Viertes Buch

Das Buch von der Geburt und Suche

Vierter Canto

Die Suche

Die Weltwege öffneten sich vor Savitri.

Da war zunächst eine Fremde von neuen glanzvollen Schauplätzen,

Die ihr Mental bevölkerte und den Blick ihres Körpers fing.

Doch wie sie über die wechselnde Erde fuhr,

Wallte in ihr ein tieferes Bewusstsein auf:

Als Bürger vieler Plätze und Landstriche

Hatte es jeden Boden und jedes Land zu seiner Heimat gemacht;

Es nahm alle Sippen und Völker als die ihren an,

Bis das gesamte Los der Menschheit ihres war.

Diese ungewohnten Räume auf ihrem Weg

Waren Nachbarn und vertraut einem inneren Sinn,

Landschaften kehrten zurück wie längst vergessene Gefilde,

Städte und Flüsse und Ebenen erfassten ihre Schau

Wie langsam wiederkehrende Erinnerungen, die vor uns erstehen,

Die Sterne in der Nacht waren strahlende Freunde ihrer Vergangenheit,

Die Winde raunten ihr von längst vergangenen Dingen zu

Und sie traf namenlose Kameraden, die sie einst geliebt hatte.

Alles war ein Teil alter vergessener Selbste:

Vage oder mit einem Blitz von plötzlichen Andeutungen

Entsann sich ihr Tun einer vergangenen Wirkenslinie,

Sogar der Grund ihres Antriebs war nicht neu:

Reisende zu einem vorgezeichneten hohen Ereignis,

Schien ihrer erinnernden Zeugenseele sie

Wieder der Spur einer oft unternommenen Reise zu folgen.

Eine Führung trieb die stumm rollenden Räder

Und im begierigen Körper deren raschen Fahrt

Fuhren die dunkelmaskierten verkappten Gottheiten mit,

Dem Menschen von Geburt an unabänderlich zugeteilt,

Empfänger des inneren und äußeren Gesetzes,

Sowohl die Vermittler des Willens seines Geistes

Als auch Zeugen und Vollstrecker seines Schicksals.

Ihrer Aufgabe unerbittlich treu

Halten sie den Ablauf seiner Natur in ihrer Hand,

Fortführend den ununterbrochenen Faden, gesponnen von alten Leben.

Als Begleiter auf der vermessenen Route seines Geschickes,

Die ihn zu erworbenen Freuden und zu gerufenen Schmerzen führt,

Greifen sie sogar in seine zufälligen Schritte ein.

Nichts, was wir denken oder tun, ist wertlos oder umsonst;

Alles ist eine Energie, die, einmal freigesetzt, ihrer Bahn folgt.

Die schattenhaften Hüter unserer todlosen Vergangenheit

Haben unser Schicksal zum Kinde unserer eigenen Taten gemacht

Und aus den Furchen, die unser Wille zog,

Ernten wir die Früchte unserer längst vergessenen Taten.

Doch weil der Baum, der diese Früchte trägt, nicht sichtbar ist,

Und wir in einem Heute leben, geboren aus einem unbekannten Gestern,

Erscheinen sie nur als Elemente einer mechanischen Kraft,

Für ein mechanisches Mental durch der Erde Gesetze verknüpft;

Doch sind auch sie Instrumente eines höchsten Willens,

Überwacht von einem unbewegten allsehenden Auge darüber.

Ein vorausschauender Architekt von Schicksal und Zufall,

Der unsere Leben nach einem vorgesehenen Plan erbaut,

Kennt die Bedeutung und die Folge eines jeden Schrittes

Und schaut den niederen strauchelnden Mächten zu.

Auf ihren stillen Höhen nahm sie über ihren Brauen

Eine ruhig thronende Gegenwart wahr,

Die das Ziel sah und jede schicksalhafte Wendung wählte;

Den Körper benutzte diese als ihr Postament;

Die Augen, die umherschweiften, als deren Suchlichtfeuer,

Die Hände, die die Zügel hielten, deren lebendige Werkzeuge;

Alles war das Walten eines uralten Planes,

Ein Weg, gewiesen von einem unfehlbaren Führer.

