmächtigen nicht ein einzig Mal nah,

Selten bekommt er Besuch von himmlischer Ekstase.

Die Seligkeit, die in den Dingen schläft und erwachen will,

Bricht in ihm in kleiner Lebensfreude aus:

Diese spärliche Gnade ist sein bleibender Halt;

Sie erleichtert die Bürde seiner vielen Übel

Und versöhnt ihn mit seiner kleinen Welt.

Er begnügt sich mit seiner gewöhnlichen Durchschnittsart;

Sein Hoffen auf Morgen und seine alten Runden des Denkens,

Seine alt vertrauten Neigungen und Begierden

Hat er zu einer dichten und einengenden Hecke gemacht,

Um sein kleines Leben abzuschirmen vor dem Unsichtbaren;

Seines Wesens Verwandtschaft mit der Unendlichkeit

Hat er vor sich weggeschlossen in sein innerstes Selbst,

Hat die Größen des verborgenen Gottes abgezäunt.

Sein Wesen ward geformt, um eine triviale Rolle zu spielen

In einem kleinen Drama auf einer unbedeutenden Bühne;

Sein Lebenszelt hat er auf einer engen Parzelle aufgeschlagen

Unter dem weiten Blick der sternenübersäten Weite.

Er ist die Krone von allem, was vollbracht wurde:

Damit ist die Arbeit der Schöpfung gerechtfertigt;

Dies ist das Ergebnis der Welt, der Schlusspunkt der Natur!

Und wäre dies alles, und weiter nichts gemeint,

Wäre das, was jetzt scheint, das Ganze, was sein muss,

Wäre dies nicht eine Entwicklungsstufe, durch die wir gehen

Auf unserer Straße von Materie zum ewigen Selbst,

Zum Licht, das die Welten schuf, zum Urgrund aller Dinge,

Dann könnte die begrenzte Sicht unseres Verstandes leicht

Das Dasein als ein zufälliges Ereignis in der Zeit auslegen,

Als Illusion oder Phänomen oder Laune,

Als Paradoxon eines schöpferischen Denkens,

Das sich zwischen unwirklichen Gegensätzen bewegt,

Leblose Kraft, die zu fühlen und zu wissen ringt,

Materie, die sich selbst durch das Mental zufällig deuten konnte,

Nichtbewusstes, das auf monströse Weise Seele erzeugt.

Unwirklich und fern sieht manchmal alles aus:

Wir scheinen in einer Fiktion unserer Gedanken zu leben,

Zusammengesetzt aus Empfindens fantasievollem Reisebericht,

Oder festgehalten auf dem Film von aufnehmendem Gehirn,

Ein Hirngespinst oder Vorkommnis im kosmischen Schlaf.

Ein Schlafwandler, der unter dem Mond spazieren geht,

So durchschreitet ein Abbild des Egos einen ignoranten Traum

Und zählt die Augenblicke einer gespenstischen Zeit.

Mit einer falschen Ansicht von Wirkung und Ursache,

Im Vertrauen auf eine trügerische Aussicht auf den Weltraum

Treibt es unaufhörlich weiter von Szene zu Szene fort,

Nicht wissend wohin, an welch fabelhaften Saum.

Alles hier ist geträumt oder existiert ungewiss,

Wer aber der Träumer ist und woher er schaut

Ist noch unbekannt oder schemenhafte Vermutung nur.

Oder die Welt ist wirklich, doch wir selbst zu klein,

Zu mangelhaft für die Mächtigkeit unserer Bühne.

Eine dünne Lebenskurve kreuzt den titanischen Wirbel

Der Umlaufbahn eines seelenlosen Universums,

Und im Bauch der verstreut dahinrollenden Masse

Lugt von einem kleinen zufälligen Globus ein mentaler Geist hervor

Und wundert sich, was er und alles andere wohl sei.

Und doch nimmt für irgendein verinnerlicht subjektives Sehen,

Das sich seltsamer Weise im blinden Stoff der Materie gebildet hat,

Ein winziges Pünktchen von kleinem Selbst

Gestalt an als des Weltseins bewusster Grundstoff.

So sieht unsere Bühne im Halblicht unten aus.