Durch weite Mittage und glühende Nachmittage

Begegnete sie der Natur und menschlichen Gestalten

Und lauschte den Stimmen der Welt;

Von innen her getrieben folgte sie ihrem langen Weg,

In der leuchtenden Höhle ihres Herzens stumm,

Wie eine helle Wolke durch den strahlenden Tag.

Zunächst führte ihr Weg weit durch bevölkerte Landstriche:

Zugelassen zum Löwenauge der Staaten

Und auf die Bühnen der lauten Menschentaten,

Wand sich auf verzierten Rädern ihr feingeschnitzter Wagen

Hin durch lärmende Märkte und Wachtürme,

Vorbei an geschmückten Toren, hohen traumskulptierten Fassaden

Und hängenden Gärten im Saphir des Himmels,

Säulenreichen Versammlungshallen mit geharnischten Wächtern,

Kapellen, wo ein stilles Bild dem Leben der Menschen zusah,

Und Tempeln, wie von verbannten Göttern gebaut,

Um ihre verlorene Ewigkeit nachzubilden.

Von vergoldeter Abenddämmerung bis zum silbernen Morgengrauen,

Wo Juwelenlaternen an freskenbemalten Wänden flackerten

Und das Steingitter auf mondbeschienene Zweige starrte,

Glitt sie oft, halbbewusst der träge lauschenden Nacht,

Dunkel zwischen Ufern des Schlafes dahin,

Ruhend in den schlummernden Palästen der Könige.

Weiler und Dörfer sahen das Schicksalsgefährt vorüberziehen,

Heime von Leben, gebeugt über dem Boden, den es pflügt

Zum Unterhalt für seine kurzen und flüchtigen Tage,

Die, vergehend, ihren alten wiederholten Lauf

Unwandelbar bewahren im Kreis eines Himmels,

Der nie sich ändert über unserem sterblichen Mühen.

Weg von den belasteten Stunden dieses denkenden Geschöpfes

Wandte sie sich nun freien und sorglosen Räumen zu,

Noch nicht gestört von menschlichen Freuden und Ängsten.

Hier war die Kindheit der urzeitlichen Erde,

Hier waren zeitlose Träumereien, weit und froh und still,

Die der Mensch noch nicht mit Sorgen zu füllen vermochte,

Herrschaftliche Ländereien des ewigen Sämanns

Und windbewegte Wiesen, blinzelnd in der Sonne:

Oder zwischen grünen sinnenden Wäldern, schroffgestirnten Hügeln,

In der vom Bienensummen erfüllten Luft des raunenden Hains,

Oder vorüber an der sanft verklingenden Stimme von Silberfluten

Eilte wie eine rasche Hoffnung durch eigene Träume reist

Der Wagen der goldnen Braut dahin.

Aus der ungeheuren menschenlosen Vergangenheit der Welt

Tauchten Erinnerungslandstriche und zeitlose Überreste auf,

Domänen des Lichtes, belehnt mit altehrwürdiger Ruhe,

Lauschten dem ungewohnten Laut der Hufen,

Und weite unversehrte verschlungene Schweigsamkeiten

Zogen sie in smaragdgrüne Heimlichkeit

Und bedächtig schweigende Zaubernetze von feurigen Blüten

Umfingen mit bunter Schlinge ihre Räder.

Die starken hartnäckigen Füße der Zeit liefen sanft

Auf diesen verlassenen Wegen, vergessen jetzt

Die starren und verheerenden Runden titanischen Schreitens.

Das innere Ohr, das der Einsamkeit lauscht,

Vernahm sich neigend grenzenlos selbstverzückt

Den Rhythmus des eindringlicheren wortlosen Denkens,

Das sich im Schweigen hinter dem Leben sammelt,

Und die leise süße unartikulierte Stimme der Erde

Stieg in der großen Leidenschaft ihrer sonnengeküssten Trance

Mit sehnsuchtsvollem Unterton empor.

Weit weg vom brachialen Lärm der schreienden Bedürfnisse

Konnte der zur Ruhe gebracht alles suchende mentale Geist,

Sich erholend von seiner blinden Äußerlichkeit des Wollens,

Die unermüdliche Umarmung ihrer stummen geduldigen Liebe fühlen

Und erkannte als Seele die Mutter unserer Formen.

Dieser Geist, taumelnd in den Bereichen des Sinnes,

Dies Geschöpf, zermalmt im Mörser der Tage,

Konnte in ihr weite Räume der Befreiung finden.

Noch war die Welt nicht ganz von Sorge erfüllt.

Der Schoß unserer Mutter hat noch für uns

Ihre kargen Regionen und ihre sinnenden Tiefen bewahrt,

Ihre unpersönlichen Weiten, einsam und beseelt,

Und die Mächtigkeiten, gern heimgesuchte Orte ihrer Verzückung.

Musenlippig nährte sie ihre Symbolgeheimnisse

Und wahrte für ihre reinäugigen Sakramente

Die Talschluchten zwischen ihren Brüsten der Freude,

Für die Feuer der Morgenröte ihre Bergaltäre

Und Hochzeitsstrände, an denen der Ozean sich rekelt,

Und den gewaltigen Gesang ihrer Prophetenwälder.

Gefilde besaß sie von abgeschiedener Fröhlichkeit,

Ebenen, still und selig, in der Umarmung des Lichtes,

Allein mit dem Ruf der Vögel und der Farbenpracht der Blumen,

Und Wildnisse voller Wunder, hell im Glanze ihrer Monde,

Und graue Seherabende, entflammt von den Sternen,

Und dunkle Bewegung in der Unendlichkeit der Nacht.

Erhaben, frohlockend vor dem Auge ihres Schöpfers,

Fühlte sie ihre Nähe zu ihm in der Erde Brust,

Verkehrte noch mit einem Lichte hinter dem Schleier,

Stand noch in Verbindung mit der Ewigkeit darüber.

Einige wenige und bereite Bewohner lud sie ein,

Die frohe Kommunion ihres Friedens zu teilen;

Die Weite, der Gipfel waren deren ganz natürliches Heim.

Es kamen die starken Königsweisen nach hartem Werk,

Ledig der kriegerischen Spannung ihrer Pflicht,

Für ruhig-heitere Treffen in diese Wildnis zu ihr;

Vorbei war der Kampf, Erholung stand bevor.

Glücklich lebten sie mit Vogel, Tier und Blume,

Mit Sonnenschein und dem Rascheln der Blätter,

Und hörten die wilden Winde wandern in der Nacht,

Sinnierten mit den Sternen in deren stummen beständigen Reihen

Und wohnten im Morgen wie in azurnem Zelt

Und waren eins mit der Glorie des Mittags.

Manch einer tauchte tiefer; aus des Lebens äußerer Umklammerung

In eine feurige Heimlichkeit gelockt,

Verweilten sie im unentweiht sternweißen Innern der Seele

Mit einer immerlebenden Seligkeit;

Eine Stimme in der Tiefe der Ekstase und der Stille

Hörten sie, sahen ein allenthüllendes Licht.

Allen zeitgeschaffenen Unterschied überwanden sie;

Mit ihren Herzfasern war die Welt besaitet;

Nahe an jenes Herz gezogen, das da schlägt in jeder Brust,

Erreichten sie durch grenzenlose Liebe das eine Selbst in allen.

Eingestimmt auf das Schweigen und den Weltreim,

Lösten sie den Knoten des einsperrenden Mentals;

Gewonnen war der weite ungetrübte Zeugenblick,

Entsiegelt war das große spirituelle Auge der Natur;

Zur Höhe der Höhen stieg nun ihr täglicher Aufstieg:

Wahrheit beugte sich zu ihnen aus ihrem überirdischen Reich;

Über ihnen loderten die mystischen Sonnen der Ewigkeit.

Die strengen Asketen ohne Namen und Heim,

Das Sprechen, Bewegen und Begehren aufgegeben,

Saßen in sich versunken, fern von jeder Kreatur, allein,

Makellos in ruhigen Höhen des Selbstes

Auf leuchtenden stimmlosen Gipfeln der Konzentration,

Weltnackte Eremiten mit ihrem verfilzten Haar,

Regungslos wie die kalten großen Berge,

Gruppiert um sie herum wie Gedanken einer weiten Stimmung,

Erwartend das Geheiß des Unendlichen, zu enden.

Die Seher, eingestimmt auf den universalen Willen,

Zufrieden in Jenem, der hinter den Formen der Erde lächelt,

Lebten unbeeindruckt vom Drängen der Tage.