Dies ist das Zeichen der Unendlichkeit von Materie,

Dies ist die merkwürdige Aussage jenes Bildes,

Das sich der Gigantin Wissenschaft zeigt, Vermesserin ihres Feldes,

Wenn sie die Aufzeichnung ihrer genauen Untersuchung prüft

Und ihre riesige äußere Welt in eine mathematische Formel bringt,

Der Vernunft, gebunden im Kreis der Sinne,

Oder an des Denkens nicht zu fassender weiter Börse

Eine Spekulantin mit spärlichen weitläufigen Ideen,

Abstraktionen in der Ungültigkeit ihrer Währung,

Deren solide Basiswerte wir nicht kennen.

In diesem Bankrott bietet nur Religion

Ihre zweifelhaften Schätze unseren Herzen an

Oder unterschreibt ungedeckte Schecks auf das Jenseits:

Dort soll unsere Armut ihre Wiedergutmachung erfahren.

Sich eines fruchtlosen Lebens entledigend, gehen unsere Seelen fort

In das blanke Unbekannte, oder sie nehmen

Des Todes Pass mit in die Unsterblichkeit.

Doch war dies nur ein vorläufiger Entwurf,

Eine falsche Erscheinung, skizziert von begrenzendem Sinn,

Die ungenügende Selbstentdeckung des Mentals,

Ein erster Versuch, ein erstes Experiment.

Dies war ein Spielzeug zur Belustigung der kindlichen Erde;

Doch Wissen endet bei diesen Mächten an der Oberfläche nicht,

Die auf einem Riff in der Unwissenheit leben

Und sich nicht wagen, in gefahrvolle Tiefen zu blicken

Oder nach oben zu starren, um das Unbekannte zu ermessen.

Es gibt ein tieferes Sehen von innen her,

Und haben wir diese kleinen Bezirke des Mentals verlassen,

Begegnet uns auf den Höhen eine größere Schau

In der leuchtenden Weite von des Geistes Blick.

Zuletzt erwacht in uns eine Zeugen- Seele,

Die auf ungesehene Wahrheiten schaut und das Unbekannte sichtet;

Dann nimmt alles ein neues und wundervolles Antlitz an:

In ihrem Kern erbebt die Welt vor einem Gotteslicht,

Tief im Herzen der Zeit leben und wirken hohe Absichten,

Des Lebens Grenzen bröckeln und verschmelzen mit Unendlichkeit.

Dieses umfassende, konfuse, und doch starre Schema wird

Ein prachtvolles Imbroglio der Götter,

Ein Spiel, ein Werk, das vieldeutig göttlich ist.

Unser Trachten besteht aus kurzlebigen Versuchen

Einer wortlosen und undurchschaubaren Macht,

Die ihr Herausdringen aus bewusstloser Nacht erprobt,

Um ihr leuchtendes Selbst von Wahrheit und Seligkeit zu treffen.

Sie späht auf das Wirkliche durch die Erscheinungsform hindurch,

Sie müht sich in unserem sterblichen Mental und Sinn;

Inmitten der Figuren der Unwissenheit,

In den symbolischen Bildern, gezeichnet von Wort und Gedanke,

Sucht sie die Wahrheit, auf die alle Figuren hinweisen;

Sie forscht mit der Lampe der Vision nach der Quelle des Lichtes;

Sie wirkt, um den Täter aller Werke zu finden,

Das ungefühlte Selbst im Innern, das der Führer ist,

Das unbekannte Selbst im Obigen, das der Zielpunkt ist.

Nicht alles hier ist die Arbeit einer verblendeten Natur:

Ein Wort, eine Weisheit wacht aus der Höhe über uns,

Ein Zeuge, der gutheißt was sie will und tut,

Ein ungesehenes Auge in der nichtsehenden Weite;

Es gibt einen Einfluss von einem Licht im Obigen,

Es gibt ferne Gedanken und versiegelte Ewigkeiten;

Ein mystisches Motiv treibt die Sterne und Sonnen an.

In diesem Durchgang von einer tauben unkundigen Kraft

Zu ringendem Bewusstsein und vergänglichem Atem

Steht eine mächtige Übernatur der Zeit zu Diensten.