Wie grüne Bäume, die einen Hügel umgürten,

Wuchsen um sie junge ernste Schüler, geformt durch ihre Fühlung,

Geübt in der einfachen Tat und dem bewussten Wort,

Reifend im Innern ihren Höhen zu.

Weitwandernde Sucher auf dem Pfad des Ewigen

Brachten zu diesem stillen Quell den Durst ihres Geistes

Und genossen die Kostbarkeit einer schweigenden Stunde,

Badeten in der Reinheit des milden Blickes,

Der, unaufdringlich, sie aus seinem Frieden leitete,

Und durch seinen Einfluss die Wege der Ruhe fanden.

Die Infanten der Monarchie der Welten,

Die heroischen Führer einer kommenden Zeit,

Königskinder, erzogen in dieser weiträumigen Luft,

Wie Löwen tollend unter Himmel und Sonne,

Empfingen halbbewusst ihre gottgleiche Prägung:

Geformt nach dem Bild der hohen Gedanken, die sie sangen,

Erfuhren sie die weite Erhabenheit der Stimmung,

Die uns zu Gefährten des kosmischen Vorantreibens macht,

Nicht mehr an das kleine gesonderte Selbst gekettet,

Bildsam und fest unter der ewigen Hand,

Begegneten kühn und freundlich sie der Natur

Und dienten in ihr jener Macht, die ihre Werke ausgestaltet.

Mit allem seeleneins und von einengenden Banden frei,

Groß wie ein Kontinent voll warmen Sonnenscheins

In weiten Gleichmuts unparteiischer Freude,

Atmeten diese Weisen für Gottes Freude an den Dingen.

Fördernd den sachten Einzug der Götter,

Säend in junge Gemüter unsterbliche Gedanken, die sie lebten,

Lehrten sie die große Wahrheit, zu der die Menschenart steigen muss,

Oder schlossen einigen die Pforten der Freiheit auf.

Unserer ringenden Welt das Licht zukommen lassend,

Das sie atmeten wie Geister, befreit vom dumpfen Joch der Zeit,

Gefährten und Gefäße der kosmischen Kraft,

Übten eine natürliche Meisterschaft wie die der Sonne aus:

Ihr Reden, ihr Schweigen war eine Hilfe für die Erde.

Ein magisches Glück floss aus ihrer Berührung;

Einssein war Herrscher in diesem Waldfrieden,

Das wilde Tier schloss Freundschaft mit seiner Beute;

Hass und Streit zum Aufhören bewegend,

Heilte die Liebe, die aus der Brust der einen Mutter strömt,

Mit diesen Herzen die harte und wunde Welt.

Andere entkamen aus der Enge des Denkens

Dorthin, wo Mental, reglos schlafend, die Geburt des Lichtes erwartet,

Und zurückkehrten, durchbebt von einer namenlosen Kraft,

Trunken in ihren Zellen von einem Blitzwein;

Intuitives Wissen in die Sprache springend,

Erfasst, pulsierend, aufflammend mit dem inspirierten Wort,

Die subtile Stimme hörend, die kleidet die Himmel,

Den Glanz bringend, der die Sonnen entfacht hat,

Sangen sie des Unendlichen Namen und todlose Mächte

In Metren, die die bewegenden Welten widerspiegeln,

Klangwellen des Sehens, entsteigend den enormen Tiefen der Seele.

Manche, dem Ich und seinem Gedankenband verloren

In einem reglosen Meer von unpersönlicher Macht,

Saßen machtvoll, visioniert vom Lichte des Unendlichen,

Oder, Gefährten des immerwährenden Willens,

Erforschten den Plan vergangener und künftiger Zeit.

Manche schwangen sich wie Vögel aus dem kosmischen Meer

Und schwanden in einer hellen und gestaltlosen Weite dahin:

Manche sahen schweigend dem universalen Tanze zu

Oder halfen der Welt durch Weltgleichgültigkeit.

Manche schauten nicht mehr zu, eingetaucht in ein einsames Selbst,

Absorbiert in die Trance, aus der keine Seele zurückkehrt,

All die okkulten Weltlinien auf alle Zeiten abgeschlossen,

Die Ketten von Geburt und Person weggeworfen:

Manche, ganz allein, erreichten das Unbeschreibbare.