Die Welt ist anders, als wir jetzt meinen und sehen,

Unser Leben ein tieferes Mysterium, als wir uns erträumt haben;

Unser Mental ist der Startende im Rennen hin zu Gott,

Unsere Seele ein vom Höchsten gesandtes Selbst.

Auf schmalen Pfaden über das kosmische Feld,

Ein dürftiges Almosen erbittend aus den Händen des Glücks

Und in ärmliche Gewänder gehüllt, so wandert der Eine.

Sogar im Theater der kleinen Leben hier

Atmet hinter der Darbietung heimlich eine Lieblichkeit,

Ein Drängen miniaturhafter Göttlichkeit.

Eine mystische Leidenschaft aus den Brunnen Gottes

Fließt durch die behüteten Räume der Seele;

Eine helfende Kraft stützt die leidende Erde,

Eine ungesehene Nähe und eine verborgene Freude.

Da ist das gedämpfte Klopfen von Lachens Untertöne,

Das Murmeln von einem okkulten Glück,

Ein Frohlocken in den Tiefen des Schlafes,

Ein Herz voll Seligkeit inmitten einer Welt von Schmerz.

Ein Kind, genährt an verdeckter Brust der Natur,

Ein Kind, das in den magischen Wäldern spielt,

Hinreißend flötend an den Strömen des Geistes,

Harrt der Stunde, in der wir uns seinem Ruf zuwenden werden.

In dieser Ausstattung von fleischlichem Leben

Überlebt eine Seele, die ein Funke Gottes ist,

Und manchmal bricht sie durch den schmutzigen Vorhang

Und entfacht ein Feuer, das uns halbgöttlich macht.

In den Zellen unseres Körpers, da sitzt eine verborgene Macht,

Die das Ungesehene sieht und Ewigkeit plant,

Unsere kleinsten Wesensteile haben Raum für tiefste Bedürfnisse;

Auch dorthin können die goldnen Botschafter kommen:

Eine Tür ist eingeschnitten in die Lehmwand des Selbstes;

Über die niedere Schwelle treten mit gebeugtem Haupte

Engel der Ekstase und Selbsthingabe ein,

Und beherbergt in einem inneren Heiligtum von Traum

Leben die Erschaffer des Bildes von der Gottheit.

Erbarmen ist dort und feuerflügelige Aufopferung,

Und Blitze von Mitgefühl und Zärtlichkeit

Strahlen Himmelslichter aus des Herzens abgeschiedenem Schrein.

Ein Werk wird in den tiefen Verschwiegenheiten getan;

Eine Glorie und ein Wunder spirituellen Sinns,

Ein Lachen in des Schönen immerwährenden Raum,

Das Welterfahrung in Freude wandelt,

Bewohnen das Mysterium der unberührten Abgründe;

Eingelullt vom Stundenschlag der Zeit, schläft in uns Ewigkeit.

Im hermetisch versiegelten Herz, dem frohen Kern,

Unbewegt hinter dieser äußeren Gestalt des Todes,

Bereitet die ewige Wesenheit im Innern

Ihr Material von göttlicher Glückseligkeit,

Ihr Reich von himmlischer Erscheinung vor.

Sogar in unser skeptisches Mental der Unwissenheit

Kommt eine Voraussicht auf eine immense Befreiung,

Unser Wille hebt bedächtige und formende Hände ihr entgegen.

Jeder Teil in uns begehrt sein Absolutes.

Unsere Gedanken trachten nach dem immerwährenden Licht,

Unsere Stärke stammt aus einer allmächtigen Kraft,

Und weil aus verhüllter Gottfreude die Welten wurden

Und weil ewige Schönheit nach Gestalt verlangt

Wird sogar hier, wo alles aus dem Staub des Daseins gemacht ist,

Unser Herz gefangen von verführerischen Formen,

Suchen unsere eigentlichen Sinne blind nach Seligkeit.

Unser Irrtum kreuzigt Wirklichkeit,

Um ihre Geburt und ihren göttlichen Körper hier zu erzwingen,

Bedrängend, inkarniert in einer menschlichen Gestalt

Und atmend in Gliedern, die man berühren und umarmen kann,

Ihr Wissen, um ein uraltes Unwissen zu befreien,

Ihr Licht, um das nichtbewusste Universum zu erlösen.