Wie ein Sonnenstrahl durch einen schattigen Ort schwebt,

So kam die goldne Jungfrau in ihrem verzierten Wagen

Geglitten zwischen die Sitze der Meditation dahin.

Oft, inmitten heimkehrender Rinderherden in der Dämmerung,

Die mit ihrem Staub die Schatten verdunkelten

Wenn unter den Saum der laute Tag gesunken war,

Am friedvollen Hain der Eremiten gelangend,

Legte sie sich zur Ruhe und zog um sich wie ein Kleid

Dessen Geist geduldigen Besinnens und machtvollen Gebetes.

Oder nahe bei eines Löwenflusses lohfarbener Mähne

Und Bäumen, die emporflehend an einem andächtigen Ufer stehen,

Winkte die feierliche Ruhe einer Dom- und Tempelluft

Ihren eilenden Rädern, den Lauf anzuhalten.

In der Feierlichkeit eines Raumes, die schien

Ein mentaler Geist, der sich längst vergangenen Schweigens entsann,

Wo dem Herzen große vergangene Stimmen riefen

Und wo die ungeheure Freiheit sinnender Seher

Die lange Prägung des Schauplatzes ihrer Seelen hinterlassen hatte,

War wach in klarer Morgenröte oder mondheller Dunkelheit

Die Tochter der Flamme, zugeneigt der stillen Berührung,

Und trank durch sanfte Lider die lautlose Pracht

Und spürte die Verwandtschaft mit ewiger Ruhe.

Doch der Morgen brach an, sie erinnernd an ihre Suche,

Und von ihrer schlichten Liege oder Matte erhob sie sich

Und zog davon, gedrängt auf ihren unvollendeten Weg,

Folgte der schicksalhaften Bahn ihres Lebens

Wie ein Verlangen, das schweigende Götter befragt,

Dann sterngleich in ein helles Jenseits hinübergeht.

Von dort kam sie in große einsame Gebiete,

Wo der Mensch zu menschlichen Schauplätzen zufällig durchzieht

Oder allein in der Weite der Natur zu leben sucht

Und beseelte unsichtbare Mächte zu Hilfe ruft,

Überwältigt von der Unermesslichkeit seiner Welt

Und nicht gewahr seiner eigenen Unendlichkeit.

Ein vielfältiges Antlitz zeigte die Erde ihr

Und rief sie mit einer Stimme, fern und namenlos.

Die Berge in ihrer Eremiten-Einsamkeit,

Die Wälder mit ihrem mannigfaltigen Gesang

Erschlossen ihr die Tore des vermummt Göttlichen.

Auf träumenden Ebenen, einer schläfrigen Ausdehnung,

Dem Totenbett eines blass verzauberten Abends,

Unter dem Glanze eines versunkenen Himmels,

Da lag sie gelassen, wie am Ende einer Zeitepoche,

Oder fuhr durch eine wilde Gruppe dicht gedrängter Hügel,

Die ihre Häupter hoben, um einen höhlenartigen Himmel zu erjagen,

Oder reiste durch ein fremdes und leeres Land,

Wo öde Gipfel in einem bizarren Himmel zelteten

Gleich stummen Wachposten unter einem dahinziehenden Mond,

Oder wanderte in einem verlassenen riesigen Wald,

Der immerfort vom Zirpen der Grillen scholl,

Oder folgte einem langen gleißenden, sich schlängelnden Weg

Durch Felder und Weiden, eingebettet in regloses Licht,

Oder kam in die raue Schönheit von Wüstenraum,

Den nie ein Pflug durchzogen hatte, wo nie eine Herde graste,

Und schlummerte auf nacktem und durstigem Sande

Inmitten des wilden Reizes der Bestie Nacht.

Noch immer unvollendet war die schicksalhafte Suche;

Noch fand sie nicht das eine vorbestimmte Antlitz,

Nach dem sie suchte unter all den Söhnen der Menschen.

Eine grandiose Stille umhüllte den königlichen Tag:

Die Monate hatten genährt das Feuer des Sonnenglanzes

Und nun griff sein brennender Atem den Boden an.

Die Tigerhitze durchstrich die matte Erde;

Alles war aufgeleckt wie von einer lechzenden Zunge.

Die Frühlingswinde schwanden; der Himmel war wie Bronze.

Ende des vierten Cantos
Ende des vierten Buches

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