Und kommt jenes größere Selbst wie ein Meer herab,

Um dies Bild unserer Vergänglichkeit zu füllen,

Wird alles von Seligkeit ergriffen, umgewandelt werden:

In Wogen nie erträumter Ekstase werden dahinrollen

Unser Mental, Leben und Sinn, und in einem Lichte lachen,

Anders als diesem hart begrenzten menschlichen Tag,

Das Gewebe des Körpers wird vergöttlicht tief erschauern,

Seine Zellen leuchtende Metamorphose erfahren.

Dieses kleine Wesen der Zeit, diese Schatten-Seele,

Diese lebendige Zwerg-Galionsfigur verdunkelten Geistes,

Wird sich aus seinem Verkehr in belanglosen Träumen erheben.

Seine Form einer Person und sein Ego-Gesicht,

Entledigt dieser sterblichen Farce,

Wie ein Lehmtroll, der in einen Gott geknetet

Neugeschaffen ward in das Bild des ewigen Gastes,

Wird an die Brust einer weißen Kraft genommen

Und, entflammt von der paradiesischen Berührung,

In einem Rosenfeuer süßer spiritueller Anmut,

In der roten Leidenschaft seiner unendlichen Wandlung,

Erzittern, erwachen, und erschauern vor Ekstase.

Als würde man den Bann einer Entstellung aufheben,

Befreit von der schwarzen Magie der Nacht,

Dem dunklen Abgrund die Knechtschaft kündigend,

Wird es schließlich erkennen, wer ungesehen im Innern lebte,

Und tief ergriffen mit Erstaunen im anbetungsvollen Herzen

Vor der inthronisierten Kindgottheit voll bewusst herniederknien,

Erschauernd vor Schönheit und Freude und Liebe.

Doch erst müssen wir den Aufstieg des Geistes vollziehen

Aus der Kluft, aus der sich unsere Natur erhob.

Die Seele muss souverän über die Form sich erheben

Und die Gipfel über dem Halbschlaf des Mentals erklimmen;

Unser Herz müssen wir mit himmlischer Stärke durchdringen,

Das Tier überraschen mit dem okkulten Gott.

Dann, entfachend die goldne Zunge des Opfers,

Rufend die Mächte einer leuchtenden Hemisphäre,

Werden wir die Schande unseres sterblichen Zustandes abwerfen,

Den Abgrund zur Straße für die Herabkunft des Himmels machen,

Unsere Tiefen mit dem übernatürlichen Strahl vertraut machen

Und die Finsternis mit dem mystischen Feuer spalten.

Noch einmal im Geburtsnebel sich wagend

Durch den gefahrvollen Dunst, dem trächtigen Treiben,

Bahnte er einen Weg durch das astrale Chaos

Zwischen den grauen Gesichtern seiner dämonischen Götter,

Ausgefragt vom Geflüster seiner flackernden Geister,

Bedrängt von Zaubereien seiner fließenden Kraft.

Wie jemand, der ohne Führung durch fremde Gefilde wandert,

Ohne zu wissen wohin, noch was er hoffen darf,

Schritt er auf einem Boden, der unter seinen Füßen nachgab,

Und wanderte mit felsenfester Stärke einem fliehenden Ziele zu.

Seine Spur hinter ihm war eine schwindende Linie

Von flimmernden Punkten in einer vagen Unermesslichkeit;

Ein körperloses Gemurmel wanderte an seiner Seite

In der verwundeten Düsterheit, klagend über das Licht.

Ein gewaltiges Hindernis ihr regloses Herz,

Die lauernde Trübheit vermehrte, so wie er ging,

Ihre feindliche Schar toter und starrender Augen;

Die Finsternis glimmte wie eine erlöschende Fackel.

Um ihn herum ein ersticktes Phantom-Gefunkel,

Das mit schemenhaften und irreführenden Formen

Des vagen Nichtbewussten dunkle unermessliche Höhle bevölkerte.

Die Flamme seines Geistes war sein einzig Sonnenlicht.

Ende des fünften Cantos

Share by